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kleide- und Waschraum sind nicht getrennt, wie man es
neuerdings vielfach findet, sondern vereinigt; dabei ist
aber durch reichliche Belüftung im Oberlicht außerhalb
der Badestunden für ausgiebige Trocknung der Gruben¬
kleider gesorgt.
An der anderen Seite des Ganges liegen die freundlich
ausgestattete Kafseküche, das Verbandszimmer und
Abortanlagen.
von der Mitte des Ganges aus führt rechts ein
Ansgang zur Lampenstube mit mechanischer Lampen¬
reinigung und einer erplosionssicheren Benzinlagerung
für j8 ooo 1 nach dem System Martini & Hünecke. Sie
gestattet den Bezug des Benzins, das früher fässerweise mit
der Fuhre von der Bergfaktorei Saarbrücken abgeholt
werden mußte, in Tankwagen auf den: Eisenbahnwege.
In der Lampenstube ist auch die Telephonzentrale
untergebracht. Es sei dabei bemerkt, daß an diese Zentrale
nicht nur fast sämtliche Bureaus, sondern auch ein weit¬
verzweigtes Betz in der Grube selbst angeschlossen ist.
Es leistet in der Förderung und im sonstigen Gruben¬
betriebe viele Dienste und soll namentlich auch im Ernst¬
fälle für Rettungszwecke dienen.
vonderLampcnftubegelangenwir, in gleicher Richtung
weitergehend, zum Verlesesaal. An seinen 4 Ecken
sind Steigerbureaus angeordnet; an der einen Längsseite
liegt das Materialienmagazin mit Eingang zur
Gezäheausgabestelle vom Verlesesaal aus. Das Magazin,
das sich im Kellergeschoß auch unter den Verlesesaal
erstreckt, ist zur Verminderung der Feuersgefahr mit
eisernen Schränken und eisernen Regalen ausgestattet;
es besitzt einen Aufzug zwischen Keller- und Obergeschoß
sowie eine mechanische Oelzapfanlage. Die verschiedenen
Delsorten, die im Betriebe Verwendung finden, werden
bei dieser Anlage in großen Kesseln aufbewahrt, aus
denen sie mit Hilfe von Druckluft abgezapft werden.
Die Bureaus des Obersteigers, der Fahrsteiger und
anderer Beamten liegen im zweistöckigen Mittelbau, dem
Verwaltungsgebäude, das an der Straße entlang
Verlesesaal und Badeanstalt, sieüberragendund von einem
Turm gekrönt, auch äußerlicb zu einem einheitlichen
Ganzen harmonisch vereinigt.'"') Außer den Bureaus
enthält dieser Mittelbau noch das Beamtenbad, Räume
der Kaffeeküche für Beamte und im Untergeschoß eine
helle, geräumige Kochküche, in der alljährlich Koch- und
Bähkurse für die Bergmannstöchter stattfinden. Erwähnt
sei schließlich noch die ausgedehnte elektrische Uhren¬
anlage, die sich über die gesamten Tagesanlagen erstreckt
und auch zu selbsttätigen Signalen beim verlesen (nebst
Vorsignalen für die Steiger), beini Beginn und Schluß
der Schicht, sowie bei pausen herangezogen werden wird.
vom Zechensaal begeben sich die Bergleute am Ge¬
bäude der Hauptfördermaschine vorbei zur S ch ach th a l l e.
Bier sehen wir drei Kreiselwipper mit ebensoviel Lese¬
bandsystemen, unter ihnen eins mit einer Kontrollein¬
richtung für unreine Kohlen. Die Lesebänder liegen
parallel zu den Gleisen des Grubenbahnhofs. Letzterer
ist von der Ebene der übrigen Tagesanlagen durch eine
m hohe Futtermauer getrennt, die beiderseits in
nächster Zeit noch fortgeführt wird. Zwei elektrisch
angetriebene Schiebebühnen besorgen den Rangierbetrieb.
Die Kohlenwäsche, deren Bau vor kurzem be¬
gonnen wurde, wird von Meguin & Lo. in Dillingen
geliefert und soll stündlich \oo t leisten.
*) Die Leser des „Bergmannsfreund" werden sich
erinnern, daß wir im Vorjahre einen ausführlichen
Artikel über dieses Gebäude brachten.
Das 30 m hohe Schachtgerüst ist, wie der Schacht,
für zwei Förderungen eingerichtet, eine Haupt-
förderung mit Fördergerippe von 4 Etagen zu je
2 Förderwagen mit 500 kg Inhalt hintereinander und
eine Bebenförderung für 2 Etagen zu je t Magen.
Die Hauptfördermaschine ist eine moderne Koepe-
Maschine mit Zwillings-Tandem-Anordnung und einer
Treibscheibe von 8 m Durchmesser; sie ist erbaut von
der Friedrich-Milhelm-Hütte in Mülheim (Ruhr). Die
Bebenfördermaschine ist eine altere Bobinenmaschine
mH Bandseilen.
Unter den übrigen Tagesanlagen sind noch besonders
erwähnenswert das Kesselhaus und die M a schinen-
halle. Ersteres hat \2 Flammrohrkessel von insgesamt
92? 9,11 Heizfläche, größtenteils mit mechanischer Murf-
feuerung ausgestattet; zwei von diesen Kesseln dienen
zur Beheizung der Gebäude. Die Kohlen werden z. Z.
größtenteils von der unteren Lesebandbühne der Rätter-
halle aus den Griesbehältern abgezogen und durch einen
Stollen und einen Aufzug zu den über den Kesseln
liegenden Kohlenbunkern gebracht. Bach Fertigstellung
der Mäsche treten darin entsprechende Aenderungen ein.
Zur Zeit werden zwei weitere Keffel (Hochleistungs-
Röhrenkessel mit je 240 gm Heizfläche) beschafft. Zur
Kesselanlage gehören ein Economiser von 540 gm Heiz¬
fläche und ein 50 m hoher Kamin. I" der Maschinen¬
halle sehen wir einen Kolbenluftkompressor von 3000 cbni
Leistung auf 6 Atm., erbaut von jdokorny & Mittekind,
einen Abdampfturbokompressor mit Fcischdampfstufe von
der Gutehoffnungshütte für 6000 ct>m, der den Abdampf
der vorhandenen Dampfmaschinen, namentlich der beiden
Fördermaschinen, ausnutzt, sowie einen fünfstufigen Hoch-
druckkomprefsor mit elektrischem Antrieb für 845 cbm und
t 50 Atm. von Rud. Meyer, A. G. zu Mülheim (Ruhr).
Letzterer betreibt die Druckluftlokomotivförderung auf
der I. Sohle, die mit 4 Lokomotiven umgeht und den
Hauptteil der Förderung bewältigt. Die Druckluft¬
lokomotiven speichern Luft von 130—\40 Atm. in ihren
4 großen Vorratszylindern auf; die Luft wird nach
Reduzierung auf 10 Atm. (bei den Zwillingsmaschinen)
bezw. auf 16 und 4 — 5 Atm. (bei den Verbundmaschinen)
in den Arbeitszylindern nutzbar gemacht. Die Loko¬
motiven haben bei einer Belastung mit 40 Magen und
bei 3 m Geschwindigkeit einen Aktionsradius von 2 km,
d. h. sie können mit einer Füllung 40 leere Magen
vom Schacht aus 2 km ins Feld fahren und 40 be¬
ladene Magen zun: Schacht zurückbringen.
Außerdem enthält die Maschinenhalle die Haupt-
schaltanlage der Grube. Der elektrische Strom wird
von den Zentralen Heinitz und Louisenthal mit jo000
Volt geliefert und in einer Unterstation in Velsen auf
5000 Volt umgeformt; außer zu dem Hochdruck¬
kompressor findet er u. a. Anwendung für den Betrieb
von 2 Kreiselpumpen von 2 bezw. 5 cbm minütlicher
Leistung, die auf der II. Sohle stehen und vorwiegend
Masser vom Spülversatz pumpen; ferner am Ostschacht
für den Betrieb eines weiteren Reserve-Kompressors
von 4500 cbm und 6 Atm. Endpressung und des
Grubenventilators — es sind zwei Rateauventilatoren
für 6000 bezw. 7000 cbm bei 120 mm Depression und
3,3 qm Grubenweite vorhanden, von denen der kleinere
in Reserve steht —. Der größere der beiden Ventilatoren
hat eine Umkehrvorrichtung, sodaß er im Bedarfsfälle
statt zu saugen auch Metter in die Grube blasen kann.
Für den Landabsatz ist eine Land Halde mit besonderer
Einfahrt von der Zufuhrstraße aus angelegt. Unter
Ausnutzung der Terrainverhältnisse hat man durch
vertiefte Lage der Landhalde einerseits erreicht, daß die