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Elise schluchzte, die Strafe wirkte um so mehr, je '
iveniger man sie von einem so zierlichen und zarten j
Geschöpfe hätte erwarten sollen.
„Ich weiß, du bist noch nicht ganz verdorben," !
fuhr das Stimmcheu fort: „du fassest manchmal gute j
Vorsätze, aber wie lange willst dir die Ausführung !
verschieben? Bis dein armer Mann so still und starr !
vor dir liegt, wie das arme Kind, dem du mich !
schenken wolltest, auf seinem Bettlein?" i
Das war zu viel, flehend hob Elise ihre Hände
ans: „O sag' das nicht! o sag' das nicht!" schluchzte
sie unter Thränen; „ich will ja gern anders werden,
heute noch!"
„Du willst?" rief die Puppe fröhlich; „Topp,
dann , helf' ich dir! Und wenn du mir folgst, so bist
du von morgen ab wieder ein glückliches Weib!"
„Was soll ich thun?" fragte Elise, durch den zu¬
versichtlichen Ton tvunderbar gestärkt.
„Setz' einen großen Kessel mit Wasser auf," befahl
das Puppchen, ,,rasch! eins, zwei, drei! — Hol' Kü¬
bel und Seife, Besen und Bürste herein! Recht! Und
nun paß auf!" Sie tvarf nur ein Schäuflein Kohlen
in's Feuer, aber sie legte tvohl einen besondern Segen
darauf, denn lustig prasselte die Flamme, und schon'
begann das Wasser zu dampfen. Die Puppe streifte
die Aermel ihres schönen Kleidchens in die Höhe und
füllte dann den Kübel zur Hälfte. Darauf trat sie in
die Kammer, die staunende Elise ging natürlich mit.
Licht brauchte sie keius, von dem Edelsteine auf ihrer
Brust strahlte genug saufte Helligkeit aus. „Ach, wie
sehen die armen Kinder aus!" rief sie, — und die
nachlässige Mutter erröthete. „Und auch das Bett. —