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Februar 1950
„DIE ARBEIT,,
Die Konkurrenz Schiene-Straße
Zuschrift eines Eisenbahners
..Wir von der Eisenbahn haben uns darüber
gefreut, daß auch der Kollege von der Post in
der Nr. 2 des Organs der E.. G, „Die Arbeit"
unter der Ueberschrift „Ein Beitrag zum Ver
kehrsproblem“ in allgemein verständlicher Form
zu dem von uns sehr oft aufgegriffenen heiß
umstrittenen Verkehrsproblem „Schiene — Straße"
Stellung genommen hat.
Vorweg soll gesagt werden, daß die Aus
führungen über die besondere soziale Seite auch
unsererseits die vollste Unterstützung finden.
Im Nachstehenden soll nun untersucht werden,
inwieweit eine befriedigende Lösung in der Ver
kehrsbedienung für alle Beteiligten, sowohl für
die Verkehrskunden als auch für die Verkehrs
träger gefunden werden kann.
Vorweg sei gesagt, daß keineswegs die Ab
sicht besteht, an den Errungenschaften der Tech
nik vorbeizusehen. Im Gegenteil soll die Tech
nik nach einem bestimmten Plan ganz beson
ders auch für das Beförderungsproblem nutzbar
gemacht werden. Wenn nun hier sich ein Eisen
bahner zum Wort meldet, so soll deshalb nicht
nur die Schiene als Beförderungsweg gepriesen
werden, sondern auch die Straße als uralte
Dienerin der Menschheit und damit Bindeglied
dev Kultur als Beförderungsweg den gebührenden
Platz behalten. Es kann keineswegs die Ab
sicht sein, die Entwicklung rückwärts zu drehen,
sondern die Parole heißt: „Mit der Zeit vorwärts
schreiten“. Diese Einstellung hindert uns nicht
zu versuchen, eine klare Uebersicht über die
ungleichmäßige Verteilung von Lasten und Pflich
ten zwischen Schiene und Straße aufzuzeigen.
Die Eisenbahn dient der Allgemeinheit. Sie
hat aus der Gründerzeit, d. h. aus der Zeit, als
die Eisenbahn sozusagen noch ein Beiorderungs-
monopol hatte. Erschwernisse übernommen, die
ihr heute noch anhaften. Wir denken z. B. an
die Beförderungspflicht, den Tarifzwang und die
verschärfte gesetzliche Haftpflicht. Darüber hin
aus muß die Eisenbahn ihren Fahrweg selbst
unterhalten. Die Straßenunternehmen zahlen
durch den erhöhten Kraftstoffpreis nur einen ge
ringen Anteil zur Straßenunterhaltung; der größte
Teil zu dieser Unterhaltung wird von der All
gemeinheit der Steuerzahler aufgebracht. Der
private Omnibusverkehr stellt sich seinen Fahr
plan so zusammen, dpß er im wesentlichen nur
vollzahlende Fahrgäste befördert. Während die
Eisenbahn den starken Berufsverkehr zu billigen
Preisen abwickeln muß und aus sozialen Rück
sichten weitgehende Ermäßigungen gewährt,
nimmt der private Omnibusbetrieb der Eisenbahn
in unfairer Konkurrenz die voll zahlenden Fahr
gäste weg.
Es soll zugegeben werden, daß nach dem
Zusammenbruch 1945 die Eisenbahn infolge der
massiven Zerstörungen der Anlagen und ihres
Materials zunächst nicht in der Lage war, den
gesamten Verkehr so zu bedienen, wie es
notwendig gewesen wäre. Aus dies?? Zeit re
sultieren die Anfänge des heutigen Zustandes
in dem saarländischen Omnibusgewerbe, Unter
nehmer. die mit alten, wackligen Wagen an
fingen zu fahren, haben sich im Laufe der Zeit
eine Vielzahl von neuen Wagen zugelegt, weil
sie ohne jegliche Kontrolle, sowohl hinsichtlich
des Tarifs, der Sicherheit und der Herkunft ihrer
Fahrzeuge vollständig immun gegen jeden Ver
lust waren. Man kann daher ruhig von einem
chaotischen Zustand im privaten Omnibusge
werbe sprechen. Wo bleibt denn hier Herr
Geraldy. der sich so gerne im Finanzausschuß
des Landtages mit den Finanzfragen der Eisen
bahn beschäftigt?
Gegenüber 15 der vor 1939 bestehenden Privat-
omnibusbetrieben zählt man heute bereits 36
Omnibusunternehmen. Dazu kommt noch ein aus
gedehnter Werksverkehr- Im Jahre 1938 waren
im saarländischen Gebiet — 162 Kraftomnibusse,
im Jahre 1949 sind = 372 Omnibusse eingesetzt.
Dies bedeutet eine Steigerung von 230 Prozent.
Es ist festgestellt, daß z. B. ein Privatomnibus-
unternehmer der Eisenbahn monatlich 800 000 Frs.
Einnahmen entzieht. Bei dem gleichen Unter
nehmer werden einheitliche Fahrscheine ausge
geben für alle Verkehrsverbindungen ohne Preis
aufdruck. Während die Eisenbahn für ihre genaue
verbuchten Einnahmen die vorgeschriebene
Steuer entrichten muß. kann der Unternehmer
in dieser Beziehung nicht kontrolliert werden.
Auf der Eisenbahn wird der Fahrgast nahezu
bei jedem Zug konrolliert, während Kontrollen
beim Privatunternehmer bisher nicht bekannt
sind, weil er sie nicht will, oder in diesem
Falle das hochwohllöbliche Finazamt sogar das
Hühnerauge zudrückt! Eine systematische Kon
trolle ist auch nicht möglich.
Die Sozialleistungen der Eisenbahn sind außer
ordentlich hoch. Unter anderem unterhält sie
für ihre Angestellten rund 2000 Wohnungen. Unter
größten Opfern ist sie damit beschäftigt, auf
dem Sozialgebiet ihren Angehörigen die gröst-
möglichste Sicherheit zu bieten. Ein Privatunter
nehmer schimpft über die gesetzlichen Sozial
abgaben. Es fällt ihm garnicht ein. noch beson
dere Leistungen über das gesetzliche „Muß“ hin
aus zu bringen. So kann es nicht weitergehen.
Auf der einen Seite werden die Interessen
weitester Volkskreise auf das Empfindlichste
durch diese unterschiedliche Behandlung geschä
digt. und auf der anderen Seite sind die Unter
nehmer auf Kosten der Allgemeinheit die Nutz
nießer dieser unlauteren Konkurrenz.
Das Wort „staatliche Lenkung“ mag im heu
tigen Sprachgebrauch etwas „verpönt“ klingen,
aber nur die Unternehmer, die sich „frei ent
wickeln“ und losgelassen von allen Bindungen
entwickeln wollen, fördern für sich unter dem
Deckmantel der Demokratie die freie Ausbeu
tung.
Man kommt nicht umhin, die Dinge gerecht
zu regeln und von einer einzigen Stelle aus
zentral zu lenken. So wird dabei oft von einer
Koordinierung oder von einem Verkehrsbeirat
gesprochen. Doch ehe man einer Koordinierung
von Straße und Schiene näher treten kann, ist
es unbedingt notwendig, daß die Lasten und
Pflichten gleichmäßig auf die beteiligten Unter
nehmen verteilt werden. Es muß gefordert wer
den, daß die Autounternehmen der gleichen Ver
pflichtung und Dienstbarkeit unterworfen wer
den. wie die Eisenbahn.
Hierzu gehört u. a.:
die Pflicht feste Fahrpläne und feste Tarife au
veröffentlichen,
die Pflicht, alle Reisenden auf den festgesetzten
Verkehrswegen zu übernehmen,
die Pflicht den Reisenden die gleichen An
nehmlichkeiten zu gewähren wie bei
der Eisenbahn, z. B. geschützte Halte
stellen,
die Pflicht, den Reisenden die größtmöglichste
Sicherheit zu gewähren, wie etwa 2
Fahrer auf ein Fahrzeug, ausreichen
de Haftpflichtversicherungen,
die Pflicht die sozialen Belange des Personal?
in gleicher Weise wie bei der Eisen
bahn zu schützen,
die Pflicht sich einer iauienden Kon^ulle des
Verkaufs der Fahrscheine durch be
hördliche Organe zu unterwerfen,
die Pflicht, die Unterhaltungskosten für die
Straßenbenutzung in ein Verhältnis zu
stellen, wie sie etwa der Eisenbahn
durch ihren eigenen Schienenweg auf
erlegt sind.
Beinahe hätte ich die bei uns so berühmten
Dienstdauervorschriften vergessen. Welcher Pri
vatkraftwagenunternehmer hat jemals an eine
derartige „Belastung“ seines Betriebes gedacht?
Welcher Kraftfahrer hat je gewagt, gegen eine
Ueberinanspruchnahme zu protestieren? Wenn es
wirklich einen solchen geben sollte, dann ist
er aber heute nicht mehr als Kraftwagenführer
beschäftigt!!!
Es dürfte wohl kaum anzunehmen sein, daß
die privaten Unternehmen zu einer Uebernahme
dieser unumgänglichen Verpflichtungen bereit
sind. Es wird daher nichts anderes übrig bleiben,
als zur Wiederherstellung geordneter Zustände
■•ii'! heutigen Unternehmer einer strengen Prü
fung zu unterwerfen und diesen in allen Fällen,
in denen die vorgenannten Bedingungen nicht
erfüllt sind, die Genehmigung zu entziehen.
Es ist unverständlich, daß die Regierung diese
Frage bisher nicht in zufriedenstellender Weise
regeln konnte. Es ist allgemein bekannt, daß so
wohl von der Eisenbahn als auch von der Post
gegen diese privaten Omnibuslinien fortgesetzt
Einsprüche erhoben werden. Aber es ist uns
noch in keinem Falle bekannt geworden, daß die
Regierung den berechtigten Einsprüchen nach
gekommen wäre. Im Gegenteil, von Monat zu
Monat werden private Omnibuslinien erweitert.
Bei gründlicher Ueberlegung kann man nur noch
zu einem Resultat kommen: Die gewerbsmäßige
Beförderung der Personen außerhalb des Taxen
betriebs und der Straßenbahnen muß bei den
ältesten und größten Verkehrsunternehmen, bei
der Eisenbahn und der Post bleiben. Dabei muß
das Aufgabengebiet der Post auf die Zubringer
linien zur Eisenbahn festgesetzt werden. Sollte
es unumgänglich sein, daß sonstiger Omnibus
verkehr und Werksverkehr in gewissem Umfang
noch weiter geführt werden, so muß hierfür im
gegenseitigen Einvernehmen eine Lösung ge
funden werden.
Ueber das Verhältnis zwischen Eisenbahn und
Post erscheint es richtig, daß beide sich selbst
darüber einigen.
Zusammenfassend richten wir eindringlich —
wie schon so oft — an die Regierung einen
Appell, auf diesem Gebiet endlich die notwendi
ge Ordnung zu schaffen. Wir erlauben uns, die
Regierung auf die anläßlich unserer Betriebs
rätekonferenz am 12. ll. 1949, an der neben dem
Hohen Kommissar Frankreichs im Saarland. M.
Grandval, der Ministerpräsident, Herr Hoffmann,
sowie die Herren Minister Dr. Singer und Kirn
teilnahmen, gefaßte Entschließung hinzuweisen,
die sich mit vorstehenden Ausführungen in allen
Teilen deckt.
Wir können uns iernerhin nicht mehr nur mit
Entschließungen und freundlichen Zusagen zu
frieden geben. Unsere Eisenbahner wollen end
lich auch einmal Taten sehen. Sollten etwa zur
Beleuchtung dieser Taten Scheinwerfer benötigt
werden, so erklären wir uns zu deren Lieferung
bereit.“
iifniiHiiiiiiiiiiiiiHMiiiiiiiiiiiiHiiiHMiitiiiiiiimHimiimiHiimiiHiimiiiiiimiiiiiHiiiHni
/\r\ zeigen m der Gewerk
schaftsleitung //Die Arbeit'"
verbürgen Erfolg!
Post aus dem Ausland
Frankreich. Die Kohlenförderung ergab in der
am 21. Januar endenden Woche ein Ergebnis von
1 134 000 Tonnen. Dazu kommen 311 000 Tonnen
Saarkohle. Weitere 212 000 Tonnen Kohle wurden
eingeführt. Die Stromproduktion betrug in der
am 26. Januar endenden Woche 626 Millionen
Kilowattstunden. Hiervon waren 197 hydrauli
scher Herkunft, 429 Millionen kWh wurden auf
thermischem Wege erzeugt. Der Warenverkehr
der staatlichen Eisenbahnen hielt sich in der
am 20. Januar endenden Betriebswoche mit
220 000 geladenen Güterwagen ungefähr auf dem
Stand der vorhergehenden Woche.
Schweiz. Die Lohn- urid Preisentwicklung in
der Schweiz weist im ersten Halbjahr 1949 ein
Ansteigen der Gesamtlöhne um 1 Prozent und
ein Absinken der Lebenshaltungskosten um o,7
Prozent auf. Der Wert der Löhne stieg also
um 1,6 Prozent. Die effektive Lohnerhöhung ge
genüber 1939 beträgt 23,8 Prozent.
Norwegen. Die norwegische Regierung kündigt
an, daß sie dem Parlament eine Reihe von Vor
schlägen zur Verstaatlichung der Einfuhr von
Futtermitteln pharmazeutischen Produkten unter
breiten werde. Sie beabsichtigt ferner die um
fangreichen industriellen Gefrieranlagen in staat
liche Verwaltung zu nehmen und ferner Kom
missionen zu ernennen, die Vorschläge zur Ver
staatlichung der Banken, der Brauereien und der
Bergwerke ausarbeiten sollen.
England. Von den seit dem Jahre 1947 nach
England gekommenen 86 000 freiwilligen Arbei
tern, haben sich nur 2 000 entschlossen, in ihre
Heimat zurückzukehren. Etwa 30 000 dieser Ar
beiter sind in der Landwirtschaft beschäftigt,
14000 in den Baumwoll-und Wollindustrien. 11000
ijr den Bergwerken und 15 000 arbeiten in den
Krankenhäusern und Anstalten als Hauspersonal.
USA. Die amerikanische Gewerkschaftszen
trale „American Federation of Labor“ (A. F. L.)
kündigt an, daß die ihr angeschlossenen Ge
werkschaften bedeutende Lohnerhöhungen ver
langen werden. Die Arbeitgeber, so heißt es in
dieser Veröffentlichung, können Lohnerhöhungen
von 7 bis zu 16 Cents pro Stunde gewähren,
ohne daß dadurch das Preisniveau ins Schwan
ken geräte, wenn sie nur die Produktionskosten
und die Gewinnspanne vermindern. Die ameri
kanische Wirtschaft ist stark und gesund und
eine neue Krise kann vermieden werden, wenn
Arbeitgeber und Arbeitnehmer an einem kon
struktiven Programm Zusammenarbeiten. Nach
Ansicht der A. F. L. wird die Zahl der Arbeits
losen in den Vereinigten Staaten im Jahre 1950
um nahezu 1 Million auf mehr als 5 Millionen
durch das Hinzukommen neuer Arbeiter iniolge
Schulentlassungen etc. ansteigen.
Ein Arzt erlebt die Industrie
von Hons K e 11 n e ™
Ernst Klett-Verlag. Stuttgart.
Wer sich mit sozialen Fragen beschäftigt, der
kann an den Ln diesem Buche niedergelegten
Gedanken und Betrachtungen nicht vorüberge
hen. Hier äußert sich ein Betriebsarzt in gründ
licher Weise. In jahrzehntelanger Praxis hat
der Arzt die Krankheiten der Werktätigen stu
diert. Der Verlag behauptet in einem Hinweis,
das Werk lege den Grundstein zu einer neuen
Form der Menschenführung. Jedenfalls wird in
unserm ausgesprochenen Industriegebiet ein sol
ches Werk der besonderen Beachtung sicher
sein.
Dtf S. A. RKA^AISE
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