Full text: 23.1895 (0023)

des reichen und ftattlichen Ritters Gehör, und. ſchon 
bald ſollte im Wonnemond die Verlobung gefeiert 
werden, zu der sich bereits rings im Lande die edlen 
Gäſte glänzend rüſteten. j j r t 
Da traf mitten in aller Herrlichkeit den ahnungs- 
loſen Ritter plötzlich ein furchtbarer Schlag, der ihn 
mit einem Male hinabſtürzte vom Gipfel des Glücks 
in das tiefste Elend. Den armen Heinrich ergriff der 
Ausſatz, oder, wie man damals ſagte, die Miſelſucht. 
Von dieſer ſchrecklichen Krankheit, uns jetzt Gottlob 
faſt nur dem Namen nach bekannt, leſen wir ſchon 
im alten Testament. Einst war ſie nicht nur im 
Morgenlande, sondern auch, durch Ansteckung verbreitet, 
in Europa eine greuliche Geißel der Menſchheit. Die 
Kunſt der Aerzte vermochte wenig oder nichts gegen 
fie. Wer. von ihr ergriffen ward, der galt in den 
meiſten Fällen für verloren. Er konnte ſein elendes :: 
Daſein vielleicht noch Jahre lang hinſchleppen, aber 
unter großen Qualen, sich selbſt und andern ein Scheu- 
ſal, gemieden und geflohen, ja ausgeſchloſſen von 
jedem Verkehr. Oft wurde ſolch ein Unglücdklicher .in 
eine einſame Hütte verbannt, deren nächsten einge, 
zäumten Bering er nicht verlaſſen durfte; wenn die Ä 
Mittagsglode von ferne zu ihm herüberſcholl, ;ſo 
mußte er sich ſchleunig in seine Behauſung verkriechen, .. 
damit ſein Atem die Luſt nicht verpeſte; dann brachte 
yr f Vier rr V Z- 
wich eilig vol Ekel und Furcht. Keine Hand drückte : 
jemals wieder die §.!e des Ausgestoßenen, erlbſen -: 
konnte ihn nur der Tod. Und diese entſegliche Krank- - 
heit hatte nun den armen Heinrich befallen. ttt;
	        
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