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August 1950
.DIE ARBEIT 11
genommen, sondern im Gegenteil, die
Zahl derer, die bereit sind, die Rechte zu
verteidigen, hat sich vergrößert und der
Zwiespalt, der bisher zwischen Arbeitern
Und Beamten war, wird mit einem Schlag
beseitigt.
AuchTin der Frage der Bezahlung gilt es,
einheitliche Rechte zu schaffen. Es wird
nur noch e 1 ne Gehaltstabelie geben, in
der jeder auf Grund seiner Tätigkeit und
Verantwortung in die für ihn in Frage
kommende Gruppe eingruppiert wird. Die
Eingruppierung muß so erfolgen, daß bei
gleicher Tätigkeit und gleicher Verant
wortung ein und diesibe Einstufung er
folgt. Ganz besonders muß das Einkom
men der unteren Gruppen den Teue
rungsverhältnissen angepaßr sein. Dabei
kommt es nicht darauf an, ob die Ge
haltsgruppe 1, 2 oder 3 heißt, sondern es
kommt darauf an, was in der Gehalts
gruppe gezahlt wird und ob dabei das
Existenzminimum gesichert ist. Die Ein
heitsgewerkschaft hat die Forderung für
das Existenzminimum von 18 500 Frs. erho
ben. Die vom L V. Eisenbahn ausgear
beitete Gehaltstabelle wurde unter Berück
sichtigung dieses Existenzminimums auf
gestellt.
Einem langersehnten Wunsche des Ei
senbahnpersonals wird durch die Besei
tigung des Prämiensystems Rechnung ge
tragen. Durch das eingeführte Pxämiensy-
stem gab es in den vergangenen Jahren
sehr viel Unzufriedenheit. Di« Eisenbah
ner wollen keine Prämien, sondern ei»
ausreichendes Gehalt
Der § 22 der Personalordnung sieht dl«
Fortzahlung der Bezüge bei Erwerbsunfä
higkeit vor. Tatsache ist daß die Be
handlung der Bediensteten in der Vergan
genheit mit zweierlei Maß gemessen wur
de und daß der Arbeiter bei Erkrankung
mit einigen Pfennig Krankengeld leben,
mußte. Dies gehört mit zu den vielen
Ungerechtigkeiten, die eigentlich m einem
demokratischen Staat längst überholt sein
müßten. Gerade bei Erkrankungen des Er
nährers sind die Auslagen der Familien
meist höher als bei einem normalen Stand,
so daß alle die aufgeworfenen Punkte ei
gentlich nur als Wiedergutmachung an
dem begangenen Unrecht der Arbeiter
schaft gegenüber zu gelten haben. Dies
triffi auch zu bei Zurruhesetzung des Ar
beiters. Der Arbeiter kann bei den jetzi
gen Bestimmungen erst vom 65. Lebens
jahr oder bei 66% Prozent Arbeitsunfähig
keit eine Hungerrente beziehen. Warum
gibt man dem Arbeiter nicht ebenfalls
nach 30- und 40jähriger Tätigkeit 80 Pro
zent seines verdienten Einkommens? Der
§ 20 der Personalordnung sieht hier di«
gleiche Behandlung vor, wie sie die Be
amten haben
Der Ernst der Lage
(Fortsetzung und Schluß)
Für die bereits in Pension befindlichen
Bediensteten sei folgendes festgesteilt: ln
§ 20 ist festgeiegt, daß die Pensionäre den
Unterschiedsbetrag zwischen den in der
Personalordnung festgelegten Prozentsät
zen, aufgestelltem Ruhegehalt und ihren
jetzigen Bezügen bekommen sollen und
daß die Witwen ein Witwengeld in Höh«
von 60 Prozent des Ruhegehalts des Ehe
manns erhalten, daß bei Halbwaisen ein
Fünftel des Witwengeldes als Waisenrente
Und Vollwaisen ein Drittel des Witwengel
des als Waisenrente erhalten.
Eine alle, sowohl Ruhegehaltsempfän
ger wie aktives Personal interessierend*
Frage ist, daß das Ruhegehalt sich ent
sprechend der Ordnung der Bezüge des
aktiven Personals ändert. Diese alte von
der Einheitsgewerkschaft aufgestellte For
derung ist sehr dringend, da wir in einer
Zeit leben, die ständig Schwankungen in
den Preisen zu verzeichnen hat. Die Be
züge des aktiven Personale wurden, durch
den gewerkschaftlichen Kampi mehr oder
weniger heraufgesetzt. Die Bezüge unse
rer Pensionäre dagegen bleiben ständig
auf demselben Niveau, so daß es vorkam,
daß das Ruhegehalt, das für einen Monat
bestimmt war, nicht einmal für eine Wo
che aus reichte. Alle Arbeitnehmer müs
sen dafür eintreten; denn die Pensionär«
von morgen sind wir, und es gilt, nicht
nur während der aktiven Zeit ein gesicher
tes Einkommen zu haben, vielmehr ist es
notwendig und wichtig, im fortgeschritte
nen Alter einen ruhigen und gesicherten
Lebensabend verbringen zu können.
Diese von der Einheitsgewerkschaft ein
gereichte Personalordnung mit all ihren
Anlagen kann als die fortschrittlichste un
serer Zeit betrachtet werden. Führende
Männer in Staat und Wirtschaft sprechen
oft von der Hebung der sozialen Verhält
nisse für die Arbeitnehmerschaft, spre
chen oft von der Gleichheit der Rechte in
einem demokratischen Staat. Hier wird
ihnen nun Gelegenheit gegeben, ihrem
Worten Taten folgen zu lassen. Es sind
keine übertriebenen und überspitzten For
derungen, sondern Mindestforderung an,
auf welche die Arbeitnehmerschaft abso
lut Anspruch erheben kann und die in
einem demokratischen Staate als selbst
verständlich betrachtet werden, müßten.
Wir sind uns jedoch bewußt, daß nicht
das Recht ist, was man als*Recht empfin
det, sondern daß Macht Gesetze schafft
die man dann als Recht bezeichnet und
wenn es die größte Ungerechtigkeit ist
Diese Macht hat schon etwas zum Recht
erhoben, was di« größte Ungerechtigkeit
war. In der Erkenntnis dieser Tatsache
«ei an alle Arbeitnehmer und ganz beson
ders an die Bediensteten der Saarländi
schen Eisenbahnen appelliert, sich ge-
schlossen hinter die Forderungen des 1 -V.
Eisenbahn zu steilen, um mit Macht da«
*um Recht zu machen, was Recht ist.
Eduard Weiter,
det. In der Vorkriegszeit war es nicht be
sonders schwer, die verhältnismäßig kon
stanten Preise festzustellen und in den
Nachkriegsjahrsn wurde die Preis-ermitt-
" lung durch den absoluten Preisetop sogar
noch vereinfacht. Durch die inzwischen
erfolgte Preisfreigabe ist jedoch für di«
amtliche Statistik ein neues Problem ent
standen: die Preisermiitlung. Heute smd
z. B. nicht nur zwischen, sondern sogar
innerhalb einzelner Orte für dasselbe Er
zeugnis ganz erhebliche Preisvarianten zu
beobachten, die die Ermittlung eines so
genannten „Durchschnittspreises" außer
ordentlich erschweren. Es ist daher leicht
verständlich, wenn die Statistik der Ver
braucherpreise und der hierauf auf
bauende Index der Lebenshaltungskosten
in der Oeffentlichkeir zunehmend kritisiert
wird. Dabei kommt oftmals zum Aus
druck, daß die registrierten Preise nie
driger sind als die tatsächlich geforderten
und vom Konsumenten zu zahlenden und
daß somit der Index der Lebenshaltungs
kosten in keiner Weise die eingetreten«
wirkliche Verteuerung wiederspiegelt.
Wenn daher die Einheitsgewerkschaft
Lohnerhöhungen und eine He rauf setzung
des Existenzminimums auf 18 500 Frs. ver
langt, tut sie dies, weil ihre verantwor
tungsvolle Haltung in der Vergangen
heit, di« auf eine Beseitigung der großen
Spanne zwischen Preisen und Löhnen hia-
zielte, nicht auf die entsprechende Hal
tung der Gegenseite gestoßen ist. Be
stimmt wurde der Kampf der Einheitsge
werkschaft um eine vernünftig« Lohn-
Preisordnung mit Senken der Preise vor
nehmlich durch die Tatsache, daß wir in
unserem kleinen Lande nahezu 200 000
Versorgungsberechtigte haben, die mit ih
ren Angehörigen sozial unterstützt wer
den müssen und für die Lohnerhöhungen
keine Aenderung der menschenwürdigen
Existenz bringen. Da aber bei einem Lohn
einkommen, das am Reallohn gemessen
30 Proz. unter dem Stand von 1938 liegt,
die Produktion aber an di« Vorkriegspro
duktion wieder heranreicht und somit an
zunehmen ist, daß die Unternehmerge
winne mindestens um den gleichen Be
trag, also um 30 Prozent, über den Stand
von 1938 liegen, ist unsere Forderung nach
Neufestsetzung der Löhne nur zu berechn
tigt.
Die Tendenzen, die zur Preissteigerung
führen, liegen unseres Erachtens in dem
Bestreben, di« Lasten des letzten Krieges
einseitig auf die Schultern d«T Verbrau
cher abzuwälzen und den Neuaufbau der
Unternehmen aus laufenden Gewinnen zu
finanzieren. Dieses Streben nun, die
Preispolitik allein auf die Profitinteressen
der Unternehmerschaft aufzubauen, hat zu
Verbraucherpreisen geführt, die für die
breiten Massen auf die Dauer nicht trag
bar sind. Von dem Unternehmertum muß
daher verlangt werden, daß sie ihren per
sönlichen Aufwand weitgehend einschrän
ken und den Gewinn zum Ausbau der Be
triebe verwenden. Tun sie das nicht, dann
besteht die Gefahr, daß große Verzerrun
gen in der Produktionsstruktur auftreten.
Die sich ergebende Folge müßte sein, daß
die kaufkräftige Nachfrage der Masse ge
ring, diejenige der Unternehmer jedoch
sehr groß würde. Dies aber müßte fol
gende Wirkung auslösen: Die Produktion
von Luxusgütern würde mehr Gewinn ab
werfen und daher ausgedehnt werden. Die
Produktion von Konsumgüter» für den
Massenbedarf hingegen würde weniger
Gewinn bringen und daher vernachlässigt
werden.
Wir bezweifeln allerdings, um mit Andr6
Lafond, dem Sekretär der C.G.T—F.O. zu
sprechen, daß das Unternehmertum so
viel Verständnis an den Tag legen und be
reit s«m wird, zwar nicht Opfer zu brin
gen — denn dazu ist es nicht fähig —
aber auf übermäßig hohe Gewinne zu
verzichten.
Unä noch auf eine andere Wirkung ei
ner Lohnerhöhung möchten wir die Arbeit-
S eber an dieser Stelle hin weisen. Wir
ürfen die Löhne nicht nur als Kostenfak
tor betrachten, sondern müssen auch ihre
Funktion als Einkommen berücksichtigen.
Man verfällt gerne m den Fehler, diese
Seite des Problems zu übersehen. Werden
beispielsweise sämtliche Einkommen, die
nicht aus selbständiger Arbeit stammen,
um 20 Prozent erhöht, um nur eine Zahl
zu nennen, dann werden ja auch um den
gleichen Prozentsatz mehr Konsumgüter
nachgefragt. Eine erhöhte Nachfrage aber
bedingt eine Erhöhung der Produktion, an
der letzten Endes der Unternehmer mit er
höhten Gewinnen entscheidend profitiert.
Da wir aus dem Sozialprodukt unserer
Wirtschaft allen arbeitenden Menschen
ein anständiges Einkommen garantieren
können, mögen alle, die es angeht, aus
dem Emst der Situation die Konsequenzen
ziehen. Der soziale Fried© wird letzten
Endes davon abhängen, ob die Gewerk
schaften gezwungen werden, in ernsten
Auseinandersetzungen um dieses Ziel zu
kämpfen,
- ■
Europäische Zukunft und Arbeiterschaft
Vor einigen Jahrzehnten entwarf Os
wald Spengler in seinem Werk „Der Un
tergang des Abendlandes" in visionärer
Sicht ein Bild künftigen abendländischen
Geschicks. Mit tragischem Pessimismus
unzertrennlich dem Geschick aus gelte faxt,
so sah Spengler die Geschichte Europas
sich vollziehen. Was Spengler in seinen
Betrachtungen als unabdingbar und na
turnotwendig zu erkennen vermeint hatte,
soll es sich ui unseren Tagen verwirk
lichen?
Stirbt Europa wirklich?
Werden wir das gleich» Schicksal er
leiden wie alle frühe renKuiltunen und einem
unaufhaltsamen Untergang entgegen
eilen? Haben sich di» Schwerpunkte de«
geistigen und materiellen Lebens so ver
lagert, daß di* geschichtlich» Mission de«
alten Kontinents beendet ist? Sind wir
im wirtschaftlichen Bereich an di« Peri
pherie des Welthandels gerückt und im
geistigen Bereich in «in© Defensive ge
drängt, um das zweitausend] ähnge Kul
turgut nur zu konservieren, ohne schöpfe
risch und gestaltend weiter wirken zu
können?
Was soll aus Europa werden?
Welches ist an dieser Zeitwende di«
Aufgabe de» europäischen Menschen und
besonders der Arbeiterschaft? Betrachten
wir die Dinge, so wird uns klar, daß die
heutige Not dreifacher Art ist; Sie ist wirt
schaftlicher, soilder und politischer Natur,
Man wird einwenden, diese dreifache
Not sei nur im nationalen Bereich zu lö
sen und .wird daran die Frage knüpfen,
was denn überhaupt Europa begrifflich
und faktisch darstellle und ob es über
haupt gemeinsam« politisch«, wirtschaft
liche und kulturelle Gemeinsarbeiten im
europäischen, übernationalen Rahmen zu -
verteidigen hat.
Die Gegner der „europäischen Idee"
werden unter Europa immer nur einen Be
griff, einen Sammelnamen für ein Dutzend
sich befehdender Staaten verstehen, nie
aber eine kraftvoll!«, lebensfähige Einheit,
Es war in den zwanziger Jahren unsere»
Jahrhunderts, als Norman Angell den Aus*
spruch tat: „Wird ln einem Menschenalter
Europa nicht zu einer Befriedung kommen,
dann ist Europa ein erledigter Fall,"
Bei der sogenannten Befriedung Euro
pas, zu der sich erste europäisch« Fach«
ieute aus allen Wirtschaftszweigen ver
trauensvoll äußerten, darf man nicht ver.
gessen, daß es auch ein Kampf um den
Weltmarkt ist, der zur SttzbiliadefiÄg Eu
ropas geführt wird. Dieser Kampf um dea
Weltmarkt wird stets auch ein Kampf un*
dein Produktionsanteil des einzelnen Ge-
sellschcrfteschiahten sein. Aber Immer ia
noch reden zwar weit© Schichten von ei
ner Befriedung Europas, schlagen aber im
Rahmen des eigenen Landes jeden Frie
den entzwei.
Das sind jene Leute, die sich einen Auf
stieg nur vorstellen können auf Kosten aer
schaffenden Menschen und der Verbrau
cher, d. h. sie wollen eine Steigerung des
Kapital ge winnes auf Kosten des Massen
wohlstandes erreichen. Es ist lächerlich,
vom Frieden oder gar vom Weltfrieden zu
sprechen, solange noch ein solcher Geist
lebt, wie wir ihn vielfach auch heute noch
antreffen,
Europa wird nicht gerettet lediglich
durch ein» Stärkung des Kapitals oder
durch Güte und Verbesserung der zu ex
portierenden Güter. Viel wichtiger ist ein
Zueinandergehen der gemeinsamen Inter
essen von Kapital und Arbeit. Ein lebens-
starkee, glaubensvollles, berufsfreudiges
Volk, stark in sich und den zu erfüllen
den Aufgaben, muß den Boden für die
innere Erneuerung abgeben. Dieses Volk
wächst erst durch sein solidarisches Zu
sammengehen,
Hier stellen sich Aufgaben für die Ge
werkschaft und mit ihnen wächst die Ge
werkschaftsbewegung in weltgeschichtli
che und weltpolitische Ziele hinein. Die
Gewerkschaftsbewegung ist kein Selbst
zweck, sie dient höheren Zielen, genau
wie es die Wirtschaft auch tun soll oder
sollte. Aber durch die Gewerkschaftsbe
wegung ist die Arbeiterschaft erst zum Er
kennen ihrer selbst, ihrer Taten, ihrer
Kräfte und ihrer Ziele gekommen. Die
Gewerkschaftsbewegung ist das Funda
ment, die dem Stand bildende Gewalt der
Bezahlung der Feieifage
Mit Datum vom 4. April 1950 ist end
lich das Gesetz in Kraft getreten, das die
Bezahlung der gesetzlichen Feiertage im
Saarland regelt.
Als bezahlte Feiertage gelten folgende
sechs Tage, sofern diese Tage auf einen
Wochentag fallen:
1. Januar, Ostermontag, Pfingstmontag,
1. Mal und der 1,‘ün.d 2. Weihnachte-
fsiertag.
Die Gewerkschaften haben sich für dies«
Regelung, die nun schließlich akzeptiert
wurde, mit aller Energie eingesetzt.
In einer noch aus stehenden Durchfüh
rungsverordnung und in Tarif Verhandlun
gen werden die Einzelheiten zu regeln
sein. Vor allem ist festzulegen, cruf wel
cher Basis die Bezahlung für Akkord- und
Saisonarbeiter zu erfolgen hat.
WÄSCHT
TiPSAUBER
Gewährung emer BUndheitshilfe
Im Amtsblatt Nr. 51/50 vom U. 8. wurde da«
neue Gesetz über die Gewähruag einer Blind
heitshilfe an ZIvilbiinde veröffentlicht, im Para
graph 1 wird festgelegt, daß die Höhe der Blind
heitshilfe sich nach den Sätzen der Pflegezulaga-
stufe IV für Kriegsblinde bemißt Jugendlich«
Zivilblind« erhalten 20 vom Hundert der zuvor
genannten BUndheitshilfe, solange sie das 14.
Lebensjahr noch nicht vollendet haben.
40 o/o nach dem 14. Lebensjahr
60 0/o nach dem 15. Lebensjahr
80 o/o nach dem 16. Lebensjahr.
100 o/o nach dem 17. Lebensjahr.
Der Paragraph 2 regelt, daß die Blindheltsiulf«
ohne Rücksicht auf zusätzlich« Wohlfahrts- oder
Fürsorgeleistungen gewährt und auf diese Lei
stungen nicht anzurechnen ist. Auch unterliegt
diese Hilfe nicht dem Steuerabzug vom Arbeits
lohn. (Näheres siehe Amtsblatt.)
sich zerstreut und einsam fühlenden Mas
se geworden. Deshalb ist sie aus dem
Kreislauf der modernen Geschichte, der
Völker und Kulturgeschichte nicht mehr
wegzudenken. Wer die gesamten Stoß
kräfte Europas zur Rettung des Abendlan
des einsetzen will, kann nicht diejenigen;
Kräfte ausschalten, die einen, vielleicht
den lebenskräftigsten Stand formen und
bilden. Das hätte man auch bedenken
sollen, als däe Vertreter zum Europarat
ernannt wurden. Es gibt*auch Arbeiter-'
Vertreter, die sich auf dem europäische«
Parkett bewegen können, oft noch besser
wie jene Leute, die glauben, diese Eigen
schaft nur allein m Erbpacht genommen
zu haben.
Die Gewerkschaftsbewegung ist etwas
anderes als eine Bewegung oder ein Ver
ein, dem es vor allem um Tonnen, Macht
oder Gewinn geht. Sicher: Die Gewerk
schaftsbewegung steht auch mitten im
Kampt um eine gerechte Gestaltung des
Arbeitsmarktes, besonders des Lohn- und
Preisgefüges, aber sie hat auch das große
Ziel vor Augen, die Arbeiterschaft als sitt
lich strebendes Glied in das Volksganz»
einzubauen. Ja, uns scheint, daß die Ar
beiterschaft besonders berufen ist, den
Sauerteig bei der Neugestaltung der Din
ge abzugeben. Sie hat wohl die meisten
Berührungspunkte mit den verschieden
sten europäischen Völkern. Diese Berüh
rungspunkte sind vorhanden in der ge
meinsamen Ansicht über die Freiheit des
einzelnen Menschen. Sie sind vorhanden
in der gemeinsamen Auffassung über
Recht und Gerechtigkeit. Gekrönt wird je
doch dieses Gebäude vom Willen zur Ge
staltung des Lebens, der Würde und des
Rechtes. Und damit gehören wir zum Kul
turkreis Europas und sollen uns dessen
noch stärker bewußt werden.
Der „Untergang des Abendlandes" ist
die Frage nach der schöpferischen Kul
turstärke Europas. In dem Maße, wie es
gelingt, über Haß und Neid im Erdenrin
gen die Idee des Bruderseins rm Volke zu
erheben und in dem Maße, wie der Gleich
klang an persönlichen Lebe ns geholt wie
der ertönt, wird auch Europa vor neuen
Toren stehen.
Durch die Tore sollen alle
die guten Willens sind.
schreiten*
H H,
Die Beschäftipngslage im Saarland
Di» lebhafte Bautätigkeit mit ihrer gün
stigen Ausstrahlung auf zahlreiche Wirt
schaftszweige, der ansteigende Beschäf
tigungsgrad m der eisenerzeugenden In
dustrie und der Eintritt schulentlassener
Jugendlicher in das Berufsleben bestimm
ten im Juli das Geschehen auf dem Ar
beitsmarkt. Di» Zahl der an ge forderten
Arbeitskräfte dürfte im Juli ihren Höhe
punkt erreicht haben, wie auch die bei
den Arbeitsämtern am Monatsschluß noch
als offen gemeldeten rund 4000 Stellen ei
nen Höchststand darstellen.
Di» Zahl der Beschäftigten Im Bauge
werbe lat um 676 auf 25326 gestiegen,
Di» eisenerzeugende Industrie weist ein«
Belegechaftsverstärkung um 520 Arbeits
kräfte auf.
Insgesamt ist die Zahl der beschäftigten
Arbeitnehmer gegenüber dem Vormonat
Um 1037 auf 275 478 gestiegen.
Bergbau:
Die Belegschaft hat sich durch natür
liche Abgänge um 477 verringert. Zur Be
friedigung des starken saisonmäßigen Be
darfs an Arbeitskräften in der Bauwirt
schaft hat der Saarbergbau ca. 600 Ar
beitskräfte als Beurlaubte zur Verfügung
gestellt.
Eisenerzeugende Industrie:
Die Rückkehr ehemaliger Belegschafts
mitglieder des Neunkircher Eisenwerks U»
den NeunkiTchex Betrieb hatte bei ver
schiedenen saaTländischfin Hütten einem
geringen Kräftebedarf zur Folge. So for
derte i. B. die Haiberger Hütte 40 Arbeits
kräfte cm. Di« Burbacher Hütte meldet
«inen Sofortbedarf von 120 Arbeitskräfte«
für das Stahl- und Walzwerk. Das Neun
kircher Eisenwerk beschäftigte «an End«
des Berichtsmonate bereits wieder 4176
Arbeitskräfte.