Full text: 22.1894 (0022)

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Droſchke, steige ich aus, erhalte Anweiſung, Kutscher wartet 
und nachher weiter. Brauche ich Wäſche oder ſonst etwas, 
kaufe ich, was ich wünſche. Kutſcher kriegt alles, was ich 
ablege. Bin zufrieden. Keine Ueberfracht, kein Hotel, keine 
Trinkgelder, kein Packen, kein Suchen und Fragen, habe 
alles. Bleibe noch drei Tage hier. Nun ziehen Sie ſich an, 
Herr Doktor, kommen unten in mein Hotel, fahren wohin 
ich will. Schr bequem." ~ Ich glaube kaum, daß jemals 
ein anderer Sterblicher auf den Gedanken gekommen wäre, 
ein Droſchke als ambulantes Hotel während ſeines Aufent- 
halts in einer europäiſchen Stadt zu benußen. Aber Vater 
Langfeld hatte dieſe Idee mit Erfolg bereits in Trieſt, Wien 
und Prag praktiſch durchgeführt und war nicht davon zu 
überzeugen, daß man auch in anderer Weiſe die Welt durch- 
reiſen könne. Sein nächstes Ziel war Paris, zu deſſen Be- 
ſichtiqung er eine ganze Woche Aufenthalts in irgend einer 
Hoteldroſchke bestimmt hatte. Wie ich ſväter aus seinem 
Munde hörte, hat er nicht nur das große Babel an der 
Seine, ſondern auch Londou von einer Mietsdroſchke aus 
mit größtem Nuwhen in Augenſchein genommen. 
Revanche. Die Garderoben-Gegenstände der Schutzlleute 
ſollen künftig nur noch in den Werkſtätten der Gefangenen- 
Anstalten angefertigt werden. So wird denn nun von 
Staatswegen den Gefangenen die Gelegenheit geboten, ihren 
Totfeinden, den Polizeibeamten etwas am Zeuge zu flicken. 
Kindermund. Die kleine Elſe "ſaß mit ihrer Mutter 
im Eiſenbahnwagen. Der Hausarzt fuhr dieſelbe Strecke 
und ſseßte ſich zu ihnen. Nach einer Weile fragte er, ob 
er rauchen dürfe, was ihm bereitwilligſt zugeſtanden wurde. 
Einige Tage darauf ſprach man von einer Verordnung des 
Arztes und die kleine Elſe bemerkte: „Ach, der Doktor ver- 
ſteht ja gar nichts." – „Aber Elſe, wie kannst Du das 
ſagen ?“ — „Na, er weiß ja nicht einmal, ob er rauchen 
darf, er hat erſt die Mama fragen müſſen !“
	        
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