Full text: 23.1895 (0023)

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bewahrt. Da ging der Unglücdkliche in sich mit strenger 
Selbſtprüfung, gelobte, das Kreuz, das ihm auferlegt 
war, geduldig und ergeben zu tragen und kam trauriger 
!? beſer p er ausgezogen war in die Burg ſeiner 
äter zurück. 
Als seine Burg betrachtete er fie kaum mehr. Was 
solte er einſam in dem verödeten Rieſenbau? Er 
hatte die Eitelkeit aller irdiſchen Güter gründlich kennen 
gelernt. Alsbald übergab er die Verwaltung ſeines 
großen Vermögens einem erprobten verständigen Manne. 
Einen Teil der reichen Einkünſte wandte er umſichtig 
und verſchwiegen bedrängten Freunden zu, den andern 
bestimmte er für Arme und Kranke, für Pilger und 
dürſtige Fremdlinge, den dritten für Kirchen und 
Klöster. Für ſeine geringen Bedürfniſsſe behielt er 
immer noch übergenug; er war des Glanzes und des 
Weltlebens satt. Nachdem er alles geordnet und be- 
sorgt, und das Nötige vorausgeſandt hatte, verließ er 
seine fiolze Burg und klopfte als demütiger Gaſt an 
die Thür auf der Reute an. Denn dort wollte er 
künftig hauſen, in der Waldeinſamkeit, bei den Einzigen, 
die ihm wahre Teilnahme gezeigt und ſich auch jetzt 
ſofort willig zu ſeiner Aufnahme verstanden hatten. 
Mit Freuden ward ibm aufſgethan. Im Unbau, 
den der betriebſame Meier jüngst errichtet, ſtanden 
zwei Gemächer für den werten Gaſt bereit, der hier 
einen vorausgeſandten Teil seines eignen Hausrats 
und seiner Bücher wiederfand. Sein Seſſel war be- 
kränzt und das Himmer vor ſüßem Blumenduft durch- 
weht. Und dieſem guten Anfange entsprach auch die 
Folgezeit. Der Kranke wurde aufs beste bewirtet und 
gepflegt, man las ihm jeden Wunſch an den Augen ab.
	        
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