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sich eine enorme Produktion. In dem kurzen Zeit¬ 
raum von 472 Jahrzehnten hat seitdem Südafrika 
die gewaltige Menge von 400 Zentnern Diamanten 
im Werte von 2000 Millionen Mark gefördert. 
Der Abbau der Diamanten in Südafrika erfolgt 
durch einen regelrechten bergmännischen Betrieb mit 
Hilfe von Schrchtanlagen. Der dmmantführende Blau¬ 
grund wird mit Fördermaschinen zutage gebracht und 
auf tausenden von Hektaren umfassenden Flächen aus¬ 
gebreitet, damit er in kurzer Zeit zerfällt, oder er wird 
direkt auf mechanischem Wege zerkleinert. Der so ver¬ 
breitete Blaugrund wird dann in geeigneten Wasch¬ 
maschinen weiter verarbeitet, wobei durch reichliche 
Wasserspülung eine vollkommene Trennung der Dia¬ 
manten von dem tauben Gestein erzielt wird. 
Da es für die Arbeiter in den Minen leicht ist, 
Diamanten zu beseitigen, bestehen in Südafrika sehr 
strenge gesetzliche Vorschriften. Wer im Besitz von 
ungeschliffenen Diamanten betroffen wird, ohne sich 
durch eine behördliche Bescheinigung über die Herkunft 
ausweisen zu können, wird mit Zuchthaus bestraft. 
Ein beliebter Negerkniff ist es, kurz vor ihrer Ent- j 
lassung beiseite ge¬ 
schaffte Diamanten 
zu verschlucken. Sie 
werden deshalb alle 
einer Rizinusölkur 
unterworfen, ehe sie 
die Gruben verlassen 
dürfen, und dabei 
werden oft beträcht¬ 
liche Vermögen zu¬ 
tage gefördert. 
Die Untersuchung 
und Ausbeutung der 
Diamantfelder in 
Deutsch-Südwest-^ i 
asrika hat bisher ein 
weit erfreulicheres 
Resultat ergeben, als 
man nach den ersten 
Nachrichten anneh¬ 
men zu dürfen glaubte. 
Die Geburtsstätte der Diamantengewinnung in 
Südwestafrika ist Kolmanskop, 17 Kilometer von 
Lüderitzbucht entfernt, auf der Strecke nach Keetmans- 
hoop. Inzwischen sind aber diese wertvollen Edelsteine 
außer in der Gegend von Luderitzbucht auch an ent¬ 
fernteren Küstenplätzen, an der Spencer Bai, bei 
Sandwichhafen usw. gefunden worden, und man kann 
nicht wissen, ob nicht noch mehr und reichere Funde 
gemacht werden. Hoffen wir das Beste. 
Wo die deutschen Diamanten herkommen, hat man 
noch nicht feststellen können. Die Werkstatt, in der 
die Natur den König der Edelsteine herstellt, hat man 
noch nicht aufgefunden. 
Die meisten Kenner vertreten die Ansicht, die Dia¬ 
manten voll Lüderitzbucht entstammten ebenso wie die 
südafrikanischen dem Blaugrund, und die gewaltigen 
Sandstürme, die in der Namib aus Süden toben, 
hätten die Steine im Laufe der Jahrhunderte auf den 
jetzt aufgefundenen Lagerstätten mit den anderen kleinen 
Steinchen zusammengeweht. Manche meinen, daß die 
Ursprungsstelle der Steine im Meere in der Gegend 
der Elisabethbai südlich von Lüderitzbucht liegt, daß 
sie durch die Wellen ans Land gespült und durch den 
Wind landeinwärts getrieben worden sind. Andere 
wiederum glauben, daß sich in früherer Zeit über den 
jetzigen Fundstellen Gesteinsrücken oder Hügel, worin 
die Diamanten eingeschlossen waren, erhoben hätten. 
Die Verwitterung habe das Gestein dann zerstört und 
die Diamanten seien liegen geblieben. Gegen diese 
und all die verschiedenen anderen Erklärungsversuche, 
die mau angestellt hat, lassen sich nach den Äußerungen 
der Sachvergändigen Einwendungen erheben. 
Dre wichtigste Frage, die sich über den Diamant¬ 
funden in unserem südwestafrikanischen Schutzgebiet 
erhebt, ist die: Welcher Art ist dieses Vorkommen und 
wie groß ist der vorhandene Vorrat? 
Nach den Mitteilungen der Sachverständigen und 
Forscher kann leider weder nach der einen noch nach 
der anderen Seite eine positive Antwort gegeben wer¬ 
den. Diamanten sind bekanntlich, wie bereits erwähnt, 
mineralogisch gesprochen, kristallisierter Kohlenstoff. 
Soviel man bis jetzt weiß, finden sich b;efe Kohlen¬ 
stoffkristalle in ihrer ursprünglichen Lagerung fast stets 
im Zusammenhange mit gewissen vulkanischen Gesteins¬ 
arten, meist mit dem sogenannten Blaugrund, der an 
verschiedenen Stellen Südafrikas kraterartige oder 
gang- und röhrenförmige Hohlräume in dem um¬ 
gebenden Gestein 
ausfüllt. Aus sol¬ 
chem Blaugrund 
werden durch berg¬ 
männischen Abbau 
auch die Steine von 
Kimberley und 
Pretoria gewonnen. 
Blaugrund findet 
sich nicht nur auf 
englischem, sondern 
auch auf deutschem 
Gebiet, doch haben 
die Untersuchungen 
bisher kein positives 
Ergebnis gehabt. 
Die eigentlichen 
Ursprungsstellen 
unserer südwestafri¬ 
kanisch nt Diaman¬ 
ten sind daher noch 
immer vollständig rätselhaft; trotz eifrigen Suchens 
ist es bisher nicht gelungen, weder anstehendes Gestein, 
aus der die Steine stammen könnten, noch auch die 
sonstigen so charakteristischen Begleitmineralien zu fin¬ 
den. die mit den Diamanten zusammen im Blaugrund 
vorkommen. Blaugrund ist im Hinterlandtz von Lüderitz¬ 
bucht allerdings gefunden worden, was es aber damit 
für eine Bewandtnis hat, bleibt abzuwarten. 
Die tägliche Produktion an Diamanten in unserem 
südwestafrikanischen Schutzgebiete betrug anfangs des 
Jahres 1609 bereits 600 Karat, obgleich erst 
ein Teil der bereits verliehenen Diamantfelder produ¬ 
zierte. Bei 300 Arbeitstagen bedeutet das immerhin 
schon eine Jahresbeute von rund 200000 Karat. Die 
Sachverständigen glauben, daß dieselbe mit Sicherheit 
auf 300000, wenn nicht auf 500000 steigen wird. 
Gegenwärtig dürfte die tägliche Ausbeute schon 1000 
bis 1500 Karat überschritten daben. 
Als die ersten Nachrichten über den Fund von 
Diamanten bei Lüderitzbucht nach Deutschland gelang¬ 
ten, hielt man sich darüber auf, daß die Steine so 
klein seien. Die meisten bisher gefundenen Tramanten 
haben ein Gewicht von V5 bis V3 Karat, also etwa 
die Größe von Hirsekörnern bis ganz kleinen Pfeffer¬ 
körnern. Im Juweliergewerbe kommen aber noch 
Arbeiter am Schüttelsieb.
	        
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