Full text: 22.1894 (0022)

„e Ü ... 
hätten. Ich lachte ihn aus und sagte, es seien ja nur 
drei Kompagnien Preußen gegen eine Division Franzoſen 
geweſen. „C'est impossible!‘ erwiderte er, „es war 
die ganze preußiſche Armee, wir wissen wohl, daß Jhr 
mehr Leute habt, als wir, aber wir haben mehr 
Kourage und uns hilft unser Herrgott!“ JIc<{ war er- 
ſtaunt über die Unwissenheit dieſes Menſchen und 
frug ihn, ob er denn glaube, wir Preußen hätten 
keinen Herrgott? Er stellte ſich vor mich, machte mit 
dem rechten Arm eine abwehrende Bewegung und 
sagte: En Prusse il n'y a pas un bon Dieu!“ (Jn 
Preußen giebt es keinen Herrgott!) Auf meine Frage, 
wo er denn her ſei, antwortete er: „Aus dem 
Departement der Oberen Pyrenäen'’, worauf ich ihm 
ſagte, daß ihm dies wahrſcheinlich ſein Priester ein- 
geprägt habe, was er mit den Worten bestätigte: 
„Ja, das hat mir mein Curé geſagt und was der 
sagt, iſt wahr." Ich bemerkte ihm darauf, wenn er 
noch weiter nach Preußen käme, würde er vielleicht 
auch mal den preußiſchen Herrgott kennen lernen. ~ 
Am Sonntag, den 7. Auguſt habe ich den Mann ver- 
geblich unter den Gefangenen geſucht; ich würde ihn gern 
gefragt haben, oh er jezt an die Existenz eines 
preußiſchen Herrgotts glaube. – Während dieſer Unter- 
haltung waren die Damen des Hauſes, die ſich anfangs ' 
im Hintergrund auſhielten, aber mit Interesse der 
Unterredung zugehört hatten, immer näher gekommen. 
Die Besiterin des Hauſes, durch ihre große Wohl- 
thätigkeit ſehr bekannt, flüsterte mir auf deutſch zu, 
ich ſollte doch mal fragen, ob der Franzoſe durch 
Zufall hierher ins Haus gekommen oder von Jemand 
geſchict worden wäre. Auf meine Frage erzählte er,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.