Beilage
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Arbeitsschutz und Arbeitsrecht
ln der arbeitsrechtlichen Vertretung wurde
durch unsere Rechtsschutzabteilung in zwei Jah
ren 270 Fälle bearbeitet und zum Abschluß! ge
bracht mit einem Gesamtbetrag von über vier
Millionen.
Durch die Verhandlungen in Lohnstreitig
keiten wurden auf betrieblicher Basis und in
direkten Verhandlungen für unsere Mitglieder
in der Interessenvertretung ein Gesamtbetrag
von drei Millionen an die Betreffenden ausge-
zalilt.
Die Aktivität unserer Funktionäre machte es
möglich, in 63 Orten Zahlstellen zu bilden, in
44 Betrieben die Kassierung durchzuführen.
Neugründungen von 15 Ortsgruppen sind ge
plant.
Daß der gewerkschaftliche Gedanke immer
stärker wird, beweist die Tätigkeit unserer or
ganisierten Betriebsratsmitglieder, die in stän
diger Aufklärungsarbeit neue Mitglieder wer
ben. Es muß deshalb erkannt werden, daß die
Gewerkschaft in ihrer Organisationsform von
der Arbeiterschaft nicht zum Selbstzweck be
trachtet wird, sondern als Mittel zum Zweck.
Darum müssen alle Mitglieder aktiv werden,
denn nur eine starke Organisation garantiert
ein gesichertes Einkommen.
Stellungnahme zu weiteten Aufgaben
Fachgruppen:
Die neue Form der Gewerkschaftsbewegung
ist die Schaffung von Industrieverbänden. Das
bedeutet eine höhere Stufe und erhöhte Schlag
kraft der organisierten Mitglieder. Om jedoch
die Interessen der einzelnen Berufsgruppen in
nerhalb des Industrieverbandes zu wahren, ist
es notwendig, Fachgruppen zu bilden. Die
Fachgruppen wählen ihren eigenen Vorstand so
wie ihre Vertreter zur Tarifkommission, um bei
den Rabmentarifverhandlungen und Lohnbewe
gungen als beratende Mitglieder die Interessen
der Kollegen wahrzunehmen. Bis jetzt beste
hen sechs Fachgruppen und zwölf sind noch
zu bilden,.
Betriebsräte:
Die Betriebsräte, die durch die Belegschaften
gewählt werden, sind erst dann gute Betriebs
räte, wenn sie gewerkschaftlich organisiert sind
und von den gewerkschaftlich organisierten Ka
meraden an ihre Aufgaben herangeführt wer
den. Hier und da versagen Betriebräte in ihrer
Tätigkeit und verursachen dadurch schlecht©
Verteidigung auf den Arbeitsplatz und die Iso
lierung des Betriebsrates gegenüber der Beleg
schaft. Darum muß es Aufgabe der gewerk
schaftlich organisierten Kameraden sein, die
Funktion des Betriebsrates zu übernehmen, um
die Interessen der Arbeitnehmer und ihrer selbst
mit der Organisation verteidigen zu können.
Dort, wo es Betriebsräte auf dieser Grund
lage gibt, sind die Interessen voll gewahrt.
Jugend:
Wir können verzeichnen, daß ein großer Teil
unserer Mitglieder Jugendliche sind, die r>ich
sehr stark für die Gewerkschaft interessieren
und somit neues Blut in das Leben der Orga
nisation bringen. Darum wird eine ver
stärke Jugendarbeit durchgeführt werden müs
sen, um den Nachwuchs der Funktionäre der
Organisation zu garantieren. Mit dieser Ga
rantie werden auch die Interessen der Jugend
gewahrt sein.
Lehrlinge:
Der Verband versucht mit dem Einsatz seiner
ganzen Kraft die Interessen der Lehrlinge in
sein Aufgabenbereich miteinzu beziehen, da die
Art und Weise in der Behandlung der Lehr
linge Verhältnisse zeigen, daß sie iin ersten
Jahre als billige Hilfsarbeiter, im zweiten Jahre
als billige angelernte Arbeiter und im dritten
Jahre als billige Gesellen geführt werden, und
dadurch wird die gute handwerkliche Ausbil
dung vernachlässigt.
Wir werden keinen Rahmentarif abschließen,
ohne die Lehrlinge mit aufgenommen zu ha
ben. Die Erziehungsbeihilfe war ein Beispiel
dafür, daß sie im September 1948 eingeführt
und am 29. 2. 52 neu verfügt wurde. Dies
führte dazu, daß mehrere Lehrverträge ge
kündigt wurden, da die Erziehungsbeihilfe noch
nicht einmal ausreichte, um das Fahrgeld zu
bestreiten.
Wir wollen für die Lehrlinge die prozen
tualen Sätze gegenüber dem Facharbeiter mit
dem Arbeitgeber selbst vereinbaren. Die Stel
lungnahme der Organisation geht dahin, keine
Lehrlingszüchterei, sondern gute handwerkliche
Ausbildung, entsprechend dem Beruf die Ar
beitsvergütung, bessere Voraussetzung in der
Berufsschule zur Erweiterung des theoretischen
Wissens und keine Lehrlingsmißhandlung.
Landesstock:
Die Ausfallvergütung während der Schlechtwet
terzeit voml5. 10. bis 31.3. fällt in eine Periode,
Ln der die Arbeiter am stärksten durch höhere
und am 29. 2. 52 neu verfügt wurde. Dies
bedeutet eine Verschlechterung im Einkommen
und führt zu unangenehmen Situationen in der
Familie. Für die Sommerzeit, in der Lohn
ausfall entsteht, muß dann festgesteilt werden,
daß das Durchschnittseinkommen eines Fach
arbeiters weiter unter dem Mindestlohn liegt.
Darum besteht die Forderung: Lohn ausfallver
gütung auf das ganze Jahr zu übertragen m’t
dem Vergütungssatz von 75 o/o.
Zur Arbeitskammer:
1947 wurde d'e Errichtung der Arbeitskam
mer durch die Einheitsgewerkschaft angeregt.
Auf dem Kongreß 1949 wurde in stärkster
Form auf die Bildung der Arbeitskammer hin
gewiesen, da alle übrigen Institutionen, die ei
nen Interessenkreis zu vertreten haben, eine
Körperschaft des öffentlichen Rechts sind und
als beratendes Mitglied bei der Regierung fun
gieren.
Durch die Arbeitskammer wird der jeweils
bestehenden Regierung die Interessenpunkte der
Arbeiter und Angestellten durch diese neutrale
Institution übermittelt, so daß bei Gesetzes
erlaß die Vorschläge Berücksichtigung finden.
Der Kassenbericht
Dem Kollegen Diederich oblag es, den
Kassenbericht zu geben. Er führte u. a. aus:
„Als wir am 26. 3. 1950 im Lokale Kegler
heim zu Saarbrücken unsere zweite ordent
liche Generalversammlung des damaligen In
dustrien erbandes Baugewerbe abhielten, stan
den wir finanziell in einer außerordentlich un
günstigen Lage. Dieser Zustand war an er
ster Stelle auf die Währungsumstellung im
Jahre 1947 zurückzu führen. Wir sahen uns ver
anlaßt eine vollkommene Umstellung auf die
Hauskassierung vorzunehmen. Das bedingte eine
Aenderung der Satzungen, um dem Vorstand
die Möglichkeit zu geben, eine im Interesse der
Mitglieder liegende Arbeit durchführen zu
können.
Daß diese so dringend erforderliche Maß
nahme in den Mitgliederkreisen großen Wider
spruch erweckte, war uns als Vorstand voll
kommen klar.
In der Generalversammlung 1950 erwies sich
jedoch, daß ein Großteil der Delegierten sieh
von der dringenden Notwendigkeit dieser An
gelegenheit überzeugen ließ und die neuen Sat
zungen beschlossen.
Um den Mitgliedern jedoch unter Beweis zu
stellen, daß der Vorstand mit der Erhebung
dieser Beiträge auch gewillt war, Leistungen
zu vollbringen, führten wir gleichzeitig ein
satzungsgemäßes Sterbegeld ein, was zur da
maligen Zeit für den Verband eine außeror-
Zur Nachahmung empfohlen
Wie uns bekannt wurde, hat der Betriebsrat
der Firma Philippen, Heizungsbau, Saarbrük-
ken 3, Försterstraße, für einen erkrankten Kol
legen Nikolaus Schneider, Heizungsmonteur,
eine Sammlung bei der Belegschaft unternom
men und konnte mit einer Spende von seiten
der Firma der Frau des erkrankten Kollegen
durch den 1. Beauftragten ein Betrag von Frs.
25 500.— ausgehändigt werden.
Es freut uns als Organisation ganz besonders,
daß wir immer noch in einigen Betrieben die
Feststellung treffen können, daß es Arbeitska
meraden gibt, die bedacht sind, ihren erkrank
ten Arbeitskollegen durch eine solche Samm
lung die Notlage überbrücken zu helfen.
Wir sagen aus diesem Grunde dem Betriebs
rat und der Belegschaft einen herzlichen Dank
für ihre soziale Tat Lm Aufträge des erkrank
ten Kollegen Schneider.
dentliche Belastung darstellte. Die eigentli
chen Schwierigkeiten zwecks Erhebung dieser
satzungsgemäßen Beiträge machte uns gerade
kein leichtes Arbeiten. Dieses war nur darauf
zurückzuführen durch die verschiedentliche Bei-
tragserhebung anderer Industrieverbände die,
entgegen der Satzungen der Einheitsgewerk
schaft ihren Mitgliedern einen sehr geringen
Beitrag einräumten. Bedauerlicherweise sind
auch heute noch Industrieverbände da, die nur
Wert auf Mitgliederzahlen legen, jedoch keine
ordnungsgemäße Beitragsabführung verlangen,
was eine Einschränkung der Aktionsfähigkeit
bedeutet, sodaß gerade unser Vorstand sich ver
anlaßt sah, dem zweiten Landeskongreß der
Einheitsgewerkschaft einen Antrag zu unter
breiten, wonach der Kongreß beschließen soll,
daß alle Industrieverbände verpflichtet sind,
diese Mindestbeiträge zu erheben. Dieser An
trag wurde auch einstimmig von dem Kongreß
angenommen, jedoch muß abgewartet werden,
welche Beschlüsse der neugewählte Landesvor
stand zur Durchsetzung dieses Antrages faßt.
Daß unser Vorstand den allgemein richtigen
Weg gegangen ist, beweist sich heute auf un
serem 1. ordentlichen Verbandstag. Der I. V.
Baugewerbe wurde mit dem I. V. Holzgewerbe
zusammengelegt. Als bestes Beispiel haben sich
die Auswirkungen der Beitragsleistungen bei
dem von uns übernommenen Industrieverband
Holz gezeigt, dem keinesfalls die Möglichkeit
gegeben war, auf die Dauer lebensfähig zu sein
und eine Betreuung der Mitglieder so vor
nehmen zu können, wie es der Art der Orga
nisation entsprechen muß.
Wir haben gerade bei den Mitgliedern des
I. V. Holz einen schweren Weg zu gehen ge
habt, nämlich diese von einem Beitragsstand
von 80.— bis 150.— Frs. in wenigen Monaten
auf den jetzigen Beitragsstand zu bringen. Fest
gestellt werden muß, daß gerade diese Mit
glieder, die wahren Vorteile der Zusammenle
gung voll und ganz erkannt haben.
Die Aufnahmetätigkeit unseres Verbandes in
den zwei letzten Jahren von über 4000 Mit
glieder stellt unter Beweis, daß wir als Or
ganisation den Zuspruch der Bau- und Holz
arbeiter haben und daß ein Teil der Arbeit-:
nehmer von der Arbeitsweise unseres Verban
des sich überzeugen ließ. Auf der anderen
Seite haben wir gerade in dem Industriezweig
der Bauwirtscbaft den Umstand zu verzeichnen,
indem Mitglieder in nicht saisonbedingte In
dustriezweige überwechseln.
Kollege Diederich gab nun einige kas
sentechnische Zahlen bekannt und führte wei
ter u. a. aus:
Gerade die Vielzahl der Betriebe und Bau
stellen in unseren Industriezweigen zwingt uns
dazu, den Außendienst mit den drei Angestell
ten aufrechtzuerhalten. Er ist darüber hinaus
notwendig, daß regelmäßig ein Beilag^hlatt in
der „Arbeit“ erscheint. Der Verband und an er
ster Stelle der Verbandsausschuß und Vorstand
haben keine Unkosten gescheut, um den Wün
schen der Mitglieder gerecht zu werden.
Was den Satzungsentwurf betrifft, so können
die Kollegen die Feststellung treffen, daß wir
erstens das Sterbegeld weit verdoppelt und
desweiteren eine Krankengeldunterstützung ein
geführt haben. Die Sätze für Krankengeld ha
ben wir so gehalten, daß sie für den Ver
band erträglich sind, da wir zuerst die Aus
wirkungen dieser Unterstützung in den näch
sten beiden Jahren abwarten müssen, um dann,
wie im Falle der Sterbeunterstützung, eine ent
sprechende Erhöhung vornehmen zu können.
Eine Erhöhung der Beiträge für Lehrlinge,
Kranken, Invaliden und jugendlichen Hilfsar
beiter ist nicht erfolgt, nur haben wir ledig
lich eine weitere Staffelung der Beitragsmar
ken bis zu 700.— Frs. vorgenomraen. Die Er
höhung der zuerst genannten Gruppen mußte
erfolgen, da wir bereits einen Kopfbeitrag von
25.— Frs. an die Hauptverwaltung der Ein
heitsgewerkschaft entrichten müssen und des
weiteren einen 10 o/oigen Anteil an die Haus
kassierer zahlen, sodaß nur ein geringer An
teil zur Bestreitung der anlaufenden Verwal-
tuugsunkosten übrig bleibt.
Wenn wir von einer generellen Erhöhung
der Beiträge in unserem Satzungsentwurf Ab
stand genommen haben, so geschah dieses, um
den weiteren Aufbau der Organisation nicht
zu hemmen, jedoch müssen wir uns jetzt schon
darüber im klaren sein, in den zwei nächsten
Jahren zu diesem Ziel zu gelangen, einen Bei
trag einzuführen, wie es der Tradition der
Bau- und Holzarbeitergewerkschaft entspricht,
uähmlich Zahlung eines Stundenlohnes pro
Woche. Es wird den Kollegen doch verständlich
sein, daß gerade wir hier im kleinen Saar
land, vollständig auf uns angewiesen sind und
somit über Gelder verfügen müssen, uin unsere
Forderungen gegenüber den Arbeitgebern
durchsetzen zu können. Die Kollegen mögen
bedenken, daß ohne einen gut gefüllten Kas
senschrank in der Gewerkschaftsbewegung noch
nie ein unbegrenzter Streik gewonnen werden
konnte. Das Opfer welches das Mitglied in
Form seines Beitrages der Organisation zur
Verfügung stellt, muß so hoch liegen, daß diese
die Möglichkeit hat, einen entsprechend der
Mitgliederzahl erforderlichen Kamnffond an
zulegen, um auch gewährleisten zu können,
seine Mitglieder, einschl. seiner Frau und Kin
der bei einem evtl. Streik zu unterstützen.“
Die Diskussionen
Als erster Diskussionsredner sprach Kollege
Koble.
Der Verbandstag ist ein Rückblick auf das,
was die Gewerkschaft geleiset hat. Wir haben
das Gefühl, daß nicht intensiv genug gearbei
tet wurde. Wir sind informiert worden, was
der Verband getan hat. Wir müssen feststel
len, daß die Löhne um mindestens 50 ojo ge
sunken sind. Gerade das war unser Verlust
von 15—18 Mark im Monat. Dies ist alles
Geld, was die Unternehmer zusätzlich verdie
nen. Hier gilt es, was einmal war, wieder zu
erlangen. Außerdem verlangen wir eine inner
gewerkschaftliche Demokratie. Wir müssen
feststellen, daß diese nicht gewahrt ist. Im
mer und immer wieder wurde das Betriebsräte
gesetzt, was ein Fortschritt für die Arbeiter
darstellt zurückgestellt, wogegen andere Ge
setze innerhalb 14 Tage erledigt wurden. Un
sere soziale Gesetze müßten weiter ausgebaut
werden, darunter die Arbeitslosenunterstützung
und das Krankengeld. Aenderung des derzeiti
gen Zustandes an der Saar. Das ist die Frage,
die für uns von Wichtigkeit ist.
Ernst Krämer: Am 23. April hatten
wir einen 24stündigen Streik mit einer Groß
kundgebung, bis jetzt wurde nichts erreicht.
Ich bin der Meinung nur Gesamtaktionen ha
ben Sinn und Zweck. Im Moment ist es nicht
mehr am Platze, Rücksicht zu nehmen. Kolle
ginnen und Kollegen, ich rufe Euch zu „Nur
ein Generalstreik bringt uns Erfolge.“
Schwarz Peter: Ich stelle fest, daß das
Organisationsverhältnis schlecht ist. Die gro
ßem Unternehmen sind erfaßt, die kleinen
nicht. Bei den großen Firmen werden die Kol
legen sofort beim Eintritt organisiert und die
Beiträge gezahlt. Bei den kleinen Betrieben
werden keine Ueberstunden bezahlt und die
Leute wissen es nicht einmal, daß sie das zu
bekommen haben. Auf der einen Seite sparen
sie 400 Frs. Beitrag und dort verlieren sie
3000 bis 4000 Frs. an Ueberstunden. Hier ist
an der Zeit alle Kräfte mobil zu machen.
Buchmann : Man hat alles wieder müh
selig aufgebaut und die ArbeitskSmmerwahl
stellt uns nicht zufrieden. Das Betriebsrätege
setz liegt schon mehr als 2 Jahre beim Land
tag and ist bis heute noch nicht verabschiedet
und ohne Generalstreik werden wir es auch
nicht bekommen. Wir haben 1947 die Betriebs
räte gewählt und es wäre an der Zeit, daß
eine Neuwahl stattfindet. Wir haben ein Ja
gendschutzgesetz. Wenn ein Jugendlicher mit
14 Jahren erst um 10 Uhr heimkommt so
dürfte es nicht heißen, Jugendliche dürfen
nicht mehr als 8 Stunden beschäftigt werden,
sondern der Arbeitgeber müßte seinen Betrieb
geschlossen bekommen. Ich bin für die Ab
schaffung der Konventionen.
Britz : Ich möchte feststellen, daß nur V«
der gesamten Arbeitnehmerschaft bei der Ar
beitskammerwahl gewählt hat. Woher nimmt
die Kammer sich das Recht, gesetzliche Bei
träge zu erheben. Ich würde e^Xegrüßen, wenn
man auch für die Einheitsgewerkschaft den
Beitrag gesetzlich festlegen würde, denn die
sind wichtiger. Ich stelle den Antrag, daß eine
Entschließung, die ich Ihnen vorlege, von den
Kollegen angenommen wird. Darin heißt es,
daß die Bauarbeiter gegen den Beitrag für die
Arbeitskammer sind.
L e h n e r t : Ich komme aus der Holzverar
beitenden Industrie. Es wurden die Löhne fest
gesetzt für die Hilfsarbeiter. Als Grundlage
wurde der Mindestlohn genommen. Diese Ab
machung soll *eine Lohnerhöhung darstellen. 3
Stellen sind allein bei den Hilfsarbeitern vor
gesehen, Da heißt es, das kann gezahlt wer
den. Wir haben uns dann gleich zusammenge
setzt und dem Verband eine Eingabe einge
reicht, daß wenigstens die Lohnzonen wegfal
len und wir eine einheitliche Stufe für Ange
lernte Arbeiter bekommen. Der Betrieb muß
! 'a seine angelernten Arbeiter haben. Wir ver-
angten ferner eine Kategorie Facharbeiter. Zur
Arbeitskammer: Wir brauchen keine Kommis
sionen, die unsere Interessen doch nicht ver
treten. Wir sind gegen die Arbeitskammer.
B i e s : Schon viermal wurde gesprochen
über die Arbeitskammer. Auch ich möchte sa
gen, die Arbeitskammer brauchen wir nicht.
Wir haben letzte Woche 48 Arbeitslose in der
Holzfaserfabrik in Losheim. Nun muß man sieh
fragen, warum darf Deutschland kein Holz lie
fern, daß die Entlassungen aufgehalten wer
den können. „Aenderung des derzeitigen Zu
standes an der Saar.“ Wir bekommen heute
von Frankreich 42 Frs. für die Tonne Kohle.
500 Frs. müssen wir für einen Zentner bezah
len. Wir müssen dafür sorgen, daß der Staat
im Staate die Regie des Mines seine Macht
stellung verliert und die Bergarbeiter ihr Ta
rifvertragsrecht bekommen. Regierung erkennt
den staatlichen Schlichter nicht an. Was tut
das Arbeitsministerium in dieser Angelegen
heit.? Für uns kann es nur bedeuten: „Weg
mit den Konventionen.“ Das Handwerk leidet
auch unter diesem Zustand weil man die Steuer
immer nachträglich hochsetzt. Welches Recht
räumt sich eine Arbeitskammer ein, wenn
sic einfach die Beiträge einbehält. Es ist
für uns beschämend, daß sich eine Arbeits
kammer so zusammensetzt. Es müßte deshalb
unsere Aufgabe sein, den Leuten zu sagen, daß
sie immer in unserm Sinne ihre Pflicht tun.
Kameraden wegen dem Betriebsrätegesetz
müßte man die Kollegen auf die Straßen füh
ren und dafür kämpfen. Die Schulung muß
jetzt erfolgen, ehe das Gesetz da ist.
M u n a r i : Kollege Munari machte die
Kollegen darauf aufmerksam, daß sie einen
Geschäfts- und Kassenbericht gehört hätten
und daß es angebracht sei, daß man sich hier
über unterhält und diskutiert und dem Vor
stand neue Richtlinien für die Zukunft gibt.
Bis jetzt sei niemand auf die beiden Berichte
eingegangen und es sehe aus, wie wenn nichts
gearbeitet worden sei. Er bittet die Kollegen
über Geschäfts- und Kassenbericht sich zum
Wort zu melden.
Ecker: Ich möchte mich zunächst mit dem
Geschäftsbericht und der Zusammenlegung von
Bau und Holz beschäftigen. Bei der letzten
Generalversammlung des I. V. Baugewerbe wa
ren wir als Holzarbeiter noch nicht bei I. V.
Bau. Es war aber ein unglücklicher Umstand,
daß die beiden Gruppen, die zusammen ge
hörten, nicht zusammen waren. Es war damals
mein Bestreben, daß beide Industrieverbände
zusammen kommen. Im Juni vorigen Jahres
war es dann endlich soweit. Wir hatten aber,
wie Kollege Munari in seinem Bericht erwähnte,
für Holz einen tariflosen Zustand. Man hatte
versäumt bei den Abschlüssen von Lohnverträ
gen darauf hinzuweisen, daß die tariflichen
Bestimmungen in Kraft bleiben. Dies betraf
ungefähr 2000 Betriebe der Holzbranche. Dem
entsprechend war auch das Organisationsver
hältnis. Die Leute waren in den Betrieben auf
genommen und konnten nicht mehr kassiert
werden, weil keine Kassierung bestand. Orts
gruppen waren keine vorhanden. So gingen
uns viele Fachkräfte verloren. Nun kam die
Zusammenlegung und wir konnten sagen, daß
unsere Sache mit einem Schwung aufwärts ging.
Unser Vorstand hier hat die Eingaben gemacht
und die Verhandlungen mit aller Energie ge
führt. Ich war selbst in vielen Verhandlun
gen anwesend und kann nur sagen sie waren
in den besten Händen. Aber alle Verhandlungen
wurden vom Vorstand geführt. Es war keine
Eingabe da, die von den Mitgliedern gekommen
ist. Und wir können sagen wir haben gut ab
geschlossen. In manchen Gruppen waren es bis
zu 50 o/o Erhöhung. Jedoch bereiten nns bei
unserem Kampf um unsern Lohn die Indiffe
renten die meisten Schwierigkci en. Es bleibt
uns als Funktionäre noch ein schönes Stück
Arbeit zu leisten bis wir d“n letzten in un
sern Reihen haben.
Lauer: Ich bin der Ueberzeugung, daß
es Sinn und Zweck der Gewerkschaft ist, die
Interessen wahrzunehmen und zu vertreten. Tch
komme von Losheim. Schon mehrmals waren
die Vertreter von Bau bei uns draußen. Sie
mußten jedesmal hören, warum man nicht ge
gen die Lohnzonenreduzierung Stellung nimmt.
Wenn einer glaubt, wir würden billiger leben
als die Kameraden in Saarbrücken- so irrt er
sich. Es ist deshalb notwendig, daß man das
zur Diskussion stellt. Es ist eine Ungerechtig
keit den Arbeitern von diesen Gebieten gegen
über. Ich möchte die Vertreter der Gewerk
schaft bitten, in Zukunft unsern Betrieb be
sonders zu unterstützen und öfters nach dem
Rechten sehen. Wir haben in den letzten Wo
chen Entlassungen zu verzeichnen. In den letz
ten Tagen bleiben auch die Bestellungen aus.
Die Firma sieht sich auf Grund des Absatzman-
gels nicht mehr in der Lage, die Leute zu hal
ten. Es ist aus diesem Grunde wichtig, daß
wir ein gesundes Mitbestimmungsreoht erhalten.
Binder von der Industriegewerkschaft
Bau-Steine Erden: Als Bezirksleiter von Bau-