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Der Taucherberuf.
Ueber den Beruf des Tauchers hört man wenig und
siebt noch weniger. Einmal hat man nur ausnahmsweise
Gelegenheit, einen Taucher bei der Arbeit ui beobachten,
zum andern sind die Gegenden, wo die Taucher arbeitet,
meist abgelegen und unzugänglich, schließlich gibt es über¬
haupt nur wenige Taucher. Deutschland leben höchstens
30 Berufstaucher Diese stehen fast alle im Dienst von
Gesellschaften, die sich mit der Bergung gesunkener Schiffe
befassen. Ein Bergungsdampfer bat zwei bis drei Taucher
an Bord. Es sind schwere Schiffe mit bis zu 1000 Ton¬
nen Wasserverdrängung, die ihrem Zweck entsprechend ge¬
baut sind und starke Maschinen, Wasserpumpen, Scblepp-
und Hebevorrichtungen besitzen. Man kann ein Wrack nur
aus geringer Wassertiefe heben. Dagegen kann der Taucher
noch aus einer Tiefe von 45 Metern Leichen, Wertsachen,
Post usw aus dem versunkenen Wrack bergen. Freilich ist
die Arbeit in solwer Tiefe mit übergroßen Anstrengungen
verbunden, die nur kurze Zeitlang ausgebalten Werder
können. Tauchen in größeren Tiefen ist mü Lebensgefahr
verbunden.
Zum Tailchen braucht der Taucher starke Belastung
75—80 Pfund Bleigewichte, die sich aus Brust- und
Rückengewichten und den dicken Bleisohlen unter den
Schuhen zusammensetzen. Der Ballast muß dem Taucher
unter Wasser ein Uebergewicht verleihen, sonst würde er am
Meeresboden nicht gehen können, oder überhaupt nicht den
Grund erreichen, sondern im Wasser schweben. Uebrigens
schadet ein Zuviel an Gewicht nicht, denn der Taucher
kann es ausgleichen, indem er seinen Anzug mit Luft füllt
Ja, er kaun noch mit 20—40 Pfund Belastung ohne
fremde Hilfe an die Wasseroberfläche emporsteigen und
nach Belieben wie ein Vogel in der Luft unter Wasser
emporschweben und sich sinken lassen, je nachdem er das
Gewicht der Wasserverdrängung durch Luftzufuhr oder
Luftentzug verändert.
Rasches Steigen und Sinken unter Wasser ist aber mit
Gefahr verbunden. Der Druck des Wassers, dem der
Taucher ausgesetzt ist, steigt, je tiefer der Taucher sinkt und
nimmt ab, je höher er steigt. Beim Aufenthalt unter-
hohem Druck nehmen nun die Gewebe des Körpers und
das Blut aüö der dem Körper zugeführten Atemlufr Stick¬
stoff auf, der beim Druckabfall wieder entweicht. Dadurch
entstehen in den Geweben und Blutgefäßen Gasblasen,
die sehr ernste, als Druckluftkrankheit bezeichnete Störungen
hervorrufen können. Durch die Atmung muß sich der im
Körper gebundene Stickstoff ausscheiden. Beim Taucher
geschieht dies während des Auisteigens; je länger er unter-
starken Druckverhältnissen stand (d. h. in Wassertiefen von
über >5 Metern verweilte), um so langsamer muß er auf
steigen, um Zeit zum Atmen und zur Ausscheidung zu
haben. Für besondere Fälle, in denen rasches Aufsteigen
des Tauchers erforderlich ist, führen die Bergungsschiffe be¬
sondere Druckanzüge an Bord. Der Taucher wird dann
in solchem Anzug künstlich mit der Luftpumpe wieder unter
Druck gesetzt und langsam entlastet.
Schon Heini Sinken geht der erfahrene Taucher vor¬
sichtig zu Werk. Bis zu zwölf Metern Tiefe kann er sich
ohne Beschwerden in etwa einer Minute sinken lassen. Ein
körperliches Unbehagen setzt ein — Summen in den Ohren,
Druckgefühl auf Augenlider und Schläfen — läßt aber nach
kurzem Verweilen in dieser Tiefe (5—7 Minuten) wieder
Taucher in moderner Ausrüstung.
nach, und das Tauchen kann fortgesetzt werden. In 10
bis 12 Metern Tiefe liegen die meisten Seeschiffe im
Wasser. Von einem guten Taucher wird verlauf, daß er
in solcher Tiefe täglich 6—8 Stunden Arbeit leisten kann.