49
—Etwas über den Kompaß.
Sas ist ein Kompaß? werden wohl manche Leser
des Bergmannskalenders fragen, obgleich die
meisten denselben, namentlich den kleinen Kompaß als
Zierrat an der Taschenuhr kennen. Den Fragenden
soll hier etwas Ansschluß gegeben werden.
Ein Kompaß ist das Werkzeug, dessen sich Schiffer,
Bergleute und Feldmesser bedienen, um vermöge einer
Eigenschaft der im Kompaß vorhandenen Magnet¬
nadel die Weltgegend zu bestimmen, nach welcher sie
sich zu richten haben.
Diese Eigenschaft der
Magnetnadel besteht
darin, daß sie auf
einem Stahlstift sich
horizontal bewegend.
Norden mit der einer:
und Süden mit der
anderen Spitze an¬
gibt, sobald sie bei
ihrer horizontalen
Bewegung zur Ruhe
gekommen ist.
Kerrnt man aber
die Weltgegenven
Norden und Siiden,
so kennt man auch
die übrigen Welt¬
gegenden, welche dar¬
nach im Teilnngs-
kreise des Kompasses
gebildet sind. Der
ans der See ge¬
bräuchliche Kompaß
ist in zweierlei Art
vorhanden: Steuer-
und Azieuntalkom-
paß. Der in der
Grube passend
K o m p a ß ist auch in
zweierlei Gestalt vor¬
handen: Hänge-
oderMarkscheider-
kompaß und Hand¬
kompaß.
Der Kompaß der Feldmesser wird gewöhnlich
Bussole genannt, ist aber dem Markscheiderkompaß
ganz ähnlich Von diesen Kompaßarten wird der
Markscheiderkompaß hier am meisten interessieren.
Dieser ist in einem ringförmigen Gehäuse befindlich,
an welchem Haken angebracht sind, um das Instrument
an einer flachen Schnur aufhängen zu können.
Will der Markscheider das Streichen einer Lager¬
stätte, eines Stollen, einer Strecke, eines Sprunges,
überhaupt einer Linie wissen, so spannt er in der be¬
treffenden Richtung eine Schnur, hängt in der Nähe
des einen Endpunktes derselben den Kompaß so an,
daß der eingravierte Punkt X des Kompasses nach dem
Endpunkte der Schnur zeigt, beobachtet nun am Kom¬
paßteilkreise, zwischen welchen Weltgegenden die nörd¬
liche Magnetnadelspitze einspielt. Diese beobachtete
Weltger end wird in ein Buch eingetragen und damit
ist das betreffende Streichen gefunden. Mau nennt
dies auch Winkelmessen, wenn man das Streichen
vieler aneinander hängenden Linien aufnimmt. Der
Kompaßteilkreis war bisher meistens in 2,12 Stunden
mit Unterabteilung von Vie Stunden vorhanden. In
neuerer Zeit zieht uran die Einteilung in 360° vor.
Im voraus bestimmte, mit Hülse des Kompasses an¬
zugebende Richtungen für noch nicht vorhandene
Grubeustrecken werden durch 2 Lot markiert. Solche
Lote nennt mau Brahueu. Dieselben liegen 1—2 Meter
von einander in derjenigen Linie, welche für den neuen
Betrieb innegehalten werden muß.
Schon im 12. Jahrhundert hat man sich des
Magneten bedient, die Schiffsrichtung anzugeben, in¬
dem man vermittels eines Stückes Kork den Magnet
auf dem Wasser schwimmen ließ. Die jetzt gebräuch¬
lichen Kompasse kennt man erst seit dem 14. Jahr¬
hundert. Da, wo viel Eisen vorkommt, kaun man
den Kompaß nicht zu Messungen gebrauchen, weil das
Eisen die Magnetnadel von ihrer natürlichen nord¬
südlichen Richtung ablenkt. Es tritt dafür ein voll¬
kommeneres Instrument, „der Theodolit" ein. Ganz
wird der Kompaß aber niemals verdrängt werden,
weil er in manchen Betrieben vollkommen ausreicht,
und namentlich bei Aufnahmen von Sprüngen dicht vor
den eisenfreien Ortsstößen kein Instrument so handlich
ist, wie dieses.
Über den oben erwähnten kleinen Kompaß am
Uhrgehänge sei noch erwähnt, daß auch dieser nicht
unrichtig ist. Wenn man in fremder Gegend weilt.
Haushaltungsschule zu Neunkirchen. sZu dem Artikel aus vorstehender Seite.s