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hängt; wir müssen dasür büßen; auf u n s kommt es
ja gar nicht an."
Er haßie in gewissen Augenblicken, von eignen bösen
Gedanken und schlechten Einflüsterungen aufgeregt, alle
Vornehmen, sogar seinen guten Freund und Gönner,
den Rentner Lohmar, nicht ausgenommen. Aber der
Mann stand so freundlich vor ihm und fuhr so gütig
fort: „Es soll natürlich dein Schaden nicht sein, —
und du steckst dein Bäumchen ja doch wohl erst morgen
an. Vor Kirchzeit bin ich zurück. Willst du kommen?"
— „Er geruht doch auch ein wenig auf mein Fest
Rücksicht zu nehmen," dachte Martin und sagte: „Wa¬
rum denn nicht?"
„Gut, dann erwarte ich dich gegen sechs Uhr. —
Was machen Frau und Kinder?" Martins Gesicht ver¬
zog sich wieder. „Die Buben sind munter, aber mein
Weib —" „Armer Schelm!" sprach Lohmar, als er
stockte. „Ich hab's gefürchtet. Sie war ein 'schönes
Mädchen, hat aber die Eltern zu früh verloren. Nun,
halt' du nur den Nacken steif! Sei ein Mann, such'
deinen Trost nicht in der Flasche, nicht bei schlechten
Kameraden; es dauert mich, wenn ich dich treuen Kerl
in gewisser Gesellschaft sehe. Erzieh' deine Frau und
hab' Geduld mit ihr; das müsset! wir geplagten Ehe¬
männer alle!"
Mit diesem Scherze empfahl er sich lächelnd, Martin
aber ging bekümmert seines Wegs. Die ewig schmer¬
zende Wunde, die sein Leben verbitterte, die ihn oft in's
Wirthshaus, zur Betäubung trieb, die ihn für die ver¬
derblichen Lehren schlechter Schriften und böser Menschen
empfänglich machte, war auf's neue berührt. Er hatte
als tüchtiger, nüchterner Arbeiter es früh gewagt, ein