Full text: 22.1894 (0022)

~] 9I6 
„Ah,“ sagte der Seppel, „verzeihen! Warum denn ? 
Bin ja gar nie harb (böſe) geweſen auf ihn. Er hat 
mich halt a bissel jucken wollen.‘ 
Jett wendete der Richter sich zum Angeklagten 
und z: „„Nun, Anton Pöllersberger, was sagen 
Si e dazu?" 
Ach Ur Unton Pblersberger zuckte erſt recht die 
eln. 
„Warum haben Sie gestochen ?‘ 
Der Schneider antwortete ganz beklommen: „Weil 
ich dem Schwaighofer-Simmerl hab' helfen wollen.‘ 
„Mit dem scharfen Meſſer ?'' 
„Ja, mit den Händen allein hätt' ich halt nichts 
ausgerichtet," gestand der Schneider treuherzig zu. 
„Pöllersberger, ich werde Sie einsperren lasſen!'' 
Nun trat der Seppel vor und sagte: „Ich bitt’, 
Herr Richter, machen's keine Geſchichten. Der Schneider 
iſt halt juſt ein biſſel gut aufgelegt geweſen. Hat ein 
etlich Glaſer Schilcher 'trunken gehabt. Einſperren 
wegen ſo einer Dummheit! Ift mein guter Kamerad, 
der Schneider. Ich bitt’, laſſen's es gut ſein." 
Der Richter rückte auf ſeinem Sitze etwas unslet 
hin und her und dann ſprach er: ,„Jch fürchte, der 
Pöllersberger könnte wieder einmal gut aufgelegt 
werden, und will ihm nun Heit geben zum ernsten 
Nachdenken, daß man bei guter Laune nicht dem guten 
Kameraden das Meſſer in den Leib rennt. Dreizehn 
Monate Urresſt werden nicht zu viel ſein.'" 
Der Schneider ſagte kein Wort. Der Seppel rief 
ihm zu. „So, Toni, jegt haſt die Dummheit!’ und 
ging mißmutig nach Hauſe.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.