Ausnahmen, schon Tn Potsdam wohnten, so wurde der
Brauch, die HexenbouquetS zu überreichen, Vorzugs-
-weise von den Mädchen der Silberkammer in Potsdam
geübt, wurde gleichsam als deren Vorrecht angesehen.
Später nahm der Gebrauch an Umfang zu, in der
Weise, daß alle fürstlichen Personen, die in der ersten
Mainacht im Potsdamer Schlosse geschlafen, mit
HexenbouquetS beschenkt wurden. Und endlich wurde
der Gebrauch auf alle in der Mainacht im Schlöffe
anwesenden distinguierten Personen, Hofdamen, Kam-
mcrherren, Generale und Gelehrte ausgedehnt. Diese
Ausdehnung ist zum größten Teil ein Werk Alexander
von Humboldt-, der bekanntlich im königlichen Stadt¬
schloß zu Potsdam eine permanente Wohnung inne
hatte, und der, um einen Grund zu haben, den Silber¬
wäscherinnen ein Geschenk machen zu können, diese
ausdrücklich gebeten hatte, auch ihm am ersten Mai¬
morgen einen Blumenstrauß zu senden. Und der alte
Herr wachte mit einer fast rührenden Eifersucht darüber,
daß er mit den HexenbouquetS nicht oergeffen wurde.
Er freute sich innig, wenn er, zurückgekehrt von seinen
langen Reisen, die ihn oft am ersten Mai in ganz
entfernte Gegenden feffelten, noch im Juli oder August,
nach der ersten Nacht im Potsdamer Schlöffe, sein
Hexenbouquet aus dem Arbeitstisch fand. Tr ließ eS
sich dann nicht nehmen, die Hexen in der Silberkam¬
mer selbst aufzusuchen, ihnen fernen freundlichen Dank
zu sagen und ihnen das übliche Gegengeschenk zu bringen.
Seit dem 1. Mai 1847 aber hat da- stillschweigende
Vorrecht der Potsdamer Silberkammer, die Hexen¬
bouquets überreichen zu dürfen, aufgehört. Die kaiser¬
lichen Herrschaften können jetzt am ersten Mai weilen.