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wäre schwierig und auch zu unsicher, die Betätigungen
in mehrere Hände zu legen und man ist daher zu
einer zentralisierten Fernbetä tigung
übergegangen, wie sie in Amerika schon lange üblicy
ist. In einem von den Betrieben vollständig un¬
abhängigen Raume sind alle Meß-, Kontroll-, Sicher-
heits- und Warnungsinstrumente untergebracht, die
die herrschenden Betriebsverhältnisse angeben. In
demselben Raume befinden sich auch in übersichtlicher
Anordnung alle Betätigungsknöpfe der Fernsteue¬
rungen, so daß ein einziger Wärter nach
telephonischer Aufforderung oder nach eigenem Er¬
messen Schaltungen oder Betätigungen vornehmen
kann, ohne dabei seinen Standort zu
verlassen. Eine S i g n a I i si e r e i n r i ch-
t u n b mit farbigen Glühlampen gibt die Stellung
der einzelnen Apparate wieder und gestattet dem
Wärter durch Beobachtung dieses Glühlampenbildes
das Arbeiten der Fernbetätigungen zu kontrollieren
und Fehlschaltungen zu vermeiden. Man kann diese
Einrichtung mit dem Gehirn eines Menschen ver¬
gleichen, von welchem die Befehle nach allen Muskeln
ausgehen, und durch welches alle Empfindungen
wahrgenommen werden. Dieses Gehirn oder den
Kommandorvum eines Kraftwerkes zu beschreiben,
würde über den Rahmen dieser Ausführungen hinaus- !
gehen.
Schlußbetrachtung.
Zum Schlüsse möge ein kurzer Überblick über die
in Fenne erzielten Resultate gegeben sein. Seit der
Inbetriebnahme des Kraftwerkes im Januar 1926
sind in wirtschaftlicher Hinsicht die Erfolge des neuen
Kraftwerkes stets gewachsen. So haben z. B. die
Stromerzeugungskosten am Anfange dieses Jahres
die in den Projekten vorgesehenen Zahlen nicht über¬
schritten. Es ist somit Tatsache, daß das Kraftwerk
Fenne den Strom um 3 3% billiger er¬
zeugt als das benachbarte Kraftwerk Lo>uisenthal.
Dieser Strompreis wird im Laufe des Jahres 1927
noch bedeutend günstiger werden, so¬
bald die im Bau befindlichen Unterstationen des
Kraftnetzes vollendet sind, wodurch die vielen Vorteile
des Kraftwerkes noch besser ausgenutzt werden
können.
Es ist aus dieser Betrachtung leicht ersichtlich, daß >
der Bau eines modernen und wirtschaftlichen Kraft¬
werkes, das ein Riesenkapital erfordert, durch die viel
geringeren Stromerzeugungskosten doch bald sich be¬
zahlt macht.
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6 Eine Maschine zur Herstellung von Holzwolle
von Ferdinand Baumann ch. 8
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Amerika war das Land, das Holzwolle zum ersten
Male hergestellt hat, um seine ungeheuren Massen
von Abfällen bei der Forstwirtschaft zu verwerten.
Die Holzwolle besteht aus kleinen und dünnen Spän-
chen, ähnlich den als Füllmaterial verwendeten Pa¬
pierschnitzeln. Das gute Aussehen der Holzwolle, die
überraschende Feinheit und Schmiegsamkeit sowie die
unübertreffliche Sauberkeit mußten die Verfrachter
nach Übersee von selbst darauf bringen, sie zum Ver¬
packen auch der zerbrechlichsten Ware anzuwenden, zu¬
mal sie im Gewicht 40—50 %: Ersparnis gegenüber
anderem Verpackungsmaterial gewährt.
Anderseits erkannte man, wie wir einem gleich¬
namigen Aufsatz in der Zeitschrift « La Science et
la Vde», Paris, von Jean de Villa entnehmen,
bald, daß die Holzwolle sich ausgezeichnet zum Füllen
von Matratzen und allen Arten von Polsterungen
eignete und ein vortreffliches Material zum Filtrie¬
ren von Flüssigkeiten und noch weit mehr zum
Streuen in Viehställen darstellte, wobei man je nach
der Verwendungsart die passendste Holzsorte verar¬
beitet. Grade die gute Elastizität der Holzwolle
macht sie zu einem vorzüglichen Ersatz für Roßhaar;
bei Herstellung aus harzigen Hölzern saugt sie keiner¬
lei Feuchtigkeit auf. Zum Verpacken von Früchten
leistet sie schätzenswerte Dienste, nur muß man bei
dem sehr empfindlichen Steinobst harzige Holzwolle
vermeiden, die leicht den Geschmack beeinträchtigt. In
Werkstätten dient die Holzwolle an Stelle von Putz¬
wolle und Lumpen zum Reinigen der Maschinenteile
und ihre ölaussaugende Eigenschaft findet mannig¬
fachste Verwendung. Schließlich ist die Holzwolle ein
gutes Jsoliermaterial, sofern der Hitzegrad nicht so
hoch ist, daß die Wolle verbrennt oder destilliert. Ins¬
besondere auch bei Eismaschinen, Kalthäusern usw.
hat sie eine ausgezeichnete isolierende Wirkung.
Die Maschine zur Herstellung der Holzwolle ist
nicht sehr kompliziert. Ein langes, schwer gebautes
Untergestell trägt an einem Ende 2 Scheiben, von
denen eine fest und die zweite beweglich ist, und ein
Kurbelrad, das mittels einer Stange die Bewegung
auf das Messergestell überträgt. Das zu verarbei¬
tende Holz wird automatisch weiter geschoben, wobei
die Geschwindigkeit je nach dem Feinheitsgrad der
Wolle verändert werden kann. Von den 2 Messern
ist das eine gerade und das zweite mit Furchen ver¬
sehen; man schärft sie wie Hobelmesser und die Ver¬
stellung gegeneinander regelt sich leicht. Die Messer
schneiden sowohl beim Vorwärtsgange als auch beim
Rückwärtsgange der Maschine. Das zu schneidende