nen bei fälligen TarifverKandlungen mit allen
Kräften den Grundsatz der gleichen Entloh
nung durchzusetzen. Man versucht, sich dem
idealen Ziel schrittweise zu nähern, bis die
Unterschiede zwischen der Entlohnung der
weiblichen und männlichen Arbeitskräfte völ
lig beseitigt sind. Der dänische Gewerk
schaftsbund teilt mit, daß die Löhne der weib
lichen Arbeitskräfte durch dieses Vorgehen
schon wesentlich erhöht worden sind.
Die deutsche Bundesrepublik hat zwar den
Grundsatz gleicher Arbeit gleicher Lohn in
ihrer Verfassung eingetragen, jedoch trotz der
Vorstellungen des DGB die Konvention Nr.
100 noch nicht ratifiziert. Der letztere ar
beitet gegenwärtig daran, den Bundestag zu
einer Entscheidung zu bringen. Der DGB
hat weiter eine Kommission eingesetzt, welche
sich mit diesem Problem beschäftigt. Ihr
gehören Vertreter der Mitgliedsverbände und
besonders der Frauensekretariate an. Bei den
Lohnverhandlungen versuchen die deut
schen Gewerkschaftsverbände den Grundsatz
zur Anwendung zu bringen.
In der Schweiz hat der Nationalrat sich
der lebhaften Vorstellungen des Schweizeri
schen Gewerkschaftsbundes nicht zur Ratifi
zierung der Konvention Nr. 100 entschließen
können. Jedoch wurde das Parlament aufge
fordert, die Frage der Auswirkung einer glei
chen Entlohnung der männlichen und weib
lichen Arbeitskräfte auf die Wirtschaft erneut
zu überprüfen.
In Großbritannien ist der Gewerkschafts
bund TUC bei der Regierung für eine Auto
risation der obersten Arbeitsbehörde, des
„Withley Council“ eingetreten, die Frage der
gleichen Entlohnung zu prüfen und weiter für
die Ratifizierung der Konvention Nr. 100 vor
stellig geworden. Ein endgültiges Ergebnis der
Bemühungen liegt bisher nicht vor. Immerhin
hat die englische Regierung den Grundsatz
der gleichen Entlohnung für ihre eigenen An
gestellten angenommen, erklärt jedoch, daß
sie unter den gegenwärtigen wirtschaftlichen
Verhältnissen das Arbeitsabkommen Nr. 100
nicht zur Ratifizierung unterbreiten könne.
In Kanada sind die provinziellen Regie
rungen für die Fragen zuständig, die die
Konvention Nr. 100 aufwirft. Die Mehrzahl
dieser Regierung steht auf dem Standpunkt,
daß diese Frage eine tarifvertragliche sei,
nicht eine gesetzgeberische. Jedoch haben
zwei Provinzen, Saskatchewan und Ontario
Gesetze angenommen, die die gleiche Ent
lohnung sichern. Der kanadische Gewerk
schaftsbund CCL hat seinen Mitgliedsverbän
den auf seinem letzten Kongreß empfohlen,
dafür zu sorgen, daß in den zukünftigen Ar
beitsverträgen kein Unterschied zwischen der
Entlohnung der Arbeiter und der Arbei
terinnen erscheint.
Während in den Vereinigten Staaten auf
der einen Seite die Aussichten für eine Rati
fizierung der Konvention Nr. 100 sehr
schwach sind, sichern auf der anderen Seite
eine große Anzahl von Tarifverträgen zwi
schen Arbeitgebern und Gewerkschaften den
gleichen Lohn für die gleiche Arbeit.
In Mexiko enthält die Verfassung den Grund
satz „gleicher Lohn für gleiche Arbeit“. Der
mexikanische Gewerkschaftsbund stellt fest,
daß dieser Grundsatz voll in Kraft ist, seit
dem ’ie Verfassung verkündet wurde. Wahr-
scheii uch aus diesem Grunde hat die mexi
kanische Regierung sich entschlossen, die
Konvention Nr, 100 zu ratifizieren.
Diese kurze Aufzählung von Beispielen aus
einzelnen Ländern zeigt, wie kompliziert die
Verhältnisse sind und wie groß noch die
Schwierigkeiten, die den gewerkschaftlichen
12
Organisationen bis zur Erreichung ihres Zie
les entgegenstehen. Aber diese sind gewohnt,
Schwierigkeiten auf ihrem Wege zu finden
und sie zu besiegen. Die Sicherheit, eine ge
rechtere Zukunft vorzubereiten, bildet für sie
eine Ermutigung, ebenso im Kampf für die
Ratifizierung der Konvention wie in der täg
lichen Auseinandersetzung für die Durch
führung dieses Grundsatzes in den verschie
denen Berufen.
Es bleibt noch eine große erzieherische
und aufklärerische Arbeit zu leisten. Möge in
gewissen Ländern die Zahl der organisierten
Frauen relativ hoch sein, so ist doch in
anderen die Gleichgültigkeit der Frauen ge
genüber der gewerkschaftlichen Organisie
rung noch sehr verbreitet. Es muß ihnen zum
Berufstheater
Mit der Geschichte der Menschheit be
ginnt auch die wechselvolle Geschichte des
Theaters: denn der Ursprung des Theaters ist
im Spieltricb des Menschen zu suchen. — Bei
vielen Naturvölkern ist er- erhalten geblie
ben bis auf den heutigen Tag. — Der Spiel
trieb erwacht im Menschen mit der Stunde
seiner Geburt. Beobachten wir unsere Kinder:
in ihnen steckt noch etwas von dem Spiel
trieb aus den Urzeiten der Menschheit. Die
kindliche Phantasie gibt ihnen wundervollste
Spiele ein.
Mit der Verfeinerung und Überspitzung
unserer Zivilisationsbedürfnisse betrachteten ■
die Erwachsenen diesen Spieltrieb mit Beschä
mung und verbannten ihn aus ihrem Dasein
Mit weiser Nachsicht duldeten sie ihn noch
gerne beim Kinde.
Unter den Erwachsenen sind heute fast
ausschließlich d i e Menschen zu großem und
freiem Spiel in der Lage, die sich noch etwas
von der göttlichen Reinheit unverbildeter
Phantasie in ihr Erwachsenenalter hinüberge
rettet haben. Bei vielen von ihnen ist die
gnadenvolle Berufung zum Schauspieler zu
spüren.
Und diese wirklich Berufenen werden nach
einer sorgsam vorbereiteten Auslese und
Ablegung einer strengen Prüfung in beson
deren Ausbildungsstätten mit strenger Zucht
auf ihre, dem ganzen Volke dienende Auf
gabe vorbereitet. Sie müssen lernen, ihre
Sprache in vollendeter Reinheit und ihren
Körper mit magischer Sicherheit zu beherr
schen. Sie müssen Geist und Seele schulen,
um fremde Schicksale bis in die letzten Ver
ästelungen geheimster Empfindungen in sich
aufzunehmen und auf der Bühne in selbst
sicherer Überzeugung darzustellen. Durch sie
können Dichter und Dramatiker ihre Er
kenntnisse vom Wert und Unwert vieler Dinge
des Lebens den Völkern vermitteln.
Aus einer hervorragenden Zusammenarbeit
zwischen den einzelnen Schauspielern, die der
Regisseur leitet und nach seiner Erkenntnis
und seiner, vom Autor beeinflußten Intuition
führt, entstehen dann bedeutende Theater
aufführungen, die das Publikum im Sinne des
Dichters beeindrucken.
Es gibt aber noch viele andere Menschen,
die sich im eingangs erwähnten Sinne ihre
Freude am Spiel erhalten haben und deswegen
auf vieles verzichten und ebenfalls bemüht
sind, ihren Mitmenschen die Freude am Spiel
zu erhalten.
Das sind unsere Laienspieler! Auch sie
haben sich das „Kindscia“ mit in ihre Er-
Bewußtsein gebracht werden, daß ihre Ar
beitsbedingungen und ihre Aufstiegsmöglich
keiten nicht verbessert werden können, ohne
daß sie seihst sich in die freigewerkschaft
lichen Reihen eingliedern. Je mehr die Anteil
nahme der Frauen am Gewerkschaftsleben
wächst, desto mehr sind die einzelnen Ver
bände in der Lage, Frauenforderungen durch
zusetzen. Die arbeitenden Frauen können end
gültig die Ungleichheit der Arbeitsbedingun
gen und Entlohnung zwischen Arbeitern und
Arbeiterinnen verschwinden lassen, indem sie
sich den freien Gewerkschaften anschließen,
aktiv an deren Kämpfen teilnehntcn und so
lernen, ihr Rechte als arbeitende Frau zu
verteidigen.
FREIE GEWERKSCHAFTSWELT
- Laienspiel
wachsenenjahre hiniibejgerettet. Bei ihnen ist
die Freude, die sie dem mimischen Gedanken
entgegenbringen so recht im wahrsten Sinne
des Wortes ursprünglich. Auch sie ringen um
die hohen Werte der Darstellung. Es ist eine
bedeutende Aufgabe, die sie in ihren Hei
matgemeinden zu erfüllen haben. Sie sollen
altes, schönes, von den Vätern ererbtes
Brauchtum pflegen und in ihrer Mundart all
gemeingültig zum Ausdruck bringen was ihre
Volksdichter den Menschen der Heimat zu
sagen haben. Das ist eine große und verant
wortungsvolle Kunst. Und nur wer in der Er
füllung dieser Kunst ganz aufgeht, kann
Großes leisten. Denken wir nur an die
„Schlierseer-" und „Tegernseer-Bauernbühne“
oder gar an die berühmte „Exl-Truppe“, die
nie etwas anderes im Sinne hatten, als in
ihren heimatlichen Kreisen das altverehrte
Brauchtum zu pflegen. Und gerade weil sie
nur das taten, wurde ihre Kunst so groß,
daß auch andere Volksstämme auf sie auf
merksam wurden und zu sich einluden; denn
auch sie wollten die Volkskunst der Menschen
aps den entfernten Teilen ihrer Heimat ken
nen lernen. Und dann wurden sie sogar zu
anderen Völkern geholt und kündeten dort
von den Sitten und Gebräuchen ihrer Fleimat.
Ja, alle diese Truppen haben sogar Bedeuten
des geleistet im Sinne der Völkerverständi-
Immer sind sie Laienspieler geblieben, selbst
der Film, der ihre Kunst festhielt, hat sie
nicht anders machen können. Und nie hat
man gehört, daß diese Truppen sich an Dra
men der Weltliteratur oder Opern und Ope
retten gewagt hätten. Sie wußten: diese
Kunstgattung zu pflegen, ist Aufgabe des
Berufstheaters. Wenn wir uns auf diese Ab
wege begeben, gehen wir in die Irre und wer
den bald nicht mehr anerkannt.
Jede Laienspicltruppe sollte aus einem
ganz natürlichen Empfinden heraus die Gren
zen ihres Könnefis erkennen und nur im
Rahmen ihrer Möglichkeiten tätig sein. Freuen
sollen sie sich, wenn das Berufstheater zu
ihnen kommt, Denn aus den Wechselbezieh
ungen zwischen beiden entsteht eine be
glückende Vertiefung der darstellerischen
Möglichkeit.
Niemals darf auch nur im geringsten der
Gedanken im Hintergründe stehn, daß es
Konkurrenten sein könnten!
Die Kunst ist allgcmeingültig. Sie kommt
aus dem Volk und ist für das ganze Volk,