Saarbrücken
7. Jahrgang
Juli 1952
Nummer 8
ORGAN OER tlNHEITSGEÜfERHSCHflFTEH OER ARBEITER. RNGEGTELLTEN UND
Industrieverbände geben Rechenschaft - Beschwerde gegen die Regierung des Saarlandes - Tribüne
freil - Achtung, stechengebliebene Bauten! - Jugend und Berufsnot - Urlaubsanspruch - Pressestimmen
dis Gewahr für
gte!chjNe?öenäe Gnalität?
Seit 1934 im Saarland
Vor Entscheidungen
Gewerkschaftsausschuss in Aktion
Schaffung der Voraussetzungen für planmäßige Durchführung wichtiger Aufgaben
Eine Aktivität von besonderem Aus
maße ist seit geraumer Zeit innerhalb
der Gewerkschaftsverbände festzustellen.
Nach dem Kongreß der Einheitsgewerk
schaft mit seinen wichtigen Entschei
dungen haben mehrere große Industrie
verbände ihre Generalversammlung abge
halten und sind gleichfalls zu wichtigen
Beschlüssen gekommen die als Mark
steine in der jewe' gen Verbandsge
schichte zu werten sind.
Was die gewerkschaftlichen Veran
staltungen der letzten Wochen anbe
trifft, so sticht zunäf st der 1. ordent
liche Verbandstag d I. V. Bau- und
Holzgewerbe hervor. einer ausgezeich
neten Sonderausgabe es Verbandsorgans
„Der saarländische B u- und Holzarbei
ter“ zur Eröffnung des Verbandstages
wurde die hohe Aufgabe und die Ver
antwortung des Industrieverbandes, so
wie der gewerkschaftlichen Tätigkeit
überhaupt unterstrichen, wobei die Pa
role „Einheit und Einigkeit“ tonangebend
war. Der Verbandstag war ein Muster
beispiel für Zielstrebigkeit, Klarheit uno
Kraftbewußtsein. Man sah es den Dele
gierten der Bau- und Holzarbeiter auf
ihrem Kongreß an, daß sie auf ihre
gewerkschaftliche Organisation stolz sind
— und das können sie wahrlich mit
Recht.
Dann ist aus der ßerichtszeit die Ge
neralversammlung des /. V. Verkehr und
Transport zu verzeichnen. Hier zeigt es
sich, daß wir an der Saar nicht nur einen
erheblichen Aufbau in der Wirtschaft,
im Wohnungsbau und an öffentlichen
Bauten zu vermerken haben, sondern
auch einen markanten Fortschritt an un
serem demokratischen Aufbau. Wenn
auch noch Lücken in der Gestaltung
vorhanden sein mögen, so ist doch als
Ganzes festzustellen, daß gerade die
junge Generation, die ohne demokrati
sches Fundament in die jetzige Zeit
hineingewachsen ist, in wenigen Jahren
wesentliche Fortschritte in der Handha
bung der demokratischen Mittel, wie sie
für eine große Delegiertenversammlung
in Frage kommen, aufzuzeigen hat. In
einer freimütigen, aber sachlichen Kri
tik wurden die schwierigsten Probleme
erörtert, geklärt und eine ganze Reihe
von Entscheidungen in echtem Verant
wortungsgefühl getroffen, Entscheidun
gen, die die Verbandsarbeit in festen
Bahnen erfolgreich vorwärts bringen wer
den.
Einen Höhepunkt der gewerkschaftli
chen Veranstaltungen bildete gleichfalls
der 2-tägige Kongreß des I. V. öffentl.
Betriebe und Verwaltungen gegen Monats
ende im Johannishof in Saarbrücken.
Auf dem Kongreß waren anwesend 133
männliche Delegierte (98,51 o/o) und 2
weibliche Delegierte (1,49 o/ 0 ) Das Durch
schnittsalter der Delegierten war 39 Jah
re. 49 Delegierte gehörten dem Arbeiter
stand an (36 o/ 0 ), 72 waren Angestellte
(53 o/ 0 ) U nd 14 Beamte (11 o/ 0 ),
Ueberaus lebhaften, ungeteilten Beifall
lösten die Worte des Kollegen Rauch
aus, als er sich in seiner Begrüßungsan
sprache auf dem Verbandstag als Ver
treter der Hiuptverwaltung eindeutig ge
gen die unfairen Angriffe wandte, die
von Gegnern der Einheitsgewerkschaft
gegen den 1. Vorsitzenden gestartet wur
den, wobei der Redner auf ähnliche
Machinationen in früheren Zeiten mit
der Warnung hin wies: „Das wollen wir
nicht wieder erleben.“
Alles in allem: der weitere Aufstieg
der Gewerkschaft ist unverkennbar. Ihre
Nach längerer Unterbrechung trat am
9. Juli der Gewerkschaftsausschuß zum
ersten Male nach dem Landeskongreß zu
sammen. Auf der Sitzung waren die 13
Industrieverbände vollzählig vertreten. In
der mehrstündigen Beratung wurde von
den zwei Dutzend Mitgliedern eine Ta
gesordnung bewältigt, die zwar vornehm
lich innergewerkschaftlichen Charakter
trug, die aber für weitere praktische Ar
beiten eine unbedingte Voraussetzung ist
So handelte es sich u. a. um die zah
lenmäßige Vertretung im Gewerkschaft* -
ausschuß, die im Prinzip auf der Grund
lage der Mitgliederstärke der Verbände
beruht. Ausdrücklich wurde festgestellt,
daß die Jugend noch in den nächsten
Wochen einen neuen eigenen Vertreter
im Ausschuß erhalten wird.
Die Geschäftsordnung die sich der Aus
schuß gab, ist im wesentlichen geblieben
wie bisher.
Wahl von Kommissionen
Einige Kommissionen wurden gewählt.
In die ^rganfiationskommission, die aus
drei Mitgliedern besteht, (wählbar sind
nur Mitglieder des Gewerkschaftsaus
schusses) kamen die Kollegen Bach, Wei
ter und Densborn, nachdem Kollege John,
der gleichfalls vorgeschlagen war, zu
rückgetreten war. Die Presse- und Rund
funkkor,t: ‘ non, der auch Fragen der
Freizeitgestaltung und die Organisierung
eines ständigen Ferienwerkes übertragen
wurde, besteht aus den Kollegen Geiß,
Conrad und Berrang. Koll. Dclhcid trat
zurück.
Um eine rechtzeitige und intensive Or
ganisation der Maiveranstaltungen zu ge
währleisten wurde bereits jetzt eine Mai
kommission aus sieben Mitgliedern ge
bildet Ihr gehören an die Kollegen:
Klaus Heinz, Wagner, Cronenberger,
Schmidt AI., Munari, Hammerschmidt
und Kuhnen. — Zu jeder Kommission
können Sachbearbeiter beratend hinzuge-
zogen werden.
Die Lohn- und Tariffragen
Auf die Bildung einer Lohn- und Ta
rifkommission wurde verzichtet, da be
reits die Schaffung einer Lohn- und Ta
rifabteilung innerhalb der Gewerkschaft
feststeht, die in Verbindung mit der Ar
beitskammer am zweckmäßigsten die not-
Popularität ist in ständigem Wachsen.
Wie ein roter Faden zieht sich das wirt
schaftspolitische und sozialpolitische Pro
gramm durch alle Industrieverbände. Der
Drang nach Erfüllung der gesteckten
Ziele, insbesondere nach dem Betriebs
räte- und dem Tarifvertragsgesetz ist
unwiderstehlich. Die große Idee, die die
sen Bestrebungen innewohnt, hat die Mas
sen mehr und mehr ergriffen. Gegen
sätze untergeordneter Art werden zurück
gestellt und mehr beiseitegeschoben. Man
spürt auf breiter Ebene immer stärker
das Herannahen entscheidender Stunden
im wirtschaftlichen und sozialen Bereich,
der der ureigenste Bereich der Schaffen
den ist. Umtriebe, die von außen ver
sucht werden, sind nutzlos geblieben und
neue werden nutzlos bleiben. Sie geben
höchstens, wie wir kürzlich gesehen ha
ben, der gewerkschaftlichen Aktion noch
einen zusätzlichen Auftrieb. Zuversicht
wendigen Erhebungen vornehmen und
Schritte einleiten kann. (Auf diesem Ge
biet sind natürlich in den einzelnen In
dustrieverbänden und bei der Hauptver
waltung schon immer Gremien laufend
rege tätig, da es sich ja um die wesent
lichste aller Aufgaben handelt.) Im übri
gen können von Fall zu Fall auf Grund
der Geschäftsordnung besondere Komissi-
onen gebildet werden, wie z. B. für die
gleitende Lohnskala. U. a. wurde auch
die Anregung gegeben eine Angestellten
kommission zu bilden, damit für be
stimmte Fälle die Angestellten eine zu
sammengefaßte Vertretung besitzen. Als
bald soll hierzu näher Stellung genom
men werden.
Gegen unhaltbare Zustände
Zu der ungenügenden Berücksichtigung
der Einheitsgewerkschaft im Vergleich
zur GGS bei der Vergebung der Theater
mieten und dem völlig unhaltbaren Ver
hältnis mit Radio Saarbrücken wurden,
um Abhilfe zu schaffen, zweckdienliche
Maßnahmen erörtert.
Der Vorsitzende Koll. Kutsch gab einen
Bericht über die seit seiner Amtsüber
nahme vom 15. 4. 1952 an stattgefunde
nen acht Landesvorstandssitzungen. Man
habe hierbei einmal die wesentlichsten
Aufgaben geprüft, und einige davon seien
im Rahmen des möglichen — wobei
manch unangenehme Entscheidung not
wendig war — gelöst worden.
Der Ausschuß befaßte sich dann sehr
Die Tagung des Generalrates des In
ternationalen Bundes Freier Gewerkschaf
ten in Berlin-Schöneberg die vom 1. —
5. 7. dauerte, befaßte sich vor allem mit
den Preisen, Löhnen und der Produkti
vität in den angeschlossenen Ländern.
Ferner nahm der Generalrat den Be
richt des Generalsekretärs über die Tä
tigkeit des IBFG seit Juli 1951 entge
gen und behandelte die Probleme Auf
rüstung und Berufsausbildung junger
Menschen.
Der Tagung des Generalrates gingen
ist gegeben und sie ist für immer gege
ben, wenn wir immer wachsam sind und
uns auf dem Boden der proklamierten
parteipolitischen und religiösen Neutra
lität unverrückbar bewegen. Auf den ver
schiedenen Kongressen, die anfangs er
wähnt sind, hat sich gezeigt, daß Kritik
nicht nur gut ertragen wird, sondern daß
sie noch und noch gewünscht wird. Sie
gehört zum gewerkschaftlichen Leben wie
die Hitze zum Sommer. Die Delegierten
in ihrer überwiegenden Mehrheit, d. h.
die mit Vertrauen ausgestatteten und
unter Tausenden ausgesuchten Vertreter
haben auf den Kongressen bewiesen, auf
welch festem Fundament die Arbeit ihrer
Verbände und damit der Einheitsgewerk
schaft steht. Die Mitglieder können ver
trauensvoll in die Zukunft blicken, in
eine Zukunft des Kampfes um das ge
meinsame Schicksal, aber auch in eine
Zukunft des Erfolges. —A —
ausgiebig mit dem Problem einer Zu
satzversicherung für alle Arbeitnehmer
an der Saar. Das Thema war früher
schon in der EG selbst wie bei einzelnen
Industrieverbänden wiederholt erörtert
worden, und manch praktisches Ergebnis
wurde schon erzielt. Um aber zu einer
allgemeinen Regelung in dieser wichti
gen Frage zu gelangen (angesichts der
großen Zahl von Personen mit völlig un
genügenden Pensionen), wurde die An
gelegenheit erneut dem Landesvorstand
überwiesen, der dann der nächsten Ge
werkschaftausschußsitzung genaue Vor
schläge machen kann.
Der Vorsitzende erklärte zusammen-
fassend, die Aufgaben der Hauptverwal
tung seien nicht nur nicht zurückgegan
gen, sondern in vielen Fällen mache sieh
eine lebhafte Steigerung der Anforderun
gen geltend, dennoch habe man ein
schneidende Sparmaßnahmen ergriffen,
und man werde auch weiterhin äußerst
sparsam wirtschaften. Das Schlußwort
gipfelt in der Feststellung, in kommen
den Beratungen des Gewerksehaftsaus-
schusses werde über umfassende Aufga
ben zu entscheiden sein.
Die nächsten Wochen werden nun in
jeder Hinsicht ausgenutzt, um die Lö
sung der Probleme genügend vorzuberei
ten, denn die Losungen, die am 1. Mai
ausgegeben wurden, — darüber muß man
sich im klaren sein —, werden mit aller
Energie der Erfüllung entgegengebracht.
— A —
Sitzungen der Exekutive und verschie
dene Sonderkonferenzen voraus.
In einer Resolution wird besonders
darauf hingewiesen, daß die freien Ge
werkschaften die Anstrengungen der
freien Völker zur Verstärkung ihrer Ver
teidigung unterstützen. Man hegt die
Hoffnung, daß die Rüstung d ireh eine
internationale Rüstungskontrolle und
durch ein System der internationalen
Sicherheit innerhalb der Vereinigten Na
tionen ersetzt werden können. Der Ge
neralrat wendet sich in der Resolution
gegen die Beteiligung Franco-Spaniens
in der europäischen Verteidigungsge
meinschaft und an den Gewr ! sehafts-
organisationen des Westens. Zu Korea
stellt der Generalrat fest, daß wegen
der Angriffe Syngman Rhees auf die de
mokratischen Institutionen der Kampf
der UNO gegen die kommunistische Ag
gression verstärkt werden könnte, wenn
in Südkorea eine wirklich demokratische
Regierung bestände. In einer weiteren
Resolution protestiert der Generalrat ge
gen die Rassendiskriminierung in der
afrikanischen Union und fordert die Re
gierung dieses Landes auf, diese ^Schänd
lichkeit“ verschwinden zu lassen.
Der Generalrat fordert alle dem In
ternationalen Bund freier Gewerkschaf
ten angeschlossenen Organisationen so
wie die Internationale Arbeitsorganisation
auf, sich dafür einzusetzen, daß den na
tionalen Gewerkschaften das Recht zu-
erkannnt werde, zugunsten der Arbeiter
anderer Länder Kundgebungen zu ver
anstalten und Streiks auszulösen, uro
wirtschaftliche Gerechtigkeit und die De
mokratie zu garantieren.
Beschlüsse auf internationaler Basis
Die Tagung des IBFG in Berlin