Full text: 22.1894 (0022)

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Von einem komiſchen Reiſeonkel erzählt man 
sich folgendes ſpaßhafte Geſchichtchen. Brugsch hatte bei ſeinem 
ersten Aufenthalt in Alexandrien in den Jahren 1853 bis 
1854 die Bckanutſchaft cines deutſchen Kneipwirtes, des 
„Vater Langfeld“, gemacht, der nicht nur durch Geburt und 
Abstammung ein Landsmann Friß Reuters, ſondern auch 
ein Geiſtesverwandter von ihm durch ſeinen angeborenen 
With und Humor war. Auch in ſeinen Handlungen und 
Entſchlüsſen offenbarte ſich der Mecklenburger wie ihn Fri 
Reuter mit unnachahmlicher Treue in ſeinen Schriften ge- 
ichildert hat. Als Beweis dafür führt Brugſch folgendes 
Erlebnis an : Laugfeld verſprach mir ſeinen Beſuch in Berlin, 
wenn ich glücklich nach Europa zurückgekehrt ſein würde. 
Einige Jahre waren ſeitdem verfloſſen, als er wirklich in 
meiner Wohnung erſchien, ſeine kleine Reiſetaſche am grünen 
Bande über die Schulter gehängt. Wir unterhielten uns 
von vergangenen Zeiten bei einem Glaſe funkelnden Weines, 
den er mit NKenneraugen auf ſeine Farbe und ſeinen Glanz 
hin prüfte, mit ſchlürsenden Lippen kostete und sofort als 
„ſchlechte Sorte, Berliner Gift“ in mehr als hinreichender 
Weiſe erklärte. Darauf entſpaun sich die folgende Unter- 
haltung. „Wo sind Sie abgestiegen, Herr Langfeld ?* 
fir ürten.. ~: „Jr werte 233,8) en uur 
Sie eben von der "Bahn gekommen und fn ein Hotel . 
~ „Jm Gegenteil, logiere ſeit geſtern in Droſchke." 
„Das verstehe, wer da kann. Und Jhr Gepäck ?" ~— „Trage 
das bei mir !“ und er klopft mit der sleiſchigen rechten Hand 
auf seine Taſche, „da iſt Kamm, Bürſte und Seife drin und 
ein ganzer Packen Gold.“ ~ „Aber erklären Sie ſich doch 
genauer, ich verſtehe immer weniger." ~ „Nicht viel zu 
erklären. Wohne in Droſchke Tag und Nacht, d. h. ſchlafe 
nachts ein paar Stunden in Remiſe. Pferdedecke wärmt 
mich. Ist ja Sommer. Bei Tag fährt mich Kutſcher wohin 
er will, ſachkundiger Mann, erſeßt mir Fremdenführer durch 
Berlin. Eſſe und trinke gut, ſehe alles, höre alles. Hält
	        
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