Full text: 1954 (0009)

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JMich m die V)eCt 
Staaten ein eigenes Rundfunkprogramm ver3 
breiten, das gewerkschaftliche Nachrichten aus 
der ganzen Welt enthält. 
Tarif vertragsrecht für alle Arbeitnehmer 
Kongress der CIO 
Der 15. Jahreskongreß des CIO fand in 
Cleveland (Ohio) vom 16. bis 20. November 
statt. Der gesamte Vorstand des Bundes wurde 
wiedergewählt, so als Präsident W. Reuther/ 
als Vizepräsident J. V. Riffe, als Sekretär- 
Schatzmeister J. B. Carey. 
Aus der Behandlung inländischer Ange 
legenheiten ist hervorzuheben: 
Die Regierung Eisenhower wurde nicht zu 
letzt wegen der NichtinnehaHung des Ver 
sprechens auf Revision des Taft-Hartley-Ge- 
setzes kritisiert. In der Resolution über inlän 
dische Angelegenheiten heißt es,' daß „die 
Leitung der -Regierung durch den Präsidenten 
gewissen reaktionären Pariamentsleilern und 
Regierungsmitgliedern überlassen wurde. 1 ' 
Der CIO verlangt Garantien für das Tarif 
verhandlungsrecht für al|e Arbeitnehmer der 
Verwaltung und der öffentlichen Dienste, glei 
chen Lohn für gleiche Arbeit für die Frauen 
und eine Beendigung der Benachteiligung der 
weiblichen Arbeiter. Der Kongreß wandte sich 
gegen Umsatzsteuern und die Regierung 
wurde aufgefordert „Steuerherabsetzungen zu 
gewähren, um die Kaufkraft zu steigern und 
auf diese Weise die fallende Tendenz der 
Erzeugung und der Beschäftigung umzuwen 
den.' 1 Der CIO bestätigte seine Unterstützung 
des Genossenschaftswesens. 
★ 
Europäische soziale Integration 
In Ausführung eines Beschlusses des Stock 
holmer Kongresses hat der Generalsekretär 
des IBFG nach Beratung mit der Europäischen 
Regionalorganisation die europäischen Mit 
gliedsorganisationen ersucht, Mitglieder für 
einen Ausschuß für die Europäische soziale 
Integration zu ernennen. Dar Kongreß hatte 
einem solchen Ausschuß als erste Aufgabe 
vergleichende Studien über Löhne und Sozial 
fürsorge gesetzt. Der Wirtschaftsausschuß der 
Europäischen Regionalorganisation wird in der 
ersten Hälfte des Januar tagen und man er 
wartet; den neuen Ausschuß bald danach zu 
seiner ersten Sitzung zusammenberufen zu 
können. Die technischen Vorbereitungen und 
die büromäßige Zusammenfassung der Ar 
beit des Ausschusses übernimmt das Sekre 
tariat des IBFG. 
Impfstoff gegen spinale Kinderlähmung 
New York. — Die Entdeckung eines wirk 
samen Impfstoffs gegen spinale Kinderläh 
mung (Poliomyelitis) wird von Fachleuten als 
die bedeutendste Leistung der amerikanischen 
Medizin im Jahre 1953 angesehen. Schutz 
impfungen mit der Vakzine, die von dem 
jungen amerikanischen Forscher Dr. Jonas E. 
Salk entwickelt wurde, sollen im kommenden 
Jahr in großem Umfang durchgeführt werden. 
Auf Grund vorläufiger Versuche wird ange 
nommen, daß das Mittel den mit ihm ge- 
imoften Kindern für die Dauer von drei Jahren 
oder sogar noch länger Immunität gegen alle 
drei bekannten Typen von Polioviren ver-: 
leihen kann. Ein wichtiger Fortschritt auf die 
sem Gebiet war bereits in 1952 zu verzeich 
nen, als amerikanische Forscher die immuni 
sierende Wirkung des Blufbestandteiles Gam 
ma-Globulin entdeckten, eine Wirkung/ die 
allerdings nur einige Wochen vorhäit. 
* 
Grosse Haldenbestände an Steinkohle 
urd Koks , 
sind in den Ländern der Montanunion vor 
handen. Diese erreichen in Frankreich 5,7, 
Mill. Tonnen, in Deutschland 3,5 und in 
Belgien rund 3 Mill. Tonnen. Der Vizepräsi 
dent der Hohen Behörde der Montanunion,’ 
Etzel,' wies vor kurzem auf die stark zu 
rückgehende Einfuhr amerikanischer Kokerel- 
kohle in die Länder der Montanunion hin. 
In den ersten neun Monaten 1953 betrug 
die Einfuhr nur noch 4,9 Mill. Tonnen gegen 
über 13,8 Mill. Tonnen in der gleichen Zeit 
des Vorjahres. 
* 
Eigenes Rundfunkprogramm einer 
Gewerkschaft 
Ein eigenes Rundfunkprogramm entwickelte 
der CIO. Dieser zweitgrößte Gewerkschafts 
bund der USA läßt seit September 1953 
täglich über 148 Ortssender in 40 USA- 
* 
Neuer Saargrubenrat ist gebildet 
Wie wir Informiert worden sind, ist der 
neue Grubenrat,’ der nach den letztabge 
schlossenen Konventionen sich aus Vertretern 
der französischen Regierung und 10 Per 
sonen aus dem Saarland sich zusammensetzen 
soll, bereits gebildet. Damit scheint eine über 
Wochen gehende Rauferei um diese Posten 
ihr Ende gefunden zu haben. Wie wir weiter 
hin unterrichtet wurden, ist der Präsident 
der Christlichen Gewerkschaften, Herr Hans 
Ruffing, zum Direktor der Saargruben avan 
ciert. Zu der Regelung dieser ganzen Ange 
legenheit unser herzliches Glück-Aufl 
Vollbeschäftigung — Soziale Sicherheit 
Forderungen des Internationalen Metallarbeiterbundes 
Die Wirtschaftskonferenz,' die im Juli 1953 
in Stockholm vom Internationalen Metall 
arbeiterbund abgehalten wurde, war der 
Schauplatz lebhafter Debatten über allge 
meine wirtschaftliche und politische Theorien 
wie auch über die unmittelbaren Probleme,' 
die den organisierten Metallarbeiter heute 
bedrängen. 
Die im folgenden wiedergegebene Reso 
lution,' welche von der Konferenz angenom 
men wurde, gibt einen Ueberblick über die 
behandelten Fragen. 
7,Der Internationale Metallarbeiterbund 
1. gibt nach eingehender Diskussion aller 
wirtschaftlichen und sozialen Probleme,' 
mit denen sich die ihm angeschlossenen 
Landesverbände zu befassen haben, der 
Auffassung Ausdruck, 
2. daß trotz der in verschiedenen Ländern 
bestehenden Hochkonjunktur und Expan 
sionswirtschaft und einem relativ hohen 
Lebensstandard, die Weltlage allgemein 
betrachtet eine gefährliche und prekäre 
geblieben ist, 
3. daß es heute mehr denn je die Haupt 
aufgabe der Gewerkschaften ist, ihre 
ganze Kraft zur Bekämpfung von W ; rt- 
schaffskrisen und zur Sicherung des Frie 
dens und der Demokratie/ als Voraus 
setzung einer freien Welt, einzusetzen, 
4. daß Regierungen und Unternehmer im 
wirtschaftlichen und sozialen Leben große 
Verantwortung tragen, 
5. empfiehlt deshalb paritätische Verhand 
lungen, um auf internationaler und na 
tionaler Basis günstige Voraussetzungen 
zur Lösung der für das Wohlergehen der 
gesamten Bevölkerung gestellten wirt-; 
schaftlichen und sozialpolitischen Pro 
bleme zu schaffen, 
6. beauftragt deshalb alle ihm angeschlosse 
nen Landesorganisationen/ sich für eine 
Politik einzusetzen, welche die Verwirk 
lichung der Vollbeschäftigung zum Ziele 
hat, 
7. ' unterstützt die Bestrebungen um den Ar 
beitern ein Jahreseinkommen zu sichern 
und empfiehlt den angeschlossenen Lan 
desverbänden/ diesem Prinzip ihre Auf 
merksamkeit zu schenken, 
8. unterstreicht,' daß zur Erreichung des ge 
steckten Zieles, welches für Frieden und 
Freiheit von entscheidender Bedeutung 
ist/ wichtige Voraussetzungen zu erfüllen 
sind/ wie die Hebung des Lebensstan 
dards der Arbeiterschaft, die progressive 
Reduktion der Arbeitszeit und vermehrte 
soziale Sicherheit, 
9. bekräftigt die in den Artikeln 55 . J 56 
der Charta der Vereinten Nationen nie 
dergelegten Prinzipien und die Beschlüsse 
des Wirtschafts- und Sozialrates vom 
15. August 1950 über die Vollbeschäfti 
gung und nimmt Kenntnis von den auf 
diesem Gebiet unternommenen Schritten 
des Internationalen Bundes Freier Ge 
werkschaften, 
10. empfiehlt den angeschlossenen Organi 
sationen und ihren Vertretern dringend/ 
die Bestrebungen des IBFG zu unter 
stützen und sich an den Arbeitern der 
gouvernemenfalen und intergouvernemen- 
talen Institutionen zu beteiligen, 
11; empfiehlt den angeschlossenen Organi 
sationen weiter, von inren Regierungen 
zu verlangen, daß sie die geeigneten 
Vorkehrungen treffen, um die in der ge 
nannten Entschließung des Wirtschafts 
und Sozialrafes der UNO gesteckten Ziele 
zu erreichen, 
12. Die Wirfschaftskonferenz des IMß be 
dauert anderseits, daß auf dem Gebiet 
der internationalen Handelsbeziehungen 
seitens der Regierungen zahlreiche dis 
kriminierende Maßnahmen praktiziert wer 
den, die auf ernsthafte Störungen im 
Warenaustausch hinauslaufen, 
13. fordert und empfiehlt eine fortschreitende 
Integration der Märkte, 
14. erklärt, daß im internationalen Handel 
das einschränkende Streben nach Profit 
dem fortschrittlicheren und dynamischeren 
Streben, das auf die Bedürfnisse des 
Konsums ausgerichtet ist, weichen muß/ 
15. fordert, daß die Gewerkschaften über 
die nötige Macht verfügen, sich an den 
Produktivitätsprogrammen voll zu betei 
ligen, und daß die Erträgnisse gleichmäßig 
unter der Arbeiterschaft und den Konsu 
menten, wie auch unter der Industrie 
verteilt werden, 
16. hebt hervor, daß der Erfolg der Pro 
duktivitätspolitik von freimütigen Ver 
handlungen zwischen den gewerkschaft 
lichen Organisationen und den Unter 
nehmerverbänden abhängt und daß diese 
Verhandlungen auf alle Fälle die Arbeiter 
und Konsumenten in gleichem Maße wie 
die Industrie begünstigen müssen, 
17. bestätigt, daß die Existenz einer kraft 
vollen Gewerkschaftsbewegung auf na 
tionalem und internationalem Boden die 
wesentlichste Voraussetzung ist, um die 
genannten Ziele zu erreichen und daß es 
deshalb gegeben ist, die am wenigsten 
begünstigten nationalen Organisationen 
durch direkte materielle und moralische 
Hilfe zu unterstützen, 
18. empfiehlt allen Landeszentralen, Studien 
programme für die Gewerkschaftsfunktio 
näre aufzustellen, um diesen zu ermög 
lichen, sich erfolgreich mit den umfassen 
den wirtschaftlichen und sozialen Pro 
blemen der Gegenwart auseinanderzu-, 
setzen.'i
	        
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