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machen, und besonders diesem Kerl gegenüber, der ihm
zuwider war, wenn er auch nur zu oft in seinen wilden
Stunden mit dem Erzmmp gezecht hatte.
Aber Jost war nicht übelnehmerisch, gesprächig
fuhr er fort: „Was hat denn der reiche Lohmar heute
von dir gewollt?" — „Das geht dich wieder nichts
an," trumpfte Martin ihn ab. — „Er thut wohl viel
an dir? sagte Jost, indem er heharrlich neben ihm
über die schmutzige Straße humpelte. „Was sollt' er
an mir thun?" rief Martin ärgerlich. „Ich eß' mein
eigen Brod, ich brauch ihn nicht."
„Die Reichen," philosophirte Jost, „sind allzumal
Schweinhunde. Wie leicht wär's deinem alten Schul¬
kameraden, dir eine Wirthschaft, ein Händelchen, ein
Geschäftchen einzurichten ! Gelernt hast du ja genug da¬
zu. Aber die paar Thaler dauern ihn schon. — Zum
Steiger wenigstens könnt' er dich machen, er hat gro¬
ßen Einfluß. Aber auch d i e Mühe ist ihm zuviel.
Von mir sprech ich nicht; ich bin einmal wie ich bin;
doch daß ein fleißiger, gescheuter, solider Kerl, wie
du, sein ganzes Leben als einfacher Bergmann ver¬
schleißen soll, und hat einen Dutzfreund, der sein Geld
nach Hunderttausenden zählt, das ist traurig!"
Es lag etwas, in diesen Worten, das dem armen
Kerl schmeichelte und mit seinen eigenen Gedanken so
ziemlich stimmte. Milder als bisher sprach er: „Ja,
ja, es ist ungleich vertheilt."
„Es wird noch 'mal anders kommen!" flüsterte Jost,
„und wenn du wolltest —"
„Guten Abend!", sagte Martin resolut und wandte
sich links zu eimem der letzten Häuser des langgestreck¬
ten Dorfs. „Aha nun weiß ich doch, wohin du gehst!"
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