Full text: 23.1895 (0023)

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In der Grube ging es Hermann heute nicht viel 
beſſer als gestern. Nur ſchob er die Schuld an ſeiner 
Arbeitsunluſt dem ungewohnten Getränk in die Schuhe. 
Das mußte anders werden] Was ſeine Gefährten 
vertragen konnten, ohne an ihrer Kraft Einbuße zu 
erleiden, durfte auch ihn nicht niederwerfen ; wahrlich, 
eine Schande wär's, daß ein Burſche in seinem Alter 
ſich von ein paar Glas Bier überwältigen laſſen ſollte ! 
Heute brauchte ihn nach beendeter Schicht niemand 
is zz;rtrt„v? einzuladen; er ftürmte allen voran in 
ie „Krone“. 
Man war neugierig, cb der Schellenbuſch wieder 
ſolch' freigebige Ader wie geſtern ſpringen lassen werde. 
Erwartungsvoll ſcharten sich die Genoſſen um ihn. 
Richtig, kaum war er ein wenig warm geworden, ſo 
mußte der Wirt einen Rundſchoppen auf Hermanns 
Kosten austeilen. Der Spender kliwmperte dazu stolz 
mit ſeinem Gelde. 
„Allerhand Achtung, Kamerad!“ gestand der rote 
Lutz, „Du hasl Dir Deine Mutter ſchnell und gut ge- 
ogen ! ‘ 
brgeur Wogen gingen in Hermanns Schädel ſchon 
ſo hoch, daß er dieſe Aeußerung mit beifälligem Lächeln 
entgezennahm. Welche Beleidigung man seiner Mutter 
damit anthat, fühlte er gar nicht mehr. 
Im Handumdrehen waren die paar Mark alle 
geworden. 
„Der „Nronenwirt" hat Kreide!“ tröftete ſich Her- 
mann, „und mir, dem einzigen Sohne der Wiltwe 
Schellenbuſch, wird er fie gewiß nicht verſagen.“ 
Im Gegenteil! Gern wurde die immer anwachſende 
Heche aufgeſchrieben. „Das habe nichts zu ſagen“,
	        
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