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Von einem komiſchen Reiſeonkel erzählt man
sich folgendes ſpaßhafte Geſchichtchen. Brugsch hatte bei ſeinem
ersten Aufenthalt in Alexandrien in den Jahren 1853 bis
1854 die Bckanutſchaft cines deutſchen Kneipwirtes, des
„Vater Langfeld“, gemacht, der nicht nur durch Geburt und
Abstammung ein Landsmann Friß Reuters, ſondern auch
ein Geiſtesverwandter von ihm durch ſeinen angeborenen
With und Humor war. Auch in ſeinen Handlungen und
Entſchlüsſen offenbarte ſich der Mecklenburger wie ihn Fri
Reuter mit unnachahmlicher Treue in ſeinen Schriften ge-
ichildert hat. Als Beweis dafür führt Brugſch folgendes
Erlebnis an : Laugfeld verſprach mir ſeinen Beſuch in Berlin,
wenn ich glücklich nach Europa zurückgekehrt ſein würde.
Einige Jahre waren ſeitdem verfloſſen, als er wirklich in
meiner Wohnung erſchien, ſeine kleine Reiſetaſche am grünen
Bande über die Schulter gehängt. Wir unterhielten uns
von vergangenen Zeiten bei einem Glaſe funkelnden Weines,
den er mit NKenneraugen auf ſeine Farbe und ſeinen Glanz
hin prüfte, mit ſchlürsenden Lippen kostete und sofort als
„ſchlechte Sorte, Berliner Gift“ in mehr als hinreichender
Weiſe erklärte. Darauf entſpaun sich die folgende Unter-
haltung. „Wo sind Sie abgestiegen, Herr Langfeld ?*
fir ürten.. ~: „Jr werte 233,8) en uur
Sie eben von der "Bahn gekommen und fn ein Hotel .
~ „Jm Gegenteil, logiere ſeit geſtern in Droſchke."
„Das verstehe, wer da kann. Und Jhr Gepäck ?" ~— „Trage
das bei mir !“ und er klopft mit der sleiſchigen rechten Hand
auf seine Taſche, „da iſt Kamm, Bürſte und Seife drin und
ein ganzer Packen Gold.“ ~ „Aber erklären Sie ſich doch
genauer, ich verſtehe immer weniger." ~ „Nicht viel zu
erklären. Wohne in Droſchke Tag und Nacht, d. h. ſchlafe
nachts ein paar Stunden in Remiſe. Pferdedecke wärmt
mich. Ist ja Sommer. Bei Tag fährt mich Kutſcher wohin
er will, ſachkundiger Mann, erſeßt mir Fremdenführer durch
Berlin. Eſſe und trinke gut, ſehe alles, höre alles. Hält