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stellt man sich vor die Lokomotive, faßt den
Bügel mit beiden Händen an und schiebt ihn
ohne anzuheben in horizontaler Richtung zurück.
(Siehe Abbildung 1 und 2.) Sind die Hände
nicht frei, dann stellt man sich dem ankourmen-
den Zuge ruhig entgegen und hält mit dem
Bein — in seitlicher Stellung — (siehe Ab¬
bildung 3) den Bügel an, wodurch er sich
zurückschiebt und die Lokomotive stillsetzt.
4. Unbefugtes Stillsetzen der Lokomotiven,
sowie mißbräuchliche Betätigung der Hilfsein¬
richtungen für den Betrieb der führerlosen
Lokomotiven — wie Blockierungs- und auto¬
matische Weichenvorrichtungen — ist verboten
und wird bestraft.
5. Die Lage der Blockierungs- und Weichen¬
einrichtungen ist durch weißen Anstrich der Strecken¬
stöße beiderseits aus 3 Meter Länge gekennzeichnet.
Mn Nevamannspatvisvch
ist mit dem am 18. Dezember 1910 im hohen Alter
von 84 Jahren in Dayton (Ohio) verstorbenen ehe¬
maligen Saarbergmann Heinrich Roth, welcher
bis zum Jahre 1876 auf Grube Dudweiler beschäftigt
war und im genannten Jahre im Alter von 50 Jahren
in Pension ging, dahingegangen.
Nach mehr als 30jährlger Bergmannsarbeit trieb
es ihn nach einem neuen Betävgungsgebiet; er wurde,
wie viele andere, von dem zu jener Zeit herrschenden
Auswanderungstanmel er¬
griffen und siedelte nach der
neuen Welt, nach Amerika,
über. In unserem deutschen
Vaterlande lagen damals die
Verhältnisse noch nicht so wie
heute. In jenen Zeiten mußten
jährlich Hunderttausende
fleißige deutsche Staatsange¬
hörige auswandern, um in
fernen Weltteilen ihren Lebens¬
unterhalt zu suchen, da Handel
und Industrie im Heimatlands
all die tätigen Hände noch
nicht beschäftigen konnten.
Jetzt ist das alles anders ge¬
worden. Unser herrliches
deutsches Reich mit seinen
großen Kolonieen hat hin¬
reichend Platz für deutschen
Fleiß und deutsche Intelligenz.
Unserem wackeren Hein¬
rich Roth scheint es im
fernen Amerika geglückt zu
sein, durch Fleiß und Aus¬
dauer sich eine geachtete
Stellung zu schaffen.
Eine rührende Anhäng¬
lichkeit bewahrte er seiner
Heimat an der Saar; um stets über alle Vor¬
kommnisse aus dem Saargebiet auf dem laufenden
zu sein, mußten ihn seit vielen Jahren „Bergmanns¬
kalender" und „Bergmannsfreund", als gute
heimatliche Chronisten, getreulich über die Vorgänge
aus Stadt und Land unterrichten.
Da der Verstorbene, wie schon erwähnt, bereits im
Jahre 1876 pensioniert wurde, so hat er seit dieser
Zeit über 13000 Mk. Knappschaftspension be¬
zogen. Anläßlich der Beerdigung des Herrn Roth
brachte die „Daytoner Volkszeimng" vom 21. Dezember
1910 folgenden Artikel: „Ein überaus zahlreiches
Trauergesolge gab dem entschlafenen Patriarchen
Heinrich Roth das Geleite zu seinem letzten Ruheplatze
im Woodland-Friedhofe, wo die Kinder dem Vater
ein idyllisch schön gelegenes Fleckchen Erde zum
langen Schlummer ausgewählt hatten. Pastor I. G.
Müller von der Evang.-Lulh. St. Johanneskirche leitete
die Trauerfeier und hielt im Trauerhause an der
Quitmanstraße eine tiefempfundene Rede, der er den
Bergmannsgruß „Glückauf" zu Grunde gelegt hatte.
Der Verstorbene war sein ganzes Leben lang ein
Bergmann gewesen und hatte den Beruf mit allen
seinen Gefahren gründlich
kennen gelernt. Die so
wohldurchdachten Worte des
geistlichen Herrn machten einen
tiefen Eindruck auf die Leid¬
tragenden. Ein Blumenstück,
das die Kinder gewidmet
hatten, zeigte das Bergmanns¬
wappen mit dem bekannten
Gruß und bildete das Mittel-
stück zahlreicher schöner
Blumenspenden. Die Sänger
des „Harugari Liederkranz"
trugen unter Leitung von
Dirigent Metzner zwei Trauer¬
gesänge vor, die mit ihrem
Wohlklang die Stimmung ver¬
tieften und wehntütige Gefühle
bei den Hörern auslösten.
Unter der Erde ruht nun der
tote Schläfer, der so manche
Stunde vorher schon unter
der Erde zugebracht hat. Er
ruhe sanft!" — Mit Freude
haben ww diesen Artikel ge¬
lesen, besonders aber hat es
uns angenehm berührt, so
schrieb der „Bergmanns¬
freund" in seiner Nummer 6
vom 14. Januar 1911, daß dieser alte Bergmann auch
drüben im fernen Amerika stets seinen deutschen
Bergmanns st and in Ehren gehalten, das
beweisen die sinnigen Blumenspenden seiner Kinder,
die gewiß wußten, woran des Vaters Herz bis zu
seinem Stillstand hing. Daß der Verstorbene aber
auch seinen deutschen Kameraden durch viele schöne
Eigenschaften seines Charakters alle Ehre gemacht
und es zu hohem Ansehen gebracht, geht aus einem
sehr anerkennenswerten Artikel einer anderen ameri¬
kanischen Zeitung hervor, die sogar das Bild des
Verstorbenen brachte. Mögen alle unsere Bergleute
stets ihren Stand so hoch halten, sie werden dadurch
sich selbst ehren.