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HO. Male erscheint der „Saarbrücker Bergmanns-
kalender", um nach altgewohnter Weise seinen
Lesern vieles darzubieten und die bisherigen Jahrgänge
mit neuen interessanten Mitteilungen und Aufsätzen zu
ergänzen. Sein erstes Glückauf! gilt den braven Berg¬
leuten, den wackeren Männern vom Schlägel und Eisen,
die ihrem Beruf, der sie tag und täglich mit taufenden
von Gefahren umgibt, in Treue anhängen und in ihm
aufgehen. Reine herrliche Zeit ist das verflossene Jahr
für den Saarbergmann gewesen, da er gar zu sehr durch
die Einlegung von Feierschichten, die bedingt waren
durch den allgemeinen geschäftlichen Niedergang und
den damit im Zusammenhange stehenden Mangel an
Absatz der Steinkohlen, zu leiden hatte. In unserem
Wirtschaftsleben gibt es nun einmal überall und zu
allen Zeiten eine aufwärtssteigende und eine nieder¬
gehende Konjunktur; kein Gewerbe dürfte darunter so
schwer zu leiden haben als der Bergbau, der die folgen
unmittelbar und sofort zu tragen hat. Diese bedauer¬
lichen Erscheinungen finden wir aber nicht nur im
Saarrevier, sondern auch in allen übrigen Bergbau¬
revieren des deutschen Reiches und des Auslandes.
Auch aus diesen Gegenden waren das ganze Jahr syss
hindurch Meldungen über die Einlegung von Feier¬
schichten in den Zeitungen zu lesen. So ist das Wort
von dein „Bergmannsglück" wohl in keinem Jahre
von solcher Bedeutung gewesen, wie in dem verflossenen.
Wenn trotz solch mißlicher Verhältnisse der Saarberg-
mcmit dennoch frohen Mutes und tu alter Pflichttreue
feine Schichten verfahren hat, so ist dies ein Beweis
dafür, daß er bei ruhiger Ueberlegung die Ursache solch
schwerer Zeit erkennt und sich, wenn auch schweren
perzens, ihr fügt. Er tut dies ganz gewiß in der
Hoffnung, daß bald wieder bessere Ketten kom-
men, die es ihm ermöglichen, das versäumte
nachzuholen. Diese Hoffnung möchten wir ge¬
rade bei dieser Gelegenheit im pinblick auf die
durch die Dürre des Sommers syst eingetretene
Verteuerung der Lebensmittel ganz besonders
zum Ausdruck bringen. Ls ist keine rosige Zeit,
der wir in dem neuen Jahre entgegengehen;
feiten haben wir einen Sommer mit einer der¬
artigen pitze gehabt, wie den des Jahres
dessen folgen sowohl für unsere Bergleute, wie
für alle übrigen Stände sehr fühlbar sein werden,
verzagen dürfen wir Deutsche darum nicht, aber
auch nicht unwillig und mürrisch werden
Die Nörgelsucht ist ja allerdings eine der
wenig schönen Eigenschaften des Deutschen, und
es darf ruhig gesagt werden, daß der Mester-
reicher, der Russe, der Franzose und selbst der
Engländer sich glücklich preisen würden, wenn
die Zustände ihrer Länder in Bezug auf staat¬
liche Einrichtungen und die Fürsorge für die
arbeitenden Klassen auch nur annähernd den
unserigen glichen. Bei uns aber gibt es nur
ein beständiges Räsonieren, eine weitreichende
und tiefgehende Unzufriedenheit, als ob in
der Tat alles schlecht und faul bei uns wäre
und nicht besser, sondern immer schlimmer
würde. Dabei ist es geradezu erstaunlich, welche
Fortschritte unser Volk in wenigen Jahrzehnten
auf allen Gebieten gemacht hat. fremde, die
Deutschland vor 50 Jahren gekannt haben,
sind des Erstaunensund Bewunderns voll; wir
selbst aber lassen uns von berufsmäßigen Unzu¬
friedenheitsaposteln nur allzuleicht einreden, daß
wir nur Grund zu Klagen und zu Beschwerden
hätten, zu Beschwerden über alles, was (Ubrigkeit,
vorgesetzte oder ähnlich heißt. Man niüßte ein Buch
schreiben, wollte man alles wiederlegen, was die Nörgler
in Zeitungen und Schriften, sowie verhetzungsreden
und bei sonstigen Gelegenheiten zusammentragen, um
uns den Stolz auf die Errungenschaften zu rauben und
uns unser deutsches Vaterland zu verekeln!
„Line mächtige Entwickelung des wirtschaftlichen
Lebens im Lande, welche Wege sucht und Wege findet zur
Weitung des Blickes über die Grenzen des eigenen
Vaterlandes hinaus und zum erfolgreichen Eintreten in
den Wetteifer der Nationen um ihre weltwirtschaftliche
Bedeutung, sie ist es, in der eine Weltmacht ihre besten
Stützpunkte findet zur Erfüllung ihrer großen, vielseitigen
Aufgaben nach innen und nach außen. Und im Rahmen
dieser wirtschaftlichen Riesenarbeit, in welcher unzählige
Kräfte aller entwickelungsfähigen Gebiete: Land- und
Forstwirtschaft, Industrie, Pandel und Gewerbe sich
betätigen, nimmt gerade der Bergbau seiner
Natur nach eine gesonderte Stellung ein.
Denn nicht für alle Länder ist, so schreibt perr Professor
und BergassesforJüngst in einer Abhandlung über Deutsch¬
lands Bergbau, von vornherein die Möglichkeit gegeben,
einen blühenden Bergbau erstehen zu lassen und
ihn als mächtigen Bundesgenossen aufzurufen zur
Messung der wirtschaftlichen Kräfte. Diese Möglichkeit
ist, wie auf keinem anderen Gebiete, vollkommen ab¬
hängig von dem Maße, in dem die Natur ein
Land ntit natürlichen Schätzen ausgestattet
hat. Wo aber solche im Grunde der Berge schlum¬
mern, da kann Ulan mit Fug und Recht von einem