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zählende Menschenmenge hatte sich in den
Straßen, durch die der Fürst fuhr, eingefunden.
Ganz besonders groß war die Menschenmasse,
die sich in der Bahnhofstraße zu beiden Seiten
angesammelt hatte. Gegen 5 Uhr traf der
Großherzog Friedrich August und sein Flügel¬
adjutant, Herr Oberst v. Jordan, in unserer
Stadt ein. Das Auto durchfuhr die Lebacher,
Wald-, Parallel-, Trierer-, Bahnhof-, Markt¬
straße, bog vom St. Johanner Markt in die
Saarstraße ein und fuhr durch die Schiller-,
Bismarckstraße, Obere Lauerfahrt am Staden
entlang, durch die Hellwig-
und Mainzer Straße nach
dem Schloß Halberg
zum Besuche der Freifrau
von Stumm.
Mittlerweile hatte das
Infanterie-Regiment Nr. 70
auf dem Kasernenhof 1 int
Ordonnanzanzuge Aufstel¬
lung zum Empfang feines
Chefs genommen, die Batail¬
lone standen in Kompagnie¬
fronten und bildeten ein
offenes Viereck; auf dem
rechten Flügel des 1. Batail¬
lons standen die Regiments¬
musik und die Spielleute,
dem 2. Bataillon gegen¬
über hatten der Verein
der Oldenburger und
der Verein ehem. 70er
Ausstellung genommen. Die
Kasernen des Regiments
und der Kasernenhof trugen
reichen Girlanden- und
Fahnenschmuck. Gleich nach
6 Uhrtrafder Großherzog ein. Der Regiments¬
kommandeur der 70er, Oberst von Leipzig,
erwartete den Fürsten am Kaserneneingang,
machte ihm Meldung und begrüßte ihn im Namen
des Regiments. Der Großherzog in der
Uniform eines preußischen Generals reichte dem
Regimentskommandeur die Hand, dankte für
den Willkommensgruß und unterhielt sich kurze
Zeit mit Herrn Oberst von Leipzig. Als der
Fürst den Kasernenhof betrat, überreichte Frau
Bergwerksdirektionsfekretär Vogel dem Fürsten
einen von Schleifen in den Oldenburger Farben
gehaltenen Blumenstrauß und entbot ihm den
Willkommen der in Saarbrücken lebenden Olden-
burgerinnen, betonend, daß diese.auch fern der
Heimat ihrem Herrscherhause Liebe und Treue
bewahrten. Großherzog Friedrich August
dankte herzlich für diese Aufmerksamkeit und
betrat nunmehr den Kasernenhof. Er schrill
die Fronten des Regiments ab, jedes Bataillon
mit einem lauten „Guten Morgen" begrüßend,
das mit einem kräftigen „Guten Morgen, Kgl.
Hoheit", beantwortet wurde. Auch den Verein
der Oldenburger und den der ehem. 70er begrüßte
der Fürst also. Hierauf trat der Großherzog
mit seiner Begleitung in die Mitte des Platzes
vor das Regiment.
Der Regimentskommandeur Oberst von
Leipzig wandte sich zur
Begrüßung des Großherzogs
zunächst an das Regiment,
indem er etwa folgendes
ausführte:
„Musketiere! Als vor
Jahresfrist die Nachricht
beim Regiment eintraf, daß
Seine Königliche Hoheit,
Gro ß h erzo g Friedri ch August
von Oldenburg, zum Chef
des Regiments ernannt fei,
da beseelte hohe Freude,
Jubel und Begeisterung das
Herz eines jeden braven
70ers. Diese hohe Aus¬
zeichnung soll für jeden im
Regiment ein Ansporn fein
zu treuer Pflichterfüllung,
treuer Hingabe im Dienst
und tadelloser Führung.
(An den Großherzog sich
wendend, fuhr Oberst von
Leipzig fort):
Ew. Königliche Hoheit
wollen gnädigst gestatten,
daß ich im Namen des Regiments untertänigsten
und herzlichsten Dank und unsere hohe, allge¬
meine Freude zum Ausdruck bringe dafür, daß
Ew. Königliche Hoheit geruht haben, heute beim
Regiment zu erscheinen.
Und nun wollen wir das Gelöbnis treuer
Liebe und Pflichterfüllung in dem Ruf zusammen¬
fassen: Se. Königliche Hoheit, der Großherzog
von Oldenburg, der hohe Chef unseres Regi¬
ments: Hurra, hurra, hurra!"
Die 70er Kapelle spielte hierauf die olden-
burgifche Nationalhymne.
Der Großherzog von Oldenburg hielt
dann etwa folgende Ansprache:
„Mein lieber Herr Regimentskommandeur!
Ich sage Ihnen meinen herzlichsten Dank für
Grotzherzog Friedrich August an sein Regiment.