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oft gerade, wenn sie eben anfingen, ihr selbst von
einigem Nutzen zu sein. Witwen und Waisen wurden
ganz besonders berücksichtigt, aber auch andere Leute,
Jünglinge und Männer, wußten, wohin fie sich in
ihrer Bedrängnis zu wenden hatten, und klopften
selten vergebens an. Wenn Herr Johann Wilhelm
auch nicht alle Wünsche und Hoffnungen erfüllen
konnte, ungetröstet ließ er so leicht keinen Bittsteller
gehen. Mit weiser Umsicht verwandte er seine Mittel
und erreichte dadurch bei der damals noch herrschenden
Genügsamkeit viel. Auch daS schlimme Jahr 1817
ging seinen Arbeitern glimpflicher vorüber als manchen
andern. Fortwährend war er zur Hebung ihrer
geistigen und leiblichen Wohlfahrt aus neue Einrich.
tungen bedacht, die freilich nicht alle gelangen. Doch
das beirrte ihn ebensowenig wie gelegentliche — üb¬
rigens ganz ehrerbietige — Einwendungen seiner
schärfer rechnenden Herren Söhne. DaS wußten oder
ahnten seine Leute, wenn sie auch nicht alles erfuhren,
und nannten ihn schon längst mit Stolz und Liebe
den guten alten Herrn.
Aber mehr noch als seine Wohlthaten selbst wirkte
die zartfühlende Art, womit er fie regelmäßig erwies.
Er war vielleicht zu weich für diese rauhe Welt, in
der eS doch auch viele Dickhäuter giebt, die fest an¬
gefaßt werden wollen, von den Böfewichtern ganz zu
schweigen. Doch er konnte nun einmal nicht grob
und grimmig sein, eS war ihm nicht gegeben. Er
tadelte und strafte ungern. Wenn er eS doch einmal
thun mußte, was ihm natürlich nicht erspart blieb, so
merkte man ihm an, wie schwer ihm die Erfüllung
dieser Pflicht fiel. Selbst empfindlich und ehrliebend,