— 49 —
Ich sehe Euer Häuschen immer mit besonderem Ver¬
gnügen an, Eure brave Frau hält'- so blink und
blank. Wir Papiermüller sollten von Rechtswegen
freilich alle an Leib und Seele recht sauber sein;
unser Geschäft leitet uns dazu an. Habt Ihr wohl
einmal darüber nachgedacht? Aus den alten, zerfetzten,
oft schmutzigen Lumpen machen wir das schöne weiße
Papier, worauf die weisesten Gedanken, die herrlichsten
Lieder und Sprüche geschrieben und gedruckt werden
können, ja Gottes Wort selbst. Freilich auch viel
dummes und thörichtes Zeug, doch das ist nicht unsere
Schuld; wir liefern reinen Raum für reine und edle
Gedanken. Es kostet allerdings viele Müge, bis wir-
soweit bringen, gelt, das wißt Ihr wohl. Noch schwerer
ist eS, unser eigene-, bald trotziges und bald verzagte-
Herz zu reinigen und zu erneuen, und nur GuteS
und Liebes, Hohe- und Heilige- hineinzuschreiben;
das bringen wir allein gar nicht fertig."
.Wenn jedes Herz so wäre, wie daS Ihrige," be¬
gann Meister Groß auS innigster Ueberzeugung, allein
sein Herr unterbrach ihn mit einem freundlichen i
.Guten Abend!" und schritt rasch weiter. Tr wußte
selbst kaum, wie er zu der ungewohnt langen Rede
gekommen war. Nicht alle Häuschen, an denen er
vorbei kam, sahen gleich wohlgehalten aus, und da er
nicht loben konnte, so schwieg er lieber ganz und be-
gnügte sich mit e.inem höflichen Gruß.
Aber einmal wurde das schöne Verhältnis zwischen
ihm und einem seiner liebsten Untergebenen doch ge¬
stört, ja gelöst, und daS kam so. Herr Rasch, em
wohlhabender junger Mann auS Köln, war längere
Zeit in Herrn Lohr- Geschäft thätig gewesen, dantt