Full text: 1.1873 (0001)

und Geigen, Trommeln unb Pfeifen — so wild und 
wirr sie klingen, es ist doch ein liebliches Conzert! 
und dazwischen dröhnen dumpf die großen Kirchenglocken, 
dazwischen schallt der Jubelchor: Gloria in excelsis 
Deo! — Ehre sei Gott in der Höhe, und Friede auf 
Erden, und den Menschen ein Wohlgefallen! 
Wer sieht nicht im Geiste den Wunderbaum vor 
sich, mit stammenden Kerzen statt Blüthen, und selige 
Kinder mit großen Augen, und glückliche Eltern mit 
offenen Händen! Der Knecht ruht aus, der Bettler ißt 
sich satt, der Reiche wird mildthätig und der Arme 
fröhlich, und alle neigen sich vor dem göttlichen Kinde 
in der Krippe, wie sich einst die armen Hirten und die 
Könige aus dem Morgenlande vor ihm gebeugt. Der 
muß sehr alt und vertrocknet sein, der nicht einmal zu 
Weihnachten aufthaut! 
Mancher Zornige wird an diesem Tage sanft, 
mancher Geizige großmüthig; mancher Gestrenge kehrt 
wenigstens einmal im Jahre seiner Umgebung und be¬ 
sonders seinen Untergebenen seine liebenswürdige 
Seite zu. 
So hatten auch die Bergleute der großen Kohlen¬ 
grube heute zeitig ihren Lohn empfangeil, um das 
fröhliche Fest zu Hause, mit ihren Familien, begehen 
zu können. 
Aber nicht alle gingen vernünftig sofort heim; viele 
zogen nach leidiger Gewohnheit vorher ins Wirthshaus 
hinein. „He, Martin, du nimmst doch auch erst einen 
auf die Lampe?" rief der rothe Hannickel einem Ka¬ 
meraden zu, der, wie es schien, noch unschlüssig am 
Scheidewege stand. 
Martin war ein junger, erst seit einigen Jahren
	        
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