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Tante {ottdjen.
Eine Erzählung von Wilhelm Fifder.
De Bergmann Friedrich Holder zu Linben Hatte
früh und ganz nach eigner Wahl geheiratet und
fig bod) im erften Jahre der Ehe durchaus nicht
immer recht behaglid gefühlt. Denn die bübfde
junge Frau verftand gar gu menig von ber Qaus»
paltung. Sie fonnte weber orbentlid toden, nod
nähen und fliden; fie hatte von weijer Einteilung ber
Beit und des Geldes Keinen Begriff. &o made fie
fi unb ibm mande büje Gtunbe, unb beibe Hätten
unglüdíid) merben müjjem, menm fie nidi bei Beiten
jur Cinfidt gelommen wäre. „Man ift nie qu alt
jum Lernen, und ih bin nod) jo jung! Jd will bad
Berfäumte nadjubolen fuchen.” So dachte fie nıcht
nur, fondern fprad) e8 aud Herzhaft aus, zur großen
Freude ihres Mannes, und wad nod) mebr _ift, : fie
blieb dem einmal gejaßten guten Enijhlufje nach
Kräften treu. ec Edu
Leicht war dies gerabe nicht. Auch ging’s langjam.
Aber wenn fie Wufmunterung und ein Beifpiel. nötig
batte, jo fanb fie beides in ihrem Frig. Er: war
pünlifid und fleißig, im Dienft und nad) der Schicht;
dazu rubig, verftindig und jparfam. Ule BVorgejepten
manbtem bem juverldffigen und ehrenbaften Manne .
ibr Wobhlwollen qu. Mit Hilfe der Knappfchaft atte
et bor bem ©tddbtlein am fonnigen Ubhang bed
Hügel? ein Stüd Land erworben und ein fHmudes