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Der Grotzherzog Friedrich August und der Erbgrotzherzog
von Oldenburg.
Ein vor kurzem von der Hofphotographin
Fräulein Anna Feilner in Oldenburg i. Gr.
aufgenommenes, recht gelungenes Bildchen,
welches unserm Kalender zur besonderen Zierde
gereicht, stellt Niki, den jugendlichen Erb-
großherzog Nikolaus von Oldenburg
dar, wie er seinem Vater, dem regierenden
Großherzog Friedrich August Meldung
macht.
Der Großherzog trägt, wie immer, die Uni¬
form seines oldenburgischen Dragonerregiments
mit Mütze. Vor ihm
steht der jetzt 15jährige
Erbgroßherzog Niki
in der kleidsamen,
hellblauen Dienstuni-
sorm der Oldenburger
Dragoner, die Hosen in
blanken Reiterstieseln,
das weiße Bandelier
über der Brust, den Helm
auf dem Kopfe. In
streng ordonnanzmäßi¬
ger Stellung, die Linke
am Säbel, die Rechte mit
den weiß ledernen Hand¬
schuhen an der Hosen¬
naht, bringt er eine
dienstliche Meldung in
wohlgesetzten Worten,
aber soldatischer Kürze
vor. Offen sieht er dabei
seinem Vorgesetzten ins
Auge; der aber verrät
mit keiner Miene, daß er
die dienstliche Meldung
von seinem eigenen
Fleisch und Blut ent¬
gegen nimmt.
Der Groß herzog bleibt ganz „Dienst
fürs Vaterland" und scheint aufmerksam den
Worten des Meldenden zu lauschen, jeder Zeit
bereit, dem jungen Dragonerossizier, wenn er seine
Meldung nicht in gehöriger Weise vorbringt, einen
Rüffel zu erteilen, denn er ist höchster Vorgesetzter.
Aber die Sache wird wohl gut ablaufen, das sieht
man aus den zwar ernsten, aber doch zufriedenen
Mienen des Großherzogs.
„ Von seinem bald 60jährigen Vater wird
die Erziehung des Erbgroßherzogs mit aller
Sorgfalt und Strenge geleitet, damit der
I®
junge Prinz dereinst wohlvorbereitet und als
urteilsreifer Mann die Regierung seines Landes
antreten kann.
Daneben ist auch der körperlichen Aus¬
bildung des Prinzen besondere Aufmerksamkeit
zugewendet worden. Schon mit 5 Jahren saß
Prinz Niki zu Pferde und tummelte sich im
Rasteder Park aus seinem Pony. Es war
eine Lust, zuzusehen, wie sein Gaul aufs Wort
gehorchte und auf den Pfiff seines Gebieters
überall erschien, wo er gebraucht werden sollte.
Auch den militä-
ris ch enDri ll h at d erPrinz
sich rasch angeeignet.
So ist- der Erbgro߬
herzog zu einem kecken
Reiter herangewachsen,
dem der Kaiser ver¬
gangenes Jahr das
Leutnantspatent ver¬
liehen hat.
Es ist nicht zu ver¬
wundern, daß dem
jugendlich-schönen,
frisch freudigen und
lebenslustigen Fürsten¬
sohn, der in Olden¬
burg tagtäglich ohne
Dienerschaft ausreitet,
aller Herzen entgegen¬
schlagen, besonders aller
jungen Damen, die
von seiner liebens¬
würdigen Freundlichkeit
ganz entzückt sind.
Mögen die Hoffnungen,
die S.Königliche Hoheit
der Großherzog und
das ganze Oldenburger-
Land aus ihn setzen, sich erfüllen und der
junge Prinz durch eine^ frisch freudige Jugend
sich zu einem tüchtigen Offizier entwickeln,
zur Freude seines erlauchten Vaters,
des Großherzogs, zur Freude des
Oldenburger Lande's.
So tief ist lein Leid, es muß dir gelingen.
Dich mannhaft daraus emporzuringen:
Bedeut' doch, du bringst ja aus unterster Schicht,
So tief sie auch sanken, die'Kohlen ans Licht.
Drunten umringen mich hundert Gefahren,
Aber ich weiß: Gott wird mich bewahren.
Hebt er doch, sollt' ich die Erde nicht schauen,
Höher empor mich zu himmlischen Auen.