Full text: 23.1895 (0023)

» 108 . 
. O, welche Luſt, die Spende gleich 
Aus vollen Händen lasſen fließen, 
Den dürft'gen Bruder liebereich 
An's dankerfüllte Herz zu ſchließen ! - 
Kauft aus der Liebe Feierſtunden, : 
Da Seele sich an Seele ſchmiegt, 
Bis eins am andern Schutz gefunden 
Frohlockend Gott zu Füßen liegt !“ 
Er ſpricht's und hält im Reden ein, 
Es nähert ſich wie Wettergrollen, 
Erst fern und dumpf, dann jäh herein 
Bricht in den Dom ein heulend Rollen. 
Durch alle Pforten dringt die Maſſe, 
Nicht hemmt ſie das geweihte Haus; - 
Es ſspäht in blindentfachtem Haſſe 
Die Wut nach ihrem Opfer aus. 
Hoch aufgerichtet am Altar, 
Wohin der Biſchof ſich gewendet, 
Steht er und hält der Menge dar 
Den Leib des Heilands, oft geſpendet. 
Umſonst! Die Tempelſchänder lachen, 
Schon ächzt das Gitter an dem Chor 
„Den Hunger stillt kein Faxenmachen, 
Ernst wird's, Herr Biſchof, ſeht Euch vor !“ 
Rings tobt's um den verlor'nen Mann, 
Des Hammers Schläge dröhnend wettern 
An's Eiſen. Wer nicht warten kann, 
Will frech das Gitter überklettern. 
Es wirft zu des Altares Stufen 
Der Biſchof betend ſich auf's Knie: . 
„Um mich nicht, Herr, o laß mich rufen 
Um Rettung nur allein für sie!
	        
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