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Lohnregelung in Frankreich unbefriedigend
Der französische Ministerrat bat am 4.
Februar, das vom Frnamzmnnister Edgar Faure
vrrgeschlagene ,, W irtscha ftsprograrmm für
18 Monate" angenommen. Um die angebli
chen Tendenzen efnes Wirrtschaftsaraftriebes
nicht an stören und nm im Verlaufe von 18
Monaten die französischen Preise den Welt
marktpreisen an zupasse», wnrde Jede allge
meine LebonkähuBf ab ge lehnt und dort, wo
•ich Labmstreitigkeiten ergeben soWten, ist
die Regierung zur Zwangsschlichtung brfagt.
Die anormal niedrigen Stundenlöhne aber
»ollen durch. eine obligatorische Prämie von
15 Frs. die Stunde auf 115 Frs. gesteigert
werden. Gegen die Unternehmer, welche diese
„Prämie" nicht respektieren, sollen die in
der Arbeitsgesetzgebung vorgesehenen
Zwangsmittel (Geldstrafen) und eventuell
Schließung der Betriebe, angewandt werden.
Praktisch bedeutet diese „Prämie" eine
Lohnerhöhung von 15 Frs. die Stunde für
rund 700 000 Lohnempfänger, welche bisher
unter 100 Frs. die Stunde verdient hatten.
Genau gesehen aber will das nicht beißen,
daß nun 700 000 Lohnempfänger 115 Frs.
die Stunde verdienen, dem die Zonenab-
schiäge wurden beihehalten. Es sind also nur
die niedrigsten Löhne in der Pariser Region,
den garantierten Mindestlohn auf 115 Frs.
gesteigert werden. Die ZonenabscMage in der
Provinz gehen von 3,75 bis 13,50 Prozent
und das heißt, daß in der am schlechtesten
gesteHtöi Region nur garantierte Minänal-
stundenlöhne von 99,50 Frs. gezahlt werden.
Das von den Unternehmern erzwungene
„Opfer“ ist also wirklich nicht erschütternd
und wird reichlich durch Stenernadriässe,
Frage steht, wo hier die Ängleichung der
niedrigsten Löhne an den Engst überholten
garantierten Mindestlohn von 20 000 Frs.
im Monat bleibt?
Es ergibt sich aber noch eine andere In
konsequenz: Edgar Faure und die Unterneh
mer verlangen eine Froduktionssteigerung.
Die Auswirkungen «Auer technischen Moder
nisierung kommen aber nicht über Nacht.
Längere Arbeitszeit ist ihre Forderung. In
der Bekleidung»- and Textilindustrie spielt
aber der innere Absatzmarkt eine Rolle. Die
Absatzkrise wird durch die 15 Frs. mehr pro
Stunde, für ein so geringe Anzahl der Lohn
empfänger kaum gelöst werden!
Es wird euch viel von einer psycholo
gischen Wirkung gesprochen.. Das Ergebnis
aber ist, daß r. B. in der Damenkonfektion
eine qualifizierte erste Kraft, die 120 Frs.
die Stunde verdient, im Monat 19 200 Frs.,
mit Recht »agt, warum mehr arbeiten nnd
Verantwortung übernehmen wie eine An
fingerkraft, die mir „Knöpfe annäht“, keine
Verantwortung für ihre Arbeit trägt, doch
fast das Gleiche verdient? Diese Argumen
tation der qualifizierten Kraft wird nicht aus
Neid gemacht, sondern weil eine qualifizierte
Kraft auch Im täglichen Leben größere Ver
antwortung und größere Aasgaben hat.
Ke Operation der Gewerkschaften
Das Lahnproblem kt also in Frankreich
nicht gelöst worden. Die Gewerkschaften
der ,»Kader“ (Vorarbeiter, leitendes Personal)
sieht in der Begrenzung dieser Lohnaufbesse
rung den Zusammenbruch deT LohnhierarcHfe;
Die kommunismche Gewerkschaft CGT, sieht
in dem Beschluß der Regierung einen ersten
Erfolg, bereitet aber Streikbewegungen vor.
Die Chris dicke Gewerkschaft CFTC, bezeich-
nete den Regier ungsbeschluß als unzureichend
und entgegen den Empfehlungen der Hohen
Taiifvertragskommission vom 29. IZ. 53.
Die dem IBFG arrgeschfossene Freie Ge
werkschaft „Force-Ouvriere“ verlangt gleich
falls! dem. Respekt der Hohen Taiiüvertrags-
kommfssion (Garantierter Mindestrohn von
25166 Frs. Netto im Monat, auf der 40
Strunden woche and ohne Zonenab schlage) und
zeigt sich »ehr reserviert zu dem Regierungs-
besehhrß. Ihr Generalsekretär, Robert Bo-
Unu&ccteo(fen
'NEUFANG MAIZSilR'
fhereau, erklärter „Die Regremugsmai’ iah-:
mm sind ohne Leidenschaft ernst! alt zu prü-i
feil. Die F. O. aber Ist gegen fede Zwangs
schlichtung die »ich ans der Lohnkonflrkten
ergehen sollten. Der von der Regierung de
kretierte Satz für die niedrigstem Löhne be
deutet eine Blockierung der ReaRöhne".
Politisch gesellen, lehnen die Sozialisten
den Regler ungsbeschluß ab und Robert Bothe-
Teau wird in der Nationalversammlung intern
venieren und den Respekt der Hohen Tarif-
vertragskcrmmrssion verfangen.
Frankreich ist also von einer Beruhigung
des sozialen. Klimas noch wext entfernt.
W. B. j
Aus den Verbanden und Betrieben
Abbau der Exporttaxem, verbilligte Kredite,
n»d ans den Steuerfeldern genoHaneaen
staatlichen Subventionen md Investitions-
kredite wieder wett gemacht. Und hier ohne
Zonenabschläge! 1
In vridnt Berufen wurden die niedrigsten
Löhne gezahlt?
Wie gesagt, nur 700 000 Arbeiter weiden
ab 8. November eine Lohnei höhnmg von 15
Franken die Stunde erhalten. Es sind dies
70°/« der Arbeiter in der Ernäkiangsbranche,
ln der Bekleidungs- und Konfektionsbranche
fast die Gesamtheit, ein großer Teil der Ar
beiter in der Flußschiffahrt und in den Zie
geleien, 50- bis 6Ö°/o in der Textilindustrie,
der Färb- und Parfümindustrie und die
Lohnempfänger der „öffentlichen Arbeiten in
der Provinz“.
Diese Angaben stammen vom Arbeitgeber
verband und desavouieren die vom Finanz-
minister herausgegebene Ziffer von 700 000
Lohnempf Ungern, die unter den bisherigen
garantierten Mindestlohn bezahlt wurden. Wir
wollen aber dennoch die offizielle Ziffer von
700 000 heib eh alten! Ein großer Teil der
oben erwähnten Berufe, die nun von der
Lohnerhöhung profitieren, wie Bekleidung
und Konfektion, Textil- und Parfümindustrie,
arbeiten nur 40 Stunden die Woche. Das ist
wichtig, da die Beschäftigten in diesen In
dustrie», selbst in Paris, nach der Erhöhung
von 15 Frs. die Stande, kaum auf das alte
garantierte Existenzminimum des Jahres 1951
von 2Q 000 Frs. im Monat, kommen. Sie kom
men genau in der Woche auf 4 600 Frs. —
und das sind lm Monat gleich 18 4QO Frs.
Brutto. Davon gehen 6°/a für die Sozialver
sicherung ab. Das ist die Realität und die
Vor neuem Tarif in der k er watsch es Industrie
Wie uns der Indusrrieverband Fabrikarbei
ter mittedlt, haben die Gewerkschaften in der
keramischen Industrie dein Arbeitgeber einen
Entwurf für den Abschluß eines neuen Ge
haltstarifs unterbreitet. Gaana abgesehen von
der Tatsache, daß <fifi Gehälter in der kerami
schen Industrie dringend einer Aufbesserung
bedürfen, bringt der Vorsdrlag der Gework-
aehaftan einet klare Regelung ffir dem Aufbau
der Gehälter. Es «da rin* raw neck verfrüht,
auf den Entwurf näher emzugehen fc da das
Ergebnis der Verhandlungen noch nicht vor-
ertsgesefren werden kann, doch Stoffen wir,
daß wir In Kurze vom emenr befriedigenden
Ausgang berichten können.
Lohnverhandlung in der Süsswarcnindusliie
Wie wir vom Imdustrieverband Nahrung
wind Genuß erfahren, wurde, da bei den L©hm-
■vCTbamdhjmgen in der Süßwarenindustrie eine
Einigung mit dem Arbeit geberverbarid nicht
erzielt werden Normte, der ScWichtungsans-
sefouß «ngemfen. Die Neoregeharrg der Löhne
•dnesterte an wesenttkfren an der Frage der
Untersehratung des gesefizlicbeo Mindesfstu»-
dewlohüTes, der von den Arbeitgebern den
weibfieheri Arbeitskräften (SajsrmKrdjeiferiEBuen)
verweigert wird.
VmnMfens des Otfakorfefe SL fagfacri
Da» Oitskaitdül St. Ingbert der EL G.. Mrik
am Sonntag, dem 31. 1. 54- seine diesjährige
Gcncralversaniimlung. ah..
Der Kar teKvorsitz ende, Koll. Kennerknecht,
eröfftrete (Re Versammlung und gab nach
Annahme der Tagesordnung durch die Ver
sammlung den Geschäftsbericht. Im Anschluß
daran erstattete KoR. Morlo den Kassen
bericht.
Nachdem Vorstand und Kassierer Ent
lastung erteilt worden war, schritt man zur
Neuwahl de» Karteffvorstsrrdes. Der erste und
zweite Vorsitzende wurden: fir zwei getrenn
ten Wahlgängen ermittelt, während Kassierer,
Schriftführer und Jugendvertreter per Akkla
mation bestätigt wurden.
Bei dar Wahl des 1. Vorsitzenden konnte
der KolL Engel vom I. V. Metall dre Mehr
heit aller Stimmen auf sich vereinigen, bei
der Wahl des 2. Vorsitzenden setzte sich der;
Koll. Fuhrmeister, öffentL Betriebe, durch.
Der I. V. Metall, als stärk»- ' Vertretung in
der Versammlung, belegte die übrigen Man
date. Der neugewählte Kartelfvorsitzende
dankte für das ihm entgegengekrachte Ver
trauen und versprach alles in seinen Kräften
stehende *»s tun, uan das gewerkschaftliche
Leben um vertief esu Eime an Punkt Verschie
denes esmgebracfcte EmtssMießung an die Ta
gung der „Großen Vier“ verfiel' der Ableh
nung.
7jt erwähnen sei wrrrlr, daß die Diskussion
durch <W Erscheinen von 4 höheren Polizei-
beamten eüse Unterbrechung erfuhr, die sicK
jedarfu wagt» EinsichtnEitafflÄ in die polizeiliche
Genehmigung entschuldigend! wieder zurück-
zogen.