Full text: 22.1894 (0022)

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Doppelbutterbrot eingeſackt hatte! Begierig griffen 
die magern Hände darnach, und mit gemiſchten Ge- 
fühlen ut er den eifrig Kauenden zu. Mit Befrie- 
digung, daß er ihnen wenigstens so viel geben konnte, 
mit Beſchämung, daß er geſchwelgt hatte, während 
nicht weit von ihm dieſe Unglücklichen froren und faſt 
verhungerten. Und wer weiß, wie viele andere noch ! 
Daß es reiche und arme Leute gab, wußte er längst, 
aber so deutlich war ih m der Gegensatz noch nie vor 
Augen gerückt worden. 
„Hätt' ich nur mehr zu esſen, hätt' ich doch eine 
Flaſche unſers alten Portweins hier !* dachte er. 
Denn die Schmachtenden litten augenſcheinlich auch 
Durst, den sie mit zweifelhaftem Erfolge durch ein 
wenig Schnee zu löſchen ſuchten. Doch bald war trotz 
der Trockenheit der letzte Biſſen verſchwunden, und 
noch immer ſahen die großen Augen des Kindes ver- 
langend nach „mehr“ aus. Arnold ſuchte nach und 
fand richtig noch zwei unverächtliche Brocken des 
mürben Gebäcks ; er stülpte ſchließlich die Taſche um 
und ließ die lezten Krumen in seine und dann in 
ihre Hand gleiten. Raſch waren auch dieſe den Weg 
aller Speiſe gewandert, das dankbare Kind ergriff die 
kräſtige Rechte des wohlgenährten Knaben, drückte 
einen Kuß darauf und murmelte : „Die gute Hand|“ 
Arnold war ſeltſam bewegt. Um ſeine Rührung 
zu vecbergen, wandte er sich raſh um: „Nun wollen 
wir 'mal sehen, wie wir aus dem verwünſchten Kasten 
herauskommen“, rief er und riß die nach innen 
gebende Thür auf. Alsbald fiel eine Laſt Schnees 
herein. Rüſtig begann er weiter zu wühlen, aber 
immer brachen neue Maſſen von oben nach. „Welch 
d.
	        
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