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Ziele seiner Wünsche, — der Beförderung zum Steiger
und der Vereinigung mit dem lieben, herzigen Reserl! —
Und welches Glück strahlt aus ihren Augen während
sie dankbar aufblickt zum Himmel, der so bald schon
den sehnlichsten Wunsch ihres Herzens erfüllen sollte! —
Der Hochzeitmorgen ist angebrochen, eine erquickende
Frühlingsluft dringt durch das geöffnete Fenster der
Stube, in welcker die Braut, den Myrtenkranz am
blondgelockten Haupte, den Bräutigam erwartet.
Da schallt zur ungewöhnlichen Zeit das Schacht»
glöcklein zum Zechenhause herunter, grell ist der Klang
und klagend. Zugleich laufen Bergleute dem Zechen»
hause zu.
„Was ist geschehen?" fragte Referl besorgt einen
Hundejungen.
„Man vermißt den jungen Steiger. Euren Bräu¬
tigam !" erwidert der Junge. „Er fuhr noch spät
Nachts, um im zweiten Sinkwerke nachzusehen, im
Schachte ein, kam aber nicht mehr zurück. Heute mit
dem ersten Frührot eilten Mehrere in die Grube, das
Sinkwerk ist in gutem Zustande, aber vom Martin
sah man und hörte man nichts. Er muß verunglückt
sein, deshalb ruft das Schachtglöcklein die feiernden
Knappen zu Hilfe."
Vergebens blieben olle Bemühungen, den Ver¬
unglückten aufzufinden. Untröstlich drang Reserl immer
wieder in ihren Vater, doch Alles aufzubieten, um
den Geliebten, womöglich noch zu retten! — Um¬
sonst! —
Tief trauernd brachte Reserl einige Jahre hin;
Bewerber erschienen und verließen hoffnungslos das
Zechenhaus. Dann ward das Mädchen ruhiger, das