März 1950
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„DIE ARBEIT» 1
Funktionäre zur Revierkonferenz Die Arbeitsmarktlage im Monat Februar
Eericht des Vorsitzenden der Saargrubenkommission Richard Kirn
Diskussion und Entschließung
Auf Grund einer Initiative von Indu
strieverbänden der Einheitsgewerkschaft
versammelten sich am 14. 3. 1950 zahl
reiche Funktionäre der Gewerkschaft im
Oroßen Sitzungssaal in der Brauerstraße.
Anwesend waren weit über 100 Spitzen
funktionäre aus folgenden Verbänden!
Eisenbahn, Metall, Bergbau, Baugewerbe
I V -Holz, Oeffentliche Betriebe, Nah
rung und Genuß, Leder und Bekleidung,
Fabrikarbeiter. Verkehr, Transport, Film,
Kunst und Bühne, Musikerverband, Gra
phik und des Jugendsekretariats.
In dieser Sitzung hielt Gewerkschafts
kollege Arbeitsminister Kirn ein Re
ferat, in dem er zur Situation während und
nach den Pariser Saarverhandlungen
Stellung nahm. Die kurzfristige Einladung
zu der Sitzung war dadurch bedingt, daß
der Arbeitsminister alsbald nach der Sit
zung für mehrere Tage von Saarbrücken
abwesend sein mußte. Andererseits wa
ren die Darlegungen des Ministers beson
ders aktuell, da der Minister in Paris den
Vorsitz der saarländischen Bergbaukom-
znission bekleidete: Sein Bericht gerade
über die Saargrubenkonvention gab denn
auch den Funktionären wertvolle Auf
schlüsse.
Präsident Wacker fügte an die Aus
führungen des Ministers eine Reihe von
Ergänzungen.
Diese Funktionär sitzung greift in keiner
Weise den geplanten Sitzungen des Che-
werkschaftsaussahusses und anderer
Gremien vor, die auf jeden Fall in der
nächsten Zeit folgen werden.
Nach einer regen Diskussion über die
Sulzbacher Revierkonfereaz vom vergan
genen Sonntag wurde folgende Entschlie
ßung angenommen:
Ents ch ließung t
1. Die Revierkonferenz des Industriever
bandes Bergbau in Sulzbach war
nicht einberufen und beschickt nach
den Regeln einer ordnungsgemäßen
und beschlußfähigen Konferenz, son
dern hatte den" Charakter einer
öffentlichen Kundgebung. Es ist ein
wandfrei festgestellt, daß eine sehr
beachtliche Anzahl der dort versam-
V)ec macht mit ?
Die Sektion Mulhouse des Touristen
vereins „Die Naturfreunde“ hat den
Mitgliedern der Etahaitsgewerkscha.it
ihr hübsches Heim an einem der
schönsten Punkte der Südvogesen in
1100 m Höhe von Ostern bis Ende
Juni zur Verfügung gestellt
Dadurch wird es ermöglicht, daß
Kolleginnen oder Kollegen ihren Ur
laub in den Südvogesen zubringen
können, ohne daß allzu große Kosten
entstehen. Ein lötägiger Aufenthalt
einschließlich Fahrfkosten und Ver
pflegung beträgt 4000 ffrs. Von dem
Heim aus sind die schönsten Punkte
der Hochvogesen, wie Sulser-Belchen,
Hohneck leicht zu erreichen.
Wer schon jetzt sparen will, kann
auf der Geschäftsstelle Saarbrücken,
Brauerstraße 6—8, Zimmer 2, Sparbe
träge einzahlen.
Außerdem sind noch eine Reihe
von Eintagslahrien per Omnibus in
die Vogesen, an die Mosel usw. vor
gesehen.
Post aus dem Ausland
melten sogenannten Delegierten des
Bergbaues fremden Berufsgruppen
angehörten und darüberhinaus auf
Einladung einer bestimmten politi
schen Organisation erschienen wa
ren.
2. Die dort angenommene Entschlie
ßung über die Bergbaukonvention ist
nicht dazu angetan, die in Paris an
gebahnte Konsolidierung in der Saar
wirtschaft und insbesondere im Saar
bergbau zu fördern und läuft somit
den wahren Interessen der Saarbe
völkerung zuwider.
3. Das dem Präsidenten der Einheits
gewerkschaft, Heinrich Wacker, in
Sulzbach ausgesprochene Mißtrauen
ist völlig unberechtigt, doch kann
es in keiner Weise dem Wert der
Person Weckers noch seinen Ver
diensten um die in Paris abgeschlos
senen Konventionen Abbruch tun.
4. Die Versammelten erklären feier
lichst, daß die Einheitsgewerkschaft,
nach der ungeheuren Katastrophe
des 2. Weltkrieges den einzig richti
gen Weg beschritten hat, um die
saarländische Arbeiterschaft aus
ihrer materiellen und seelischen Not
lage herauszuführen. Sie sprechen
daher dem Präsidenten Wacker wie
auch dem Minister Kim für die bis
her geleistete Arbeit vollstes Ver
trauen und Dank aus. Die Funktio
näre verpflichten sich, die Saarar
beiterschaft weitgehendst über die
wahre Bedeutung der in Paris zum
Wöhle des Saarlandes abgeschlos
senen Konventionen aufzuklären.
5. Die versammelten Funktionärs geben
der Hoffnung Ausdruck, daß der
I. V.-Bergbau in einsr ordnungsge
mäß einberufenen Rsvierkonferenz,
zu der auch der Präsident der Ein
heitsgewerkschaft und die Mitglie
der des Gewerkschaftsausschusseis
einzuladen sind, dem Minister Kirn,
als dem Vorsitzenden der Saargru
benkommission, Gelegenheit gibt,
eingehend zur Saargrubenkonvention
Stellung zu nehmen.
I» upm ■■■■—
5S»
!Büefkasim
(Die Redaktion erteilt Gewerkschaftsmitgliedern
dieser Stelle oder schriftlich auf schriftliche An
frag«! kostenlos Auskunft.)
V. T, Der in dem Radiovortra<j erwähnt«
Samuel Gompers ist 1924 gestorben. Er war
Präsident der American Federation of Labor.
W. O. Die Gesamtbevölkerung der Erde beträgt
etwa 2,3 Milliarden. Die Bevölkerung nimmt
beständig tu, und zwar kommen ln den
ländern des Femen Ostens auf 1000 Ein
wohner jährlich 30 bis 40 Geburten, in den
Vereinigten. Staaten 25 nnd in den europäischen
Ländern 15 bis 2S. ln China erreichen die
Bewohner ein durchschnittliches Lebensalter
von 30 bis 4ß Lahren, in Südamerika
Von 40 bis 36 Jahren und in Europa,
Kanada und den Vereinigten Staaten bis zu
45 Jahren, Die geringsten Sterbeziffern haben
die Niederlande aufzu weisen. Nach ihnen kom
men die nordischen. Staaten, Kanada, Neu
seeland und die Vereinigten Staaten.
FRANKREICH. Die Streiks halten an. Die
Lage Ist je nach den Industrien verschieden.
In manche« Fabriken, I« denen entsprechend*
Lohnerhöhungen zu gestanden wurde«, wird wie
der gearbeitet. Dabei wurden Lohnerhöhungen
bis 10 Prozent bewilligt, ln der Metallindustrie
fst noch keine endgültige Einigung erzielt
worden, da die angebotene Erhöhung von B
Prozent als ungenügend betrachtet wird.
USA. Der Sieg der Bergarbeiter. Der Streik
der 400 000 Bergarbeiter In den Vereinigten
Staaten wurde in den letzten Wochen in allen
Ländern mR größtem Interesse verfolgt. Wenn
ein Teil der bürgerlichen Presse den Bergar-
beitern Unrecht vorwart und von Zwistigkeiten
Zwischen den Streikenden und der Gewerk
schaftsführung belichtete, so war die« alles
andere als eine objektive Berichterstattung,
Wenn sich 400 MO Bergarbeiter nicht nur zu
einem Streik entschließen, sondern Ihn viele
Wochen lang geschlossen durchführe«, so kann
pure Streiklust nicht der Anlaß sein. Festge
stellt sei, daß die Forderungen berechtigt
waren. Nach dem neuen, bei Abschluß des
Streiks. Unterzeichneten Tarifvertrag erfolgt
eine tägliche Lohnerhöhung von 76 Cents,
das sind 245.— Frs. Außerdem mußten sich die
Verwaltungen der amerikanischen Kohlenberg
werke verpflichten, pro Tonne geförderter
Kohle dem Wohlfahrtsfonds (ersetzt Sozialver
sicherung) der Bergarbeiter einen Befrag von
lo Cents (105.— Fra.) zur Verfügung zu stellen,
QU HJUcUecgemelnde teiU mU:
Die Theatergemelnde teilt mit:
Miete 1 ;
am 30. April 1950 „Freischütz“,
Mi« te 2:
am 24. April 1950 „Pagantni“,
Miete 3:
am 11. April 1950 „Pagantai“.
B. R. Sbr. Man zählt in. der Bundesrepublik
rund 2 200 Abgeordnete, Minister und Präsiden
ten. Dazu zahlen! 1 Bundespräsident, 1 Bundes
k anzier, 13 Bundesratnister, 9 Ministerpräsi
denten der Länder, I. Senalspräsident, 71
Minister in 9 Landern, 24 Senatoren hl Bremej
Und Hamburg und 402 Abgeordnete im Bundes
tag und die weiteren Abgeordneten in der
Ländern. Der Bundespräsident bezieht ein Jah
resgehalt von 50 000.— DM und eine Auf
wandsentschädigung von lOGOOO.— DM. Der
Bundeskanzler erhält 45 000.— DM Jahresge-
halt und 24 000.— DM Aufwandsentschädigung.
Für einen Bundesminister wird ein Jahresge-
halt von 36 000— DM und ein« Aufwandsent
schädigung von 7 200 — DM gezahlt. Ein Staats
sekretär ist mit 26 500.— DM Jahresgehalt ein
gestuft.
L. Besten Dank für Ihre Zuschrift Sie
ist inzwischen überholt, weil die Eisenbahn
jetzt wieder Nichtraucherabteil« einführt. Ihr«
Begründung für die Wiedereinführung war
jedenfalls sehr treffend- besonders vorn Stand
punkt der werktätigen Frauen. Was da manch
mal zugemuiet wurde, ging übeT die Hutschnur,
Es ist sicher damit zu rechnen, daß das Bahn
aufsichtspersonal für die Einhaltung der neuen
Bestimmungen sorgen wird.
Lehrlings-Nachtarbeit. Nach § 11 des neuen
Jugendarbeitsscliutzgesetzes dürfen Jugendli
ch« grundsätzlich (d. h. also unter dem iß.
Lebensjahre) nicht in der Nachtzeit von 20 Uhr
bis 6 Uhr früh beschäftigt werden. Dagegen
können in rneörechichtigen Betrieben Jugend»
liehe im wöchentlichen Wechsel bis 22 Uh*
beschäftigt werden. Für Bäckereien und Kondi
toreien gibt es besondere Bestimmungen, je
doch vor 5 Uhr dürfen auch dort Jugendlich«
nicht hewmgezogen werden. Sollten noch Un
klarheiten bestehen, so bitten wir um telef.
Anruf oder Ihren Besuch im Jugendsekretariat.
Das Ministerium für Arbeit und Wohl
fahrt teilt u. a. mit: Die Lage auf dem Ar
beitsmarkt zeigt das übliche Bild der win
terlichen Saisoneinflüsse. Der Beschäfti
gungsgrad ist im Bau und Baunebenge
werbe, im Verkehrsgewerbe und bei den
Montagefirmen weiterhin leicht gesunken;
dagegen ist e;r in der Baustoffindustrie
bereits angestiegen, ebenso in der kera
mischen und Glasindustrie, der chemi
schen Industrie und in der metallverar
beitenden Industrie, während er in. der ei
senerzeugenden Industrie und im Bergbau
stagniert. Die Zahl der beschäftigten Ar
beitnehmer ist bei den Marinem um 19 ge
sunken und bei den Frauen um 188 gestie
gen. Am Ende des Monats wurden zu
sammen 269080 beschäftigte Arbeitneh
mer gezählt gegenüber 268 911 Ende
Januar.
Die Entwicklung der Arbeitslosenzahl
verlief nicht parallel der Beschäftigten
zahl, denn sie stieg um 917 auf 8415. Dies
erklärt sich daraus, daß schon jetzt zahl
reiche Berg- und Hüttenpensionäre und
mithelfende Familienangehörige in den
Landbezirken sich bei den Arbeitsämtern
als Arbeitsuchende vormerken lassen, in
der Erwartung, im Frühjahr eine leichte
Arbeitsstelle in der Industrie oder im Bau
oder Baunebengewerbe zu bekommen.
Ende Februar gingen bei den Arbeits
ämtern die ersten Aufträge ein auf Zuwei
sung von Arbeitskräften im Monat März
für die Fortführung von stillgelegten Bau
maßnahmen und vereinzelt auch für neu
in Angriff zu nehmende Bauarbeitern
Die Arbeitsmogiichkeiten sind in den
einzelnen Arbeitsamtsbezirken sehr unter
schiedlich; am ungünstigsten sind sie ge
genwärtig im Arbeitsamtsbezirk Neunkir-
chen, zu dessen Entlastung die anderen
saarländischen Arbeitsämter durch Frei-
haltung von offenen Stellen für Bewerber
aus den Kreisen Ottwei'ler und Neunkir
chen noch stärker als bisher beitragen
werden.
Die Lag* fei den wichtigsten Wirtschafts
zweigen.
Bergbau; Im saarländischen Bergbau
übertrafen auch in diesem Monat die'Ent-
lassungen die Einstellungen von aus
Kriegsgefangenschaft zurückgekehrten
Belegschaftsmitgliedern. Ein Teil der
Schürfbetriebe stellte seine Förderung ein.
Eisenerzeugende Industrie: Das Neunkir-
cher Eisenwerk hat 70 und die Abteilung
Homburg 28 ehemalige Belegschaftsmit-
glieder eingestellt. Alle übrigen Hütten
betriebe nahmen nur aus Kriegsgefangen
schaft heimgekehrte Belegschaftsmitglie
der auf. Die Burbacher Hütte kündigte
wegen Absatzmangel die Freigabe von
Arbeitskräften an.
Eisen- u. metallverarbeitende Industrie;
In Werkzeugfabriken kam es zu geringen
Entlassungen, während die blechverarbei
tenden Betriebe und Montagef innen Ar
beitskräfte, vor allem Schweißer und
Schweißerinnen aufnehmen konnten. Die
Maschinenfabriken sind für spezialisierte
Metallhandwerker weiterhin aufnahmefä
hig. Die Auftrags- und Beschäftlgungs-
Sozialversicherung
(Fortsetzung)
Unsicherheit in wirtschaftlichen und so
zialen und Ausgeschlossensein in kultu
rellen Dingen, bedeuten bei den Menschen
Not; und das ist die Not der Arbeiter!
Wohl haben die Arbeiter anfangs durch
Verzweiflungsakte, später durch wohl
durchdacht angelegte Aktionen, nach und
nach Aenderungen m ihrer Situation er
reicht. Die bürgerliche Gesellschaft aber,
hierin etwa einem intelligenten Parasiten
am Körper der Arbeiterschaft vergleich
bar, verlor bei der Gewährung von Zuge
ständnissen an die Arbeiter nie ihre ei
gene Daseinsgrundlage, „die Ausbeutung
aer Arbeitskraft“ aus den Augen.
Nur so ist es zu verstehen, wenn die
Sozialversicherung, die den Versicherten
zusätzlich — durch den Lohn war er es
schon — an seine Arbeit, an seinen Ar
beitsplatz band und zu möglichst ununter
brochener höchster Leistungshergabe an-
halten sollte, von den Arbeitern oft als ein
Fluch empfunden wurde.
Hinzu kommt, daß, wie bei der Entloh
nung, auch bei der Zuerkennung und Ee-
messung der Leistungen in den Notfällen
des Lebens mit zweierlei Mrß gemessen
wird. Für den einen gilt der Grundsatz
der Versorgung und für die anderen das
Prinzip der Versicherung.
Wie sich das beim Eintritt von Versiche
rungsfällen, als welche wir nennen: Ar
beitslosigkeit, Krankheit, Kriegsversehrt-
heir, Arbeitsunfall, Beruf sunfähigkeit, In
validität, Alter, Ted, auswirkt, sei kurz
angedeutet.
Das Risiko der Arbeitslosigkeit trifft den
zu Versorgenden überhaupt nicht
Der Versicherte, den Arbeitslosigkeit
trifft, hat sie mindestens mit einer Einkom-
metisbuße zu tragen.
Im Erkrankungsfalle läuft das Gehalt
des ersten bis zur Wiederherstellung dlair
Gesundheit weiter.
Der versicherte Arbeiter erhält vom
Beginne der Erkrankung ab nicht nur kei
nen Lohn, sondern für die ersten drei Tag*
der Erkrankung erhält er auch nicht ein
mal ein Krankengeld.
läge im Handwerk ist weiterhin zurück
gegangen.
Chemische Industrie: Betriebe der che
misch-pharmazeutischen Industrie konn
ten ihren Belegschaftsstand halten. Die
Betriebe erwarten nach Freigabe ihrer
Produkte für den französischen Markt
eine spürbare Belebung.
Holz- und Schnittstoffgewerbe: Die noch
im Vormonat gemeldete hohe Zahl offe
ner Stellen für Bau- und Möbelschreiner
ist stark zurückgegangen. An Bauschrei
nern besteht zur Zeit kein Bedarf; es man
gelt nur noch cm erfahrenen Möbelschrei
nern.
Industrie der Steine und Erden: In Er
wartung einer baldigen regen Bautätigkeit
sind die Betriebe der baustofferzieugen-
den Industrie dazu übergegangen, stärker
vorzuproduzieren. Die während der Frost
periode entlassenen Belegschaftsmitglie
der wurden wieder eingestellt und darü
ber hinaus neue Arbeitskräfte ange/f ordert.
Bau- und Baunebengewerbe: An zahl
reichen Baustellen konnte Ende des Mo
nats die Arbeit in beschränktem Umfange
wieder auf genommen worden.
Dank an die Funktionäre und
Betriebsräte im Kreis Saari -Dillingen
Mit großem Interesse hat die Hauptver
waltung den von Euch vor einiger Zeit
mit soviel gesundem Optimismus gestarte
ten Kreiswerbewettkampf zur Gewinnung
neuer Mitglieder verfolgt. Soweit es von
hier aus in Frage kam, haben wir Euch
unterstützt, insbesondere durch unser
Presseorgan „Die Arbeit“. Das Ergebnis
Eurer Aktion, die Gewinnung von 1130
neuen Mitgliedern in vier Monaten, ver
dient besondere Hervorhebung und Dank.
Für viele wird es ein Beweis sein, daß bei
zielbewußter Gemeinschaftsarbeit schöne
Erfolge zu erzielen sind. Ihr habt gezeigt,
daß man es nicht bei allgemeinen Er
klärungen bewenden läßt, sondern mit
Schwung und Begeisterung intensive Ar
beit leistet.
An den Kollegen und Kolleginnen liegt
es nun, daß die neugewonnenen Mitglie
der sich in unserer Mitte wohl fühlen. Ein
mal sollen sie verspüren, welch starken
Rückhalt sie für ihre Existenz und die
ihrer Familie haben; dann aber auch sol
len sie echtem Kameradschaftsgeist be
gegnen. So werden sie bald dankbar be
merken, daß die Anlehnung eines Schaf
fenden an eine Gewerkschaft ein ganz
anderes Lebensgefühl gibt, als es der Ein
zelgänger außerhalb unserer Reihen fri
stet.
Mit besonderer Genugtuung wird jeder
Gewerkschaftler von Euter Absicht Kennt
nis nehmen, in absehbarer Zeit eine neue
Werbeaktion einzuleiten Die Hauptver
waltung übermittelt Euch auch dazu nicht
nur beste Wünsche, sondern durch neue
gewerkschaftliche Erfolge wird Euren Be
strebungen ein festes Fundament verlie
hen werden.
Mit gewerkschaftlichem Gruß!
— Hauptverwaltung —
gez.: Wacker.
Soziale Sicherheit
Vor kurzem sprach ein im ersten Welt
krieg als Jugendlicher verwundeter, 100-
prozentig kriegsversehrter Arbeiter auf
unserer Dienststelle vor, ein Marth also,
der nach Versorgungsgrundsätzen behan
delt wird. Er bezieht heute einschließlich
Frauenzulage, Kinder zu läge und Pfiege-
geld rund 18000 Frs. und ist mit seiner
Familie gegen Krankheit versorgt. Ueber
zeugend wies er uns nach, daß er mit sei
ner Familie bei den heutigen Verhältnis
sen mindestens 26 000 Frs. monatlich zum
Leben notwendig habe. Die Gewerkschaft
möge seine Bestrebungen cruf Erhöhung
der Versorgungssätze unterstützen.
Einige Tage später trat ein um die glei
che Zeit als Jugendlicher verunglückter
lOOprozentiger erwerbsunfähiger Berg
mann ins Büro, ein Mann, der nach Var
sicherungsgrundsätzen behandelt wird. Er
zieht aus Anlaß seines Unfalles 8000 Frs.
Rente und bat uns, doch dafür einzutre
ten, daß er wenigstens noch die Flaue n-
zulage zu seiner Unfallrente bekomme, die
er von keinem anderen Versichsrungs-
träger erhalten könne, weil er wegen
nichterfüllter Wartezeit keine Ansprüche
gegen einen anderen Versicherungsträg er
geltend machen könne Gegen Krankheit
ist weder er noch seine Familie geschützt.
Hätten diese beiden Arbeiter neben dem
genannten Bezügen noch Anspruch auf
eine Leistung der Rentenversicherung, so
würde bei dem ersten kein Ruhen eintra
ten, wogegen der zweite noch das Ruhsn
seiner halben Sozialrente in Kauf nehmen
müßte.
Diese Gegenüberstellungen zeigen, daß
das Nebeneinander von zwei verschiede
nen Prinzipien der sozialen Sicherung zu
ungerechter Behandlung an sich gleichbe
rechtigter Staatsbürger führt. Es wäre
nicht schwer, die Liste solcher Beispiel*
beliebig zu verlängern und dadurch nach-
suweisen, daß die Sozialversicherung ge
genüber dem Grundsatz der Versorgung
nicht bestehen kann.
(Fortsetzung folgt)