Full text: 23.1895 (0023)

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Der arme Heiurich. 
Neu erzählt von Wil h elm Fiſcher. 
]. 
Przeiten lebte in Schwaben ein Ritter, Heinrich von 
Aue genannt. Er war der einzige Sohn und Erbe 
ſeiner Eltern und ſchon als junger Mann durch ihren 
frühen Tod in den Beſit all ihrer reichen Schäte und 
großen Güter gelangt. Seine ſtattliche und geräumige 
Burg lag auf einem mäßigen Hügel, der nach drei 
Seiten ſteil zum Flußthale abfiel; der bequemere Zu- 
ro zu ver yierten Seſte r . Lgilhr quer 
hinaus ins geſegnete Thal, durch das ſich der klare, 
fiſchreiche Fluß wand, auf Meierhöfe und Mühlen, auf 
Felder und Obſt- und Weingärten, auf Wieſen und 
Wälder hin, und dies alles war dem jungen Schloß- 
herrn unterthan. Dazu hatte er von Gott noch eine . 
beſſere Gabe empfangen: eine geſunde Seele in einem 
gejunden Leibe, an dem von der Fußſohle bis zum 
Scheitel kein Fehl noch Makel war. Fröhlich und : 
wohlgemut, mit ſchönem Antlitz und kräftigen Gliedern 
in allen ritterlichen Künsten wohlgeübt und in Krieg - 
und Frieden erprobt, auf Reiſen gebildet und daheim 
beliebt und geehrt, ſo ſah Heinrich in ſeinem Befize 
lf alles vereinigl, was zum irdiſchen Glücke notwendig 
erſcheint.
	        
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