Full text: 23.1895 (0023)

E . . 
Gleich am nächften Morgen ſchickte er Knechte und 
Arbeiter, Speiſe und Gerät hinaus. Bald hallte der 
Wald . wieder von ſchallenden Uxthieben, Haus und 
Ställe wurden auf der Lichtung, nahe am ſprudelnden 
Quell errichtet, ein Stück Land urbar gemacht, mehr 
Vieh eingeſtelt, und ehe der Winter kam, ſaßen die 
dankbaren Flüchtlinge warm und behaglich auf dem 
neuen Meierhofe, die Reute genannt. 
Seitdem waren vier Jahre vergangen, und der 
Wohlstand des fleißigen und verftändigen Meiers be- 
deutend gewachſen. Herr Heinrich verlangte ncch immer 
keinen feſten Zins von ihm, ſondern begnügte sich 
freundlich mit freiwilligen Leiſtungen des Erkenntlichen. 
Er freute sich des stillen Glückes ſeiner Schützlinge, 
ritt hin und wieder zu ihnen hinaus und brachte den 
Nindern kleine Geschenke mit, beſonders der ältesten 
Tochter, Beatrix genannt. Sie war in der That ein 
liebliches und srommes Kind, klug und nachdenklich 
über ihre Jahre hinaus, der Unterweiſungen eingedenk, 
die sie an ihrem früheren Wohnorte von den Nonnen 
im nahen Klofter empfangen hatte, eine Stühe ihrer 
Mutter, eine ſanfte Lenkerin ihrer Geſchwiſter, ein 
Licht im Hauſe, eine Blume in der Waldeinſamkeit. 
Mit der Zeit aber kam Herr Heinrich ſeltener auf 
den Hoſ. Das Leben nahm ihn anderwärts zu ſehr 
in Anſpruch durch Feſt und Tanz, durch Jagd und 
Waffenspiel, durch Minnesang und Minnedienst. Denn 
er hatte begonnen, mehr dem Rate ſeiner Freunde als 
dem eigenen Herzenstriebe folgend, sich nach dem um- 
zuschauen, was ihm zum vollen Mannesglücke noch 
fehlte, nach einer ſeiner würdigen Frau, und nicht ver- 
gebens. Eine ſtolze Grafentochter gab der Bewerbung
	        
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