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Tage bevor. — Sollen wir die Lichtchen am Baume
nicht einmal anzünden? nachher brennen sie um so
bester."
Im Nu flammten sic alle auf, und beide Frauen
klatschten vor Freude in die Hände. — Aber o weh!
Im Nu erloschen auch alle wieder. Elise that einen
lauten Schrei, sie fuhr empor, — sie war wieder allein
im schmutzigen, kalten, fast dunklen Zimmer, das kleine
fiüppchen saß unbeweglich auf seinem Sopha, das
erzchen, das vor seinem Erlöschen noch einmal hell
aufgeflammt war, fiel vollends zusammen und ging aus.
— Elise hatte nur geträumt! Das Erwachen
war trostlos, sie verhüllte ihr Gesicht mit beiden Hände»
und weinte bitterlich —
Aber es wird Zeit, daß wir uns einmal wieder
nach Martin umsehen. Als er seine Wohnung verließ,
war es noch viel zu frühe für ihn, sich zu Herrn Loh¬
mar zu begeben. „Wohm nun?" knirschte er ingrim¬
mig; „ich soll wohl doch in's Wirthshaus müssen!"
Da brauchte er nicht weit zu gehen; verlockend schim¬
merte ihm schon das rothe Licht über der hohen Thüre
des nächsten entgegen. An Schenken hatte das große,
meist von Bergleuten bewohnte Dorf einen wahren
Ueberfluß. Aber Martin war ein zornmüthiger und
leidenschaftlicher, doch zugleich ein starker, rechter Mann,
kein Lump, kein Waschlappen, keine Wetterfahne.
„Meinst du, Satan, du hättest mich?" fuhr er fort,
mit einem unsichtbaren Versucher redend; „nein, ich
hab' mir's heute zu fest gelobt."
Was? Er schreitet doch auf's Haus zu, die Treppe
hinauf, er tritt ein? Ja, aber nicht links in die
Wirthsstube, sondern rechts in den kleinen Kramladen,