Full text: 23.1895 (0023)

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Preis? Soll das engelgleiche Weſen, so jung, ſo rein-. . 
ſo ſchön, geopfert werden für dieſen entſtellten Leib ? 
kannst du's über dich bringen, ihr treues Auge, das 
ſo oit vol Liebe auf dir geruht, um deinetwillen ge- 
brochen zu ſehen? Trage geduldig bis zum Ende, 
was der UAllmächtige über deinen armen Leib verhangt, 
und halte deine Seele vom Blute der Unſchuldigen rein] 
Jetzt hörte er ~ denn der Meister wollte, was er 
thun mußte, ſo ſanft und ſchmerzlos wie möglich thun 
= jetzt hörre der Ritter drinnen ein Meſſer auf einem 
Schleiſſtein weten; da konnt’ er ſich nicht länger 
hglier vit yrten Fäuſten donnerte er an die Thür: 
„Macht auf |“ 
„Geduld! Wir sind noch nicht ſo weit,“ gab der 
Meister unmutig zurück. 
„Auf !“ ſchrie Herr Heinrich, nahm, eh' es zu ſpät 
war, den Reſt ſeiner alten Kraft zuſammen und ſprengte 
in ſtürmendem Anlauf Schloß und Riegel: „Sie ſoll 
' nicht ſterben! es gehe nun wie es mag.“ Mit jeinem 
Dolche ſchnitt er zitternder Hand ihre Bande entzwei. 
Des freute ſich der Meiſter, dem ſelber vor dem 
Blutwerk gegraut hatte; Beatrix aber brach, anfangs 
ſvrachlos, bald in herzbewegliches Scbluchzen, in lauten 
Jammer aus : „O weh mir Armen, und nochmals 
weh! Schon stand ich mit einem Fuß im Paradieſe, 
U Z pu rr eL z Let 
und flammte plötzlich in ungewohntem Horn auf : 
„Jhr wollt ein Mann ſein, und brecht mir alſo Euer 
Wort ? ein Ritter, und waqt nicht geſchehen“ zu lassen, 
was ein Weib ertragen kann ? So iſt es wohl ein 
Märlein, was die Welt von Eurer Tapferkeit und
	        
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