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Oktober 1953
Die wirtschaftliche Situation
(Fortsetzung von Seite 1)
die gleiche Menge nach Frankreich und an
die Saar. Die Saar gruben erhielten aber nur
knapp 12 O/o der Ruhrkohlen. Die Kohlen
werden in Deutschland zu dem deutschen
Marktpreis verrechnet. Während der franz,-
saarl. Preis für die 3,4 Millionen Tonnen
von der Saar gelieferten Kohlen 19,5 Milliar
den Frs. betrug, betrug der deutsche Markt
preis für diese Menge nur 13,5 Milliarden
Frs. Das ergibt einen Verlust von 6 Milliar
den Frs., welcher auf Grund des Switschab-
kommens mit 75 O/o (1952 ausnahmsweise mit
80 o/o) vergütet wurde. So bleibt für das
Jahr 1952 aus diesen Lieferungen für die
Saar immer noch ein Verlust von 1,4 Mil
liarden Frs., das sind 400 Frs. pro gelie
ferte Tonne.
An die Adresse der Saarregierung
ln der eisenerzeugenden Industrie ist fast das
gleiche Bild. Aber diese Ausführungen sind
keine Vorwürfe an die französischen Arbeiter
oder die französische Nation. Wir wissen sehr
wohl, daß es nur „gewisse“ französische Wirt
schaftskreise sind, die diese nicht mehr länger
zumutbare Benachteiligung zu verantworten
haben.
Auch für unser Gewerbe ergaben sich ähnli
che Verhältnisse. Während in der vergangenen
Zeit für das graphische Gewerbe an der Saar
monatlich 3 Millionen Frs. zur Einfuhr van
graphischem Material und Maschinen gewährt
wurden, muß das an Hand einiger Vorkomm
nisse in Frankreich andere gehandhabt worden
sein. So konnten wir die Feststellung machen,
daß man für unsere Betriebe Lizenzen zu Ein
fuhr deutscher Maschinen abgelehnt hat, wäh
rend französische Firmen unseren Betrieben
deutsche Maschinen, allerdings za entsprechen
den Ueberpreisen, verkauften. Außerdem ist uns
bekannt, daß Betriebe ira elsaß-lothringischen
Raum auch modernste deutsche Maschinen auf-
stellen. Welche Konkurrenz man bis heute aus
diesem Raum machte, ist allgemein bekannt.
Wenn nun aber noch die Modernisierung dieser
Betriebe hinzukommt, können Sie sich vorstel
len, was unsere Betriebe und somit »in« allge
mein erwartet, wenn hier nicht Abhilfe geschafft
wird.
Wir müssen deshalb von der Regierung des
Saar lande* verlangen, daß sie Schritte unter
nimmt, daß die Benachteiligung der saarländi
schen Wirtschaft allgemein und im besonderen
auch Lm graphischen Gewerbe abgestellt wird.
Wir sind der Auffassung, daß, wenn man Wirt
schaftsverträge (Konventionell) abschließt, beide
Parteien für die Einhaltung der Verträge einzu
treten haben, und wir geben der französischen
Regierung zu bedenken, daß eine gewisse
„Heim-ins-Redch“-Stimmung ans diesen Punk
ten und auf der Tatsache basiert, daß wir an
der Saar so absolut keinen Einfluß auf die Si
cherung unserer Existenz im wirtschaftlichen
Sinne haben.
Ich führe hier ein allgemein verständliche«
Beispiel an. Stellen Sie sieh eine kinderreiche
Familie mit 5—6 Kindern vor. Eine« davon
trägt den Realitäten Rechnung und die ande
ren leben, wie sie wollen. Diejenigen, die leben,
wie sie wollen, machen aber laufend dem ersfce-
ren Vorschriften und behandeln es wie ein Fin
delkind. Wie lange glauben Sie wohl, wie die
se« da mitmachen wird und bis es auf den Tisch
schlägt und «agt: jetzt ist aber Schluß. So ist
die Stimmung vieler Saarländer.
Wichtige Probleme der Zukunft
Um keine Unklarheiten aufkommen zu lassen
folgendes: Was wird mit der Mehrzahl der saar
ländischen Arbeitnehmer u. a. auch aus uns,
wenn wir von heute auf morgen in die Wirt
schaft der Bundesrepublik einverleiht würden?
Wie ich schon erwähnte, sind in den beiden
Schlüsselindustrien insgesamt zirka 120 000
Arbeitnehmer beschäftigt. Ueber 180000 ge
hören aber Industriezweigen an, welche in ihrer
Mehrheit zum Erliegen kämen. Ich erinnere
an die Schuhindustrie. Pirmasens läuft auf ge
drosselten Touren und deren Schuhindustrie
wäre ohne auch nur einen Arbeiter mehr ein
zustellen in der Lage, den saarländischen Markt
zu versorgen. Ferner möchte ich die Radio-,
Chemische-, Möbel- und Textilindustrie erwäh
nen, bei welchen die Verhältnisse ähnlich liegen.
Außerdem muß ich auf den Umstand aufmerk
sam machen, daß in den Industrien die Mehr
zahl der Kriegsversehrten, Unfallbeschädigten
usw. arbeiten, denn auf Graben und Hütten sind
nur wenige Arbeitsmöglichkeiten für diese Per
sone ngruppen.
Es würde also außer Arbeitslosigkeit sich auch
die Frage aufwerfen, ob die sozialen Leistungen
aufrechterhalten bleiben können. Für unser
Geweihe wären die Auswirkungen nicht ganz so
schlimm. Unseren Drucksachenmarkt könnten
wir nicht halten, da die deutschen Betriebe,
zuin Teil auf Grund der Kriegszerstörungen,
nach den modernsten Gesichtspunkten au (gebaut
und mit den neueste« Maschinen ausgerüstet
sind. Wir wären auf diesem Sektor bk dem
heutigen Zustand unserer Betriebe also nicht
mehr konkurrenzfähig. Wenn ich aber erwähnt
habe, daß die Auswirkungen für um milder
wären, so deshalb, weil im Bundesgebiet in un
serem Gewerbe Facharbeitermangel herrscht.
Aber ich stell« hier di« Frage: „W«r wäre ge
willt, mit Kind und Kegel nach irgend einer
Gegend Deutschlands zu ziehen und sich dort
eine neu« Existenz aufzubauen ?“
Voraussetzungen einer Euiopäisierang
Meine letzten Ausführungen treffen auch auf
die Frage einer Europäisierung der Saar zu. Ist
Ihnen vielleicht ein Wirtschaftsprogramra im
Falle einer Europäisierung bekannt? Wir er
achten das aber als die Voraussetzung, wenn
diese Frage zum Wohle der Bevölkerung ge
löst werden soll. Wir haben 1947 einmal einen
Blankoscheck ausgehändigt. Das kann und darf
uns ein zweites Mal nicht passieren. Deshalb
fordern wir von der Regierung des Saarland««
die allgemeinen Phrasen der Europäisierung ein
mal in den Hintergrund zu stellen und um
endlich ein konkretes Wirtschaftsprogramm im
Zusammenhang mit der Europäisierung der Saar
zu veröffentlichen.
Das Lohn- und Preisproblem
Somit hätte ich ihnen die drei Phasen der
wirtschaftlichen Situation an der Saar darge
stellt und gehe nun kurz auf das Lohnproblem
über. Unsere letzte Lohnerhöhung war am 1.
März vorigen Jahres. Ueber die Teuerung seit
her brauche ich mich hier nicht weiter aus
zulassen, denn die ißt Ihnen so gut bekannt wie
mir. Daß aber da» Statistische Amt das Kunst
stück immer und immer wieder fertig bringt,
daß di* Lebenshaltungskosten »eit März vorigen
Jahres gefallen sind, darüber haben wir uns in
den Versammlungen eingehend unterhalten. Ja
sogar di* nicht zu leugnende Teuerung anläß
lich des Streiks in Frankreich hat laut Stati
stischem Amt zu einer Senkung der Lebens
haltungskosten geführt. Leider erkennt aber
unser Verhandlungspartner nur di« Lebens
haltungskosten als Verhandlungsgrumllag« an.
Wie Lohnforderungen auf einer anderen Basis
begründet ausgehen, zeigte unsere Lohnforde
rung im November 1952.
Daß wir die ZuMtzverseorgimg nach monate-
langem zähem Ringen durchführen konnten, Ist
das Positivum dieser Verhandlungen.
Man schreibt und spricht so viel von Preis
senkungen. Auch die Regierung Lan/iel versucht
uns wieder ein „Experiment Pinay“ vorzude
monstrieren. So wie dieses Experiment ledig
lich ein* Lohnstopverardnung war, wird uns
auch da« Experiment Laniel nichts anderes
bringen. Ich kann mir hier die Beweisführung
sparen, denn die haben welche übernommen,
die es wissen müssen. Der Verband der Lebens
mittel-Einzelhändler stellte am Sonntag, dem
13. 9. 1953, im Johannishof selbst die These
auf: „Eine echte Kaufkraft-Aufwertung sähe
anders aus“. Einer der Aermsten, welche zum
Teil mit Ford-Vedetten usw. zur Tagung fuh
ren, führte unter anderem aus, daß der Durch
schnitt der Lebensmitteleinzelhändler ein Mo
natseinkommen von höchstens 25 000 Frs. hfitt*
und daß. wenn man die französische Preisab
schläge an der Saar verwirklichen würde, ein*
fünfköpfige Familie nur 360 Frs. 4m Monat
einsparen könnte.
Auch das Schlagwort „Produktivitätssteige
rung“ sei die Voraussetzung einer Reallohnauf
besserung, müssen wir ablehnen. Wenn dies«
Kreise, die dieses Wort dauernd lm Munde füh
ren, nicht gewillt sind, ihr privates Geld für
die Anschaffung neuer Maschinen zur Verfügui^j
zu stellen, können sie es auf der anderen Seit»
dem Arbeitnehmer nicht verübeln, wenn dies»
die Modernisierung der Betriebe au# Kosten
ihrer Mehrleistung ohne Mehrbezahlung ab-
lehnen.
Um Ihnen ein abschließendes Bild über den
derzeitigen Stand unseres Lohnes zu gebe«, gebe
Ich folgende Zahlen bekannt. Bei uns beträgt
der Eoklohn zur Zeit 175,10 Fra., im Elaaßj
168 Frs., also etwa 4 Prozent weniger, und
in Lothringen 167 Frs., was auch ungefähr 4
Prozent weniger entspricht.
Spiegelfechterei mit dem
Piney-Lamei-Experiment
Anschließend war die Diskussion, wobei
«s galt, dem Verbandsvorstand einen Weg auf
zuzeigen., wie man eine echt« Kaufkrafterhö-
hung erreichen kann.
Mehrere Kollege« meldeten sich zur Diskus
sion. Sie stellten sich hinter die Ausführungen
des Verbands Vorsitzenden. In ihreir Mehrheit
vertraten sie di» Auffassung, daß »in» wirk
liche Preisherabsetzung für alle Arbeitnehmer
dienlicher eei, als «in» Lohnerhöhung, welch«
bis zu ihrem Inkrafttreten doch wieder durch
höhere Preis» absorbiert wäre. Allerdings brach
ten sie einmütig zum Ausdruck, daß Experi
mente wie „Pinay“ und jetzt auch ,/Laniel“
abgelehnt werden müssen, und wenn weiterhin
keine positive Maßnahmen zur Hebung der
Kaufkraft vorgenommen würden, entsprechend«
Forderungen des Verbandes gestellt werden
müssen. Außerdem brachten alle Diskussions
redner ihre Unzufriedenheit über das Gebaren
der Ermittlung des Lebenshaltungskosten-In-
dexa» zum Ausdruck und forderten, daß dis
Gewerkschaften einschließlich der Arbeitskam
mer nun endlich von ihrer Seite ans Wege
finden und Unterlagen schaffen müssen, die di*
tatsächlichen Lebenshaltungskosten nach weiften.
ln seinem Schlußwort zu Punkte 1 faß
te Kollege Hammerschmidt die Diskussion zu
sammen und forderte zu den wirtschaftlichen
Fragen ein« aktivere Arbeit der Regierung und
des Landtages und daß beide mehr als bisher
sich dafür einsetzen müssen, daß die Saar auch
ihr« wirtschaftliche Selbständigkeit erhält und
nur im Rahmen von Verträgen, welche aui dem
Prinzip der freien Partnerschaft aufgebaiut sind,
die Existenz seiner Bevölkerung sichert. Nur
so kann der Weg zur Europäisierung vin Er
folg sein und zur Ueberbrftckung der Gegen
sätze zwischen Deutschland und Frankreich
führen.
Die Regierung ist eine wichtige Antwort schuldig!
Auf die Frage eines Diskussionsredners ein
gehend, inwieweit die derzeitige gute Beschäfti
gungslage im graphischen Gewerbe an der Saar
gesichert sei, wies der Verbands Vorsitzende dar
auf hin, daß ein Teil der heutigen Aufträge auf
das politische Geschehen, wi» den Wunsch,
Saarbrücken als Sitz der Montanunion zu sehen
und die Frage der Europäisierung zurüokzufüh-
ren sind. Diese Aufträge fallen aber in diesem
Zeitpunkt, in dem sich diese Fragen so odersD
regeln, au». Darüber hinaus können diese Auf
träge, von der wirtschaftlichen Seit» aus gese
hen, nicht als „echte“ Aufträge angesehen wer
den und stellen nur eine „Scheinblüte“ für das
Gewerbe dar. Wenn es uns bezw. den Betrie
ben nicht gelingt, in großzügigem Maße mo
dernisieren zu können und di» Zulassung von
Lokalzeitungen zu erzwingen, stehen wir eines
Tages vor den Verhältnissen wi» 1950 und 1951,
das heißt, daß ein großer Teil unserer Kollegen
arbeitslos wird oder zumindesten« die Einschrän
kung ihres Einkommens durch Kurzarbeit hin-
nehmen müssen. Ueber die Ungerechtigkeit der
Vorenthaltung der Zeitungen ist in unseren
Kreisen schon geschrieben und gesprochen wor
den, und es wäre bald an der Zeit, daß dis Re
gierung ihren Standpunkt revidiert Kollege
Hammerschmidt wies darauf hin, daß der
Landtag die Konvention der Mens eben rechtei,
welche in § 10 die Pressefreiheit verankert
hat, ratifiziert hat, darüber Hinaus aber bis
heute noch nicht dafür Sorg« getragen hat, daß
die daraus entstandenen Verpflichtungen reali
siert wurden. Darüber hinaus, wie unmoralisch
der Standpunkt der Regierung in dieser Frage
sei, ließe sich am besten aus der Tatsache er
sehen, daß sie bis heut» noch nicht auf den
Gedanken gekommen ist, einem Bäcker das Ku-
chenbaoken zu verbieten oder einem Schuster
vorzuschreiben, es dürfe nur Absätze oder Soh
len auf die Schuhe und keine neuen Sohuhe
oder Stiefel machen, während man bei unseren
Betrieben die Nutzung vorhandener Einrichtun
gen verhindert. Diese Beschneidung steht im
Widerspruch zu Artikel 9 und 44 der saar
ländischen Verfassung. Der Verbandsvorsitzende
schloß seine Ausführungen mit der Feststellung,
daß die Regierung des Saarland«» sich endlich
in der Frage dar Lokalzeitungen zu einem kla
ren „Ja“ oder „Nein“ entscheiden müsse, und
wenn dies nicht bald geschähe, der begonnene
Weg über die International« Graphische Föde
ration fortgesetzt würde.
Zu Punkt 2 „Interne Verbandsangelegenhei
ten“ sprach Kollege Hammereohmidt über die
Zusatzversorgung im graphischen Gewerbe, Ta
rifliches und die Herausgabe einer eigenen Ver
bandszeitung. Nach einer lebhaften Ausspra
che über diese Punkte dankte Kollege Jager den
Anwesenden für ihr reges Interesse und schloß
die Versammlung.
Für Selbstverwaltung
in der Sozialversicherung
Auf verschiedenen Gew'erkschaftsveranstal-
tungen wurde die Stellungnahme zu diesem
Thema dargelegt. Inzwischen ist ein diesbe
züglicher Gesetzesantrag, im Saarland. Land
tag in erster Lesung einstimmig angenommen
worden. In einer Mitteilung der SPS-Frak-
tion heißt es zu der Forderung auf Selbst
verwaltung der Sozialversicherungsträger u. a.:
In dem Artikel 46 der Verfassung des Saar
landes, welcher bestimmt, daß die unter der
Aufsicht des Staates stehende Sozial- und
Arbeitslosenversicherung der Erhaltung und
Wiederherstellung der Gesundheit und Arbeits
fähigkeit, dem Schutze der Mutterschaft, der
Vorsorge gegen die wirtschaftlichen Folgen
der Geburt, Krankheit, Unfall, Berufsunfä
higkeit, Alter, Invalidität und Tod, sowie dem
Schutz gegen die Folgen unverschuldeter Ar
beitslosigkeit de« ganzen Volkes dient, heißt
es in Absatz 2, daß die Selbstverwaltung der
Sozial- und Arbeitslosenversicherung den Ver
sicherten unter Mitwirkung der Arbeitgeber
unterstehen soll, wobei das nähere durch ein
Gesetz zu regeln sei.
Diese Herstellung der Selbstverwaltung in
der Sozialversicherung für das Saarland ist
nun Gegenstand einer Gesetzesvorlage, di* di*
Sozialdemokratisch« Fraktion im Landtag ein
brachte.
Di* Sozialversicherung umfaßt die Kranken-,
die Unfall- und Rentenversicherung und prak
tisch auch di* Familienzulage. In § 1 der Ge
setzesvorlage sind die einzelnen Sozialversi
cherungsträger de« Saarlandes katalogisiert und
ihre Zuständigkeit, entsprechend dem gegen
wärtigen Zustand, genau festgelegt. Eigenen
Gesetzesbestimmungen unterliegen die Saar
knappschaft und die Kasse für Familienzula-
f en, da hier die Selbstverwaltung bereits
urch besondere« Gesetz hergestellt worden
ist. Infolgedessen sind die beiden vorgenann
ten Versicherungsträger von den Vorschriften
de« neuen Gesetz*« nach § 2 ausdrücklich
ausgenommen.
Zur praktischen Durchführung der Selbst
verwaltung werden den im Gesetz genannnten
Sozialversicherungsträgern die Rechtsfähigkeit
zuerkannt. Sie sind Körperschaften des öffent-
Rechtes und unterstehen der Aufsicht durch
das Ministerium für Arbeit und Wohlfahrt,
Der Minister für Arbeit und Wohlfahrt, weh
eher das Aufsichtsrecht ausübt, kann dieses
ebenfalls delegieren.
Organe der Versicherungsträger bzw. der
Direktion der Eisenbahnen des Saarlandes als
Ausführungsbehörde für Unfallversicherung
sind nach den Vorschriften du II. Abschnittes
über die Verfassung das Direktorium und di«
General versam mlu ng.
Nach § 13 Ist die Generalversammlung das
jenige Organ, in dem die Vertretung der Versi
cherte« zu zwei Drittel und der Arbeitgeber zu
ein Drittel als beaufsichtigende Stelle zur Gel
tung kommt.
Die Generalversammlung schlägt di» beamte
ten Mitglieder des Direktoriums vor (§ 8),
die dann von der Regierung des Saarlandes er
nannt werden- Weiterhin wählt di« Generalver
sammlung die ehrenamtlichen Mitglieder des Di
rektoriums.
Di« Wahl der Generalversammlung erfolgt
auf Grund der von den Berufsorganisationen
der Arbeitnehmer und Arbeitgeber eingereLch-
ten Vorschlagslisten nach dem Verhältniswahl
system. Di« in dem Gesetz feetgelegte Anzahl
von 45 Mitgliedern der Generalversammlung
kann für kleiner* Versicherungsträger durch
den Minister für Arbeit und Wohlfahrt herab*" 1 ^
gesetzt werden, jedoch muß du Verhältnis zwei 1
Drittel Versicherungsvertreter und ein Drittel
Arbeitgeber Vertreter gewahrt bleiben.
Da» Direktorium hat di« Stellung eines ge
setzlichen Vertreters des Versicherungsträgers
und besorgt insbesondere dt» Geschäfte des Ver
sicherungsträgere, di« nidht durch Gesetz oder
Satzung der Generalversammlung Vorbehalten
sind. Ihm obliegen die iirmerorganisatorischen
Belange der Verwaltung. Da» Direktorium ist
ein kollegiales Organ, dessen Mitglieder gleich««
Stimmrecht ausüben. Der § 7 sieht abweichend
von den früheren Vorschriften der RVO für
den Vorstand bei der Zusammensetzung des Di
rektoriums die Einbeziehung von beamteten
Mitglieder neben den ehrenamtlichen Mitglieder
als Vertreter der Versicherten und der Arbeit
geber bewußt vor. Di« Selbst Verwaltung des
Versicherungsträgers durch die Versicherten un
ter Mitwirkung der Arbeitgeber ist durch di*
Zusammensetzung der Generalversammlung als
beaufsichtigendes Selbstverwaltungsorgan gesi
chert, da die Generalversammlung nicht nur
das Wahlrecht für di« ndchtbeamteten Mitglie
der, sondern auch da» Vorachlagsrecht für di*
beamteten Mitglieder des Direktoriums besitzt.
Außer dem Präsidenten als Vorsitzenden sind
die beamteten Mitglieder de« Direktorium« der
Stellvertreter de» Präsidenten und je «an weite
res Mitglied ans dem Zweig« der Kranken-,
Unfall- und Rentenversicherung. Di* Einbezie
hung der beamteten Mitglieder soll dem Direk
torium al« Verwaltungsorgan in Anbetracht der
Differenziertheit de« Rechtes, der Verwaltungs
au {gaben und in Anbetracht der Zusammenfas
sung mehrerer Versicherungszweige (Kranken-,
Unfan- und Rentenversicherung) in einem Ver
sicherungsträger (z. B. bei der LVA) di* Arbeit
erleichtern. Darüber hinaus ist auch die Koor
dinierung der Verwaltungstäftigkeit des Direk
toriums durch das Einbeziehen von j* einem
beamteten Mitglied der einzelnem Versichern n g»-
träger gewährleistet.
Der Minister für Arbeit und Wohlfahrt ist
ermächtigt, die erforderlichen Durchführungs
bestimmungen zu erlassen, insbesondere kann er
di« Bestimmungen de« Sozialversicherungageset-
zes an dieses Gesetz anpassem.
imiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiimimiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiimiiimiiiiiiHiiiiiiiiiittiiiii
ALTER - REINHEIT - BLUME - FEINHEIT