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Die fiskalische Versuchsstrecke des Königlichen
Steinkohlenbergwerks König in Neunkirchen (5aar).
Von Bergassessor Wilh.de la Sauce.
Die im Jahre 1884 auf Vorschlag der Preußischen
Schlagwetterkommission errichtete, im Laufe der Jahre
verschiedentlich umgebaute Versuchs strecke befindet
sich auf einer alten Halde des Stein¬
kohlenbergwerks König in Neunkirchen
(Abbild. 1 und 2). Maßgebend für die
Wahl dieses Platzes war insbesondere der
Umstand, daß man auf Grube König von
jeher und auch heute noch hochprozentiges
Grubengas in reichlicher Menge zur
Verfügung hat, wie es für die vorzu¬
nehmenden Versuche erforderlich ist.
Als Versuchsstation für die verschie¬
densten Zwecke des Steinkohlenbergbaues
dient die Versuchsstrecke insbesondere
zur Erforschung der Schlagwet¬
ter- und Kohlenstaubgefahr und
ur Prüfung der zu ihrer Be-
e i t i g u n g dienenden Mittel,
ferner
zur Prüfung aller feuer- und
explosionsgefährlichen Be¬
triebsmittel wie namentlich
der Sprengstoffe, der Gruben¬
lampen, elektrischer Maschinen
und Apparate und Explosions¬
motoren auf ihre Sicherheit
gegen Schlagwetter und Koh¬
lenstau b.
Zur Vornahme der hierfür erforder¬
lichen Versuche stehen der Versuchsstrecke die nachstehend
beschriebenen Einrichtungen zur Verfügung:
Die Versuchssirecke oder der Versuchsstollen
(Abbildungen 3 und 4) ist im wesentlichen einer-
unterirdischen Strecke nachgebildet und besitzt bei
Abb. 2. Bersuchsstrecke, Seitenansicht.
ovalem Querschnitt eine Länge von 25 m. Die
Streckenwandung besteht aus drei Lagen von je 3 cm
starken Eichenbohlen, die allseitig mit Nut und Feder
Abb. 1. Versuchsstrecke, Vorderansicht.
ineinandergreifen und von kräftigen Streckenbogen
aus ch-Eisen zusammengehalten 'werden. An dem
einen Ende ist die Strecke durch einen Mauerklotz
abgeschlossen, der den Ortsstoß des unterirdischen
Betriebes darstellt und als Widerlager für den
Schießmörser dient, aus dem Spreng-
schüsse abgegeben werden.
Die an den Mauerklotz angrenzende
Explosionskammer hat einen Inhalt
von 10 cbm und dient zur Herstellung
explosibler Schlagwetter- und Kohlen¬
staubgemische. Weil die Kammer bei der
Prüfung unzuverlässiger Betriebsmittel
mitunter recht schweren Explosionen aus¬
gesetzt ist, hat hrer die Streckenwandung
eine' sechsfache Bohlenlage, außerdem
ist sie mit mehreren kreisrunden als
Sicherheitsventile dienenden Öffnungen
versehen, die mit Gummipfropfen ab¬
geschlossen sind. Bei der Herstellung
explosibler Gemische wird die Kammer
mittels eines Papierschirmes abgeschlossen
und die erforderliche Menge Gruoengas
(Methan) eingelassen. Der feine Kohlen¬
staub wird mittels eines Trichters durch
eine Öffnung in der Firste der Strecke
eingebracht.' Das Schlagwettergemisch
und der Kohlenstaub werden durch einen
von Hand zu betätigenden Flügelapparat
aufgewirbelt und mit der Luft in der
Explosionskammer innig gemischt.