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strömungen ihren Ur¬
sprung verdanken, die
berühmten Sinwrter-
rassen von Rotoma-
hana, dort im Jahre
1896 durch ein Erd¬
beben gänzlich zer¬
stört worden ist.
Außer diesen soll noch
tm Innern des sehr
schwer zugänglichen
Tibet ein Geiseraebiet
vorhanden sein. Über¬
all aber sieht man,
daß diese wunder¬
baren Erscheinungen re¬
lativ kurze Episoden in
der Geschichte der Erde
bedeuten, von noch
schneller vorüber-
gchender Dauer, als
die vulkanischen Er¬
scheinungen es sind,
mit denen sie in
nahem Zusammen¬
hang stehen, und
denen
ihrem
sie ane
ganzen
nt
Zesen
Gesteinformationen am Castle-Geiser.
(Vellowstonepark in Nordamerika.)
ähnlich sind. Man könnte einen Geiser einen Vulkan
nennen, der Wasser statt Lava ausspeit, während
Sneß bereits die Vulkane als Geiser bezeichnete, tn
denen kochendes Gestein wie Wasser durch die Kraft
furchtbarer Gasexplosionen emporgcschlcudert wird.
Auch hier sehen wir wieder, wie die Naturerschei¬
nungen sich in Stufenfolgen wiederholen. Als die
Tempcraturstufe der Erde noch um tausend und mehr
Grad höher lag als gegenwärtig, da vertrat das Ge¬
stein, das heute den festen Panzer unseres Planeten
bildet, die Rolle des Wassers. Lavaströme, die damals
sich langsam verhärtend und wieder lösend nieder¬
gingen, waren die Gletscher jener Zeit; und wir
können uns anderseits eine Zeit denken, wo die Geiser
zu echten vulkanischen
Erscheinungen gewor¬
den sind, deren
flüssige Auswürfe so¬
fort erstarrten, riesige
Lavaströme erzeu¬
gend. Betrachten wir
die Ausbrüche dieser
„Wasservulkane" von
diesem Gesichtspunkte
der Erdcntwicklungs-
geschichte, so müssen
sie unser Interesse
noch in erhöhtem
Maße in Anspruch
nehmen. Deshalb
werden die wenigen
Tage, die ich inmitten
dieser großartigen
Aeußerungen geheim¬
nisvoller Mächte der
Unterwelt zubringen
durste, stets in meiner
Erinnerung zu den
T
Krater des Splendid-Geisers. (Vellowstonepark in Nordamerika.)
tiefsten Eindrücken
gehören, die ein dra¬
matisch bewegtes Na¬
turbild jemals her¬
vorzubringen vermag.
Erschüttert ein Vul¬
kanausbruch unsre
Seele bei aller Schön¬
heit seines Anblicks
mit Schaudern des
Entsetzens, so wirkt
die diamanten¬
sprühende Wasser¬
garbe eines Geisers
nur durch die wun¬
derbare Schönheit
ihres Spiels, wäh¬
rend nur als Unter¬
ton ein heimliches
Grauen vor diesen
Mächten des unter¬
irdischen Feuers, die
so unmittelbar unter
unseren Füßen ar¬
beiten, unsere Seele
leise erzittern macht.
Das Gebiet des
Aellowstoneparkes ist
so groß wie Württemberg und Baden zusammen¬
genommen. Überall quillt hier heißes Wasser aus dem
Boden. Uber 3600 heiße Quellen und 100 Geiser hat
man hier gezählt. Auf der sechstägigcn Reise in der
Mailcoach zieht beständig ein ganzes Panorama von
unerhörten Wundern an uns vorüber. An einer
Stelle, dem Norris Geiser Basin, sieht man in eme
weite Talsenkung, die im ersten Augenblick wie schnee¬
bedeckt erscheint, weil der ganze Boden, auf dem
keinerlei Vegetation bestehen kann, mit weißen
Sinterablagerungen überkrustet ist. Aber aus diesem
scheinbaren Schnee schießen überall Dampfstrahlen
empor, heiße Tümpel dampfen und brodeln. Es ist
ein beständiges Zischen und Brausen und Prusteln,
daß man sich inmit¬
ten einer ungeheuern
Fabrikanlage glauben
könnte. Dieses „Ba¬
sin" liegt 2250 Meter
überm Meere und ist
das höchstgelegene von
den übrigen im Park.
Wahrscheinlich aus
diesem Grunde kom¬
men hier sehr hoch
springende Geiser
noch nicht vor, denn
der Wasserzufluß und
der Druck des Wassers
im Gebirge muß doch
eine Rolle bei diesen
Erscheinungen spielen,
wo das aus den
Wolken niederströ¬
mende Wasser ' mit
dem Feuer der Tiefe
in Zweikampf gerät.
Die größten Geiser