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„Ah,“ sagte der Seppel, „verzeihen! Warum denn ?
Bin ja gar nie harb (böſe) geweſen auf ihn. Er hat
mich halt a bissel jucken wollen.‘
Jett wendete der Richter sich zum Angeklagten
und z: „„Nun, Anton Pöllersberger, was sagen
Si e dazu?"
Ach Ur Unton Pblersberger zuckte erſt recht die
eln.
„Warum haben Sie gestochen ?‘
Der Schneider antwortete ganz beklommen: „Weil
ich dem Schwaighofer-Simmerl hab' helfen wollen.‘
„Mit dem scharfen Meſſer ?''
„Ja, mit den Händen allein hätt' ich halt nichts
ausgerichtet," gestand der Schneider treuherzig zu.
„Pöllersberger, ich werde Sie einsperren lasſen!''
Nun trat der Seppel vor und sagte: „Ich bitt’,
Herr Richter, machen's keine Geſchichten. Der Schneider
iſt halt juſt ein biſſel gut aufgelegt geweſen. Hat ein
etlich Glaſer Schilcher 'trunken gehabt. Einſperren
wegen ſo einer Dummheit! Ift mein guter Kamerad,
der Schneider. Ich bitt’, laſſen's es gut ſein."
Der Richter rückte auf ſeinem Sitze etwas unslet
hin und her und dann ſprach er: ,„Jch fürchte, der
Pöllersberger könnte wieder einmal gut aufgelegt
werden, und will ihm nun Heit geben zum ernsten
Nachdenken, daß man bei guter Laune nicht dem guten
Kameraden das Meſſer in den Leib rennt. Dreizehn
Monate Urresſt werden nicht zu viel ſein.'"
Der Schneider ſagte kein Wort. Der Seppel rief
ihm zu. „So, Toni, jegt haſt die Dummheit!’ und
ging mißmutig nach Hauſe.