48
Industrie- und Haushallungsschulrn auf den Wnigl. Saargruben.
ie Industrieschulen sind über den ganzen Berg¬
werksdirektionsbezirk verteilt und verfolgen den
Zweck, den aus der Volksschule entlassenen Berg¬
mannstöchtern im Alter von 14—16 Jahren eine er¬
weiterte Unterweisung in den weiblichen Handarbeiten
zu bieten; gelehrt werden hauptsächlich alle Näh-,
Flick- und sonstigen Ausbesserungsarbeiten so¬
wie die Neusertigung von Kleidungsstücken und
von Wäsche für die Familien der Bergleute. Gut
veranlagte Mädchen oder solche, die ihren llnterhalt
später als 9!ähe¬
rinnen zu erwer¬
ben trachten, wer¬
den im Gebrauch
der Nähmaschine
geübt und im Zu¬
schneiden und An¬
fertigen einfacher
Frauenbekleidung
und der Leibwäsche
bis zur Selbständig¬
keit unterwiesen.
Die Bergverwal¬
tung hat keine Opfer
gescheut, diese Be¬
strebungen in jeder
Hinsicht zu fordern,
und dieselben habet:
in der Tat den Er¬
folg gehabt, daß an
Stellen, wo sonst
Widerstand und
Abneigung gegen
die Schulen hervor¬
getreten war, ein
dauernder und zahl¬
reicher Schulbesuch
erzielt worden ist.
Andererseits kann
allen, auch den är¬
meren Bergmanns¬
familien, durch die
spätere Erwerbs-
tütigkeit einer sonst
der Familie zur Last fallenden Tochter als Näherin ein nicht
unbeträchtlicher sicherer Nebenverdienst verschafft werden.
Neuerdings wird außer dem Unterricht in weib-
lichei: Handarbeiteir den Besucherinnen der Industrie¬
schulen Gelegenheit gegeben, sich im Haushalt und
der Kochkunst auszubilden. So sind an einzelnen
Orten, wie z. B. zu Dudweiler, Von der Heydt, Neun¬
kirchen und Göttelborn die Industrieschulen zu Haus-
haltungsschulen erweitert und besondere Koch¬
küchen eingerichtet worden. Zur Hebung des Arbeiter¬
standes ist es von höchstem Werte, wenn die jungen
Mädchen zu Fleiß, Ordnungsliebe, Reinlichkeit und
Sparsamkeit im Haushalt erzogen werden, damit sie
imstande sind, dem von der Arbeit heimkehrenden
Mann eine geordnete, behagliche Häuslichkeit zu bieten.
Die Ausbildung in der Häushaltungsschule ist
eine praktische und theoretische.
Die Mädchen kochen täglich mit bestimmten Geld¬
mitteln ein vollständiges Essen, das auch von ihnen
verzehrt wird. Während des Kochens wird die Zube-
reitung und der Nährwert der einzelnen Speisen be¬
sprochen. Gleichzeitig wird Unterricht im Haushaltungs¬
rechnen, in der Haushaltungskunde und der Nahrungs¬
mittellehre erteilt. Daneben erhalten die Schülerinnen
Anleitung in den gewöhnlichen Hausarbeiten, im
Zimmer- und Küchenreinigen, Wäschebesorgen, Ser¬
vieren lind Tischdecken. Die Leitung der Haushaltungs¬
schulen liegt in den Händen einiger im Haushalt und
Kochunterricht erfahrener Damen. Der Besuch der
Haushaltungsschulen ist ein sehr reger. Neuerdings
sind auch noch besondere Bügelkurse den Koch¬
küchen angegliedert worden. Die Kosten für die
laufende Unterhaltung der Industrie- usw. Schulen
trägt die Staatskasse, sie betrugen innerhalb der
letzten 10 Jahre — 132000 Mk., so daß durchschnitt¬
lich im Jahre 13000 Mk. aufgewendet wurden.
Unsere beiden Bilder gewähren einen kleinen Ein¬
blick in die beiden segensreichen Institute.
Nicht lohnt's der Müh', zu forschen, was verstecken
Betrüger in ein Buch mit sieben Siegeln; —
Frag' erst, ob Arbeit und Erfolg sich decken.
Gilt es, verschloss'ne Menschen aufzuriegeln.
Sinnsprüche:
Zähle, wie viel gute Worte
Deinem Ohr vorbeigestofsen.
Eh' des Herzens schmale Pforte
Einem nur sich ausgeschlossen.
Industrieschule zu Neunkirchen.