Full text: 1.1873 (0001)

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sieht's in allen Ecken aus. Dein theures Kleid ist zer-- 
. rissen, der Schrank dort leer, Küche und Keller wohl 
auch. Und dazu hast du noch Schulden, ich weiß es 
von der Krämerin. O ich war so bang, als ich noch 
im Korbe lag und dein Mann so laut schalt; ich 
kann's nicht vertragen, aber nun seh' ich, er hat Recht 
gehabt. Ist das eine Wohnung für einen fleißigen 
Bergmann? Hast du das in deinem Dienste in der 
* Stadt gelernt? Hast du ihm das am Altare versprochen? 
Ein gutes Weib soll fleißig, rein, 
Sanftmilthig, sparsam, freundlich sein: 
So bleibt sie stets des Mannes Schatz, 
Sein Hilttchen ihm der liebste Platz! 
Du aber treibst ihn durch Faulheit und Verschwendung 
durch Trotz und Widerworte zur Verzweiflung und 
machst dich mit ihm elend, und warst doch einmal ein. 
liebes und schönes Kind!" 
Elise fühlte sich ergriffen, aber noch nicht überwun¬ 
den. „Wir könnens nicht haben wie die reichen Leute," 
sagte sie, „ich' geb ihm schon zu viel für Putz und 
Kleider aus." 
„Für elende Fähnchen und Lappen," eiferte die- 
Puppe, „die du denn bald verkommen läßt. Nähen 
* kannst du wohl nicht? Zum Stopfen bist du zu vor¬ 
nehm? Waschen schickt sich nicht für dich? O Weib, 
und doch ist Reinlichkeit der erlaubte Luxus der Armen, 
und jeder Nadelstich zur Zeit einen Groschen werth. 
Wir können's nicht haben, wie die reichen Leute, sagst 
du? Warum nicht? Ihr seid reich, denn Ihr seid 
, jung, gesund, im Verdienst, und habt ein eigen Hausr 
Aber du machst einen Stall daraus, und machst Schul¬ 
den, die sogar den Stall noch auffressen."-
	        
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