Full text: 23.1895 (0023)

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zeichnungen ſeines Reiſetagebuches. Wir entnehmen daraus 
folgende Stelle: „Jemand fragt: ob Se. Durchlaucht keine 
Higarren mehr rauche. „Nein, Schweninger verbietet mir's. 
Früher rauchte ich viel. Jm Jahre 1847, als ich von 
Paris zurückkam, zündete ich meine Higarre um ö Uhr mor- 
ens an und ließ sie nicht ausgehen bis 10 Uhr abends,. 
ſs daß eine Zigarre der anderen ohne Unterbrechung folgte. 
Auf ſolche Weiſe regt man ſein Nervenſyſtem auf. Das ſind 
Anleihen, die man auf die Geſundheit der Zukunft macht.“ 
„Die Zigarre“, fährt der Fürſt fort, „war für mich eine 
Notwendigkeit geworden. Ich war ſo ſehr daran gewöhnt,. 
daß sie für mich z. B. beim Reiten ein Element des Gleich- 
' gewichts war. Ich erinnere mich, daß bei einer Jagdpartie 
mein Pferd stürzte. Ich war von den andern Jägern ent- 
fernt, man fand mich mehrere Stunden nachher bewußtlos, 
aber die ausgegangene Higarre noch im Munde zwiſchen den 
Hähnen.“ ~ Daraus geht hervor, daß Fürſt Bismarck, der 
bekanntlich ein enragierter Pfeifenraucher bis auf den heu- 
tigen Tag geblieben iſt, das Zigarrenrauchen wegen über- 
mäßigen Genusſſes aufgegeben hat und zwar auf Rat eines 
paſſionierten Higarrenrauchers, des Prof. Schweninger. 
. Ein Studenten-Wigtz iſt von einigen Söhnen der 
Berliner alma mater in Szene geſeßt worden, der für den 
direkt Beteiligten einen tragikomiſchen Ausgang genommen. 
Bei einem Frühſchoppen, der ſich bis in die ſpäten Nach- . 
mittagsstunden ausdehnte, hatte ſich einer der Teilnehmer 
derart bezecht, daß er einſchlief und nicht zu ermuntern war. 
Um ihn zu erwecken, ward eine Spazierfahrt gemeinſchaftlich 
vorgenommen, und da auch dies keinen Erfolg hatte, ſo 
brachte man ihn nach dem Lehrter Bahnhof, setzte ihn in 
ein Coupée II. Klaſſe des um 7 Uhr 20 Minuten abfahrenden 
Schnellzuges. Der akademiſche Bürger ſchlief hier den Schlaf 
der Gerechten weiter und zwar ſo fest, daß er auch bei der 
Ankunft in Hamburg um 10 Uhr 56 Minuten kaum zu er- 
muntern war. Mit vieler Mühe wurde er von den Paſſa- 
gieren aus dem Coupée und auf die Straße geſchasft. Noch
	        
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