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„Die Arbeit“
November 1B47
Auptuf. des 'lüeÜQM&ikschafis&undes
Zwei Jahre sind seit Gründung
des Weltgewerkschaftsbundes ver¬
flossen. Die Wiederkehr des Jahres¬
tages ist durch eine intensive Tätig¬
keit zugunsten der Rechte der Ar¬
beiter für den Frieden, und für die
Entwicklung der Demokratie ge¬
kennzeichnet.
Die nationalen • Gewerkschaftslei¬
tungen der angeschlossenen Organi¬
sationen und alle Arbeiter betonen
an diesem Jahrestage; ihren Willen,
daß sie ihre Kräfte noch wirksamer
äm Werke des WGB anwenden wer¬
den. Die Einheit der Arbeiter der
Welt wird bei dieser Gelegenheit
noch enger geschmiedet werden.
' In allen Ländern lastet auf den
Gewerkschaften eine große Verant¬
wortung; überall entwickeln sie ihre
Tätigkeit zwecks Verbesserung ihrer
- Arbeitsbedingungen. In gewissen
Ländern kämpfen die Gewerkschaf¬
ten gegen . die harte Ausbeutung,
deren Opfer die Arbeiter beiden Ge¬
schlechtes sind. Andernteils Ist die
Rolle der Gewerkschaft und der Ar¬
beiter zugunsten des Friedens nütz¬
licher und notwendiger denn je. Sie
müssen ihren Willen festigen, um
den Frieden zu erhalten. Ihre Pflicht
ist es, mit allen Kräften und aller
Beharrlichkeit sich allen Versuchen,
die Idee des Krieges zu ernähren, zu
widersetzen.
Der Frieden in der Welt, die Ver¬
nichtung aller Überbleibsel des Fa¬
schismus, das Wachsen der demo¬
kratischen Rechte für die Völker
sind untrennbar mit dem Wohlstand
und dem erhöhten Lebensniveau der
Arbeiter der ganzen Welt verbun¬
den. Die Arbeiter und ihre Gewerk¬
schaftsorganisationen bekräftigen an¬
läßlich des zweiten Jahrestages des
Bestehens des WGB aufs Neue, daß
ihre Kräfte zur Verteidigung der ge¬
werkschaftlichen Rechte noch wach¬
sen werden. Sie geben kund, daß die
Einheit der Arbeiter * die wirksam¬
sten Mittel anwenden wird, um die
Rechte zu sichern, die zur. Entwick¬
lung notwendig sind.
Es lebe die internationale Gewerk¬
schaftseinheit und ihr lebendiger
Ausdruck, der Weltgewerkschafts-
^ bund. ;
; Es lebe der Frieden -und die Frei¬
heit aller Arbeiter der Weit!
Louis Saillant,
Generalsekretär des WGB.
Von Max Härtel,
Gewerkschaft und Kultur
, (Fortsetzung). .
Diese Aufgabe zu verwirklichen, ist ihn im wesentlichen verarmen und
die größte Kulturaufgabe, die je ge- verkümmern und stempelt Ihn zu.
stellt wurde dner T^>e' Vergeistigung der Ar¬
beit durch die Maschine verhindert
So betrachtet, steht die Arbeits- nicht die Paralysierung des Ge-
kultur als wesentlicher Inhalt des fühlsiebens. Die Pflicht des Men-
Lebens vor unseren Augen. Wir sehen gegen sich selbst ist nicht da¬
wissen, daß noch viel Arbeit nötig mit erfüllt, daß. er ein vollkomane-
-sein wird, um alle Arbeitnehmer ner Bürger des Staates wird. Mit-
yoa dieser Erkenntnis zu überzeu- arbeiten, Mitschöpfer der Kultur
gen. Sehen wir doch gerade in un- wird er in höherem Maße erst
seren'Tagen, daß Intoleranz und durch die intensivste Ausbildung,
Dummheit die organisierte Arbeit- seiner Persönlichkeit, durch die
nehmerschaft wieder verschiedene Entfaltung seiner Seele, die der In—
Wege gehen läßt. Aber seien wir begriff für alles Eigenste nr>d
uberzeugt, auch die Kultur der •
schaffenden Menschen wird ihren
aufsteigenden Weg gehen, so wie
wir ihn im Ablauf der Jahrhun¬
derte gesehen haben. Um aber diese
Kulturaufgaben erfüllen zu kön¬
nen ist es notwendig, daß jeder
Einzelne sein Wissen um die Dinge
bereichert. Jawohl, Wissen ist
Macht! Es ist daher erforderlich,
daß sich die Gewerkschaften mehr
denn je der Bildung ihrer Mitglie¬
der widmen müssen. Volkshoch¬
schulen und Arbedterakademien
Sind zu schaffen. Ohne diese Bil¬
dungsstätten wird jede Schulung
nur Stückwerk sein. Hatten wir
vor der nazistischen Ära schon vor¬
bildliche Institute, die einen regen
Besuch auf wiesen, so muß jetzt
noch mehr wie damals diese Bil¬
dungsarbeit durchgeführt werden.
Hier werden die Persönlichkeiten
geformt und ausgelesen, die wir
unbedingt beira Neuaufbau der
Wirtschaft benötigen. Und wie wir
gesehen haben, muß es gerade die
Aufgabe der Gewerkschaftskultur-
arbeil sein, den Persönlichkeitswert
hervorzuheben. Haben wir den Wert
dieser Arbeit erkannt, werden wir
auch* die Wege dahin finden. Ist
also Bildung eine Voraussetzung
für alle Kulturarbeit, dann wird
durch diese Bildungsarbeit auch
jede Kultur dem schaffenden Men¬
schen , nahegebracht werden. Im
vergangenen Jahr war die Theater-
geraeinde der Einheitsgewerkschaft
ebenfalls ein Stück Kulturarbeit.
Auch Dicht erwart and Musik sind
'nicht'trur '-als Mittet der Entspan¬
nung notwendig, isondern 'als ein
jStück Bildungsaxbeit. Wir haben
gesehen, daß" Arbeit nicht nur Er-
- werbsquelle sein darf, denn der Be¬
ruf droht den Menschen • zu ver¬
schlucken, die Spezialisierung läßt
Höchste im Menschen Ist. Jeder
Mensch muß sein Leben erfüllen
nach seines Wesens innerstem
Gesetz.
Leider erschöpft sich das Wirken
des heutigen Menschen im Mate¬
riellen, und Körperlichen; das See¬
lische liegt brach. Hier liegt die
große Möglichkeit unserer Theater¬
gemeinde, den arbeitenden Men¬
schen wieder zum musischen Erle¬
ben zu formen,
, ■ Nun sind wir uns aber klar, daß
es schwer sein wird, in der heuti¬
gen Notzeit, wo das Materielle noch
im Vordergrund steht und wohl
noch lange stehen wird, aufge¬
schlossene Herzen für kulturelle
Probleme zu finden. Trotzdem, wer¬
den wir unbeirrbar unseren Weg
gehen und alles daran setzen, dem
arbeitenden Menschen, alle Kultur¬
güter zuzuführen un-d in ihm das
Verständnis dafür zu wecken.
* Die Irrwege von "heute sind nur
Umwege, die morgen vielleicht
doch zum Ziele führen. Von der
sittlichen Bewältigung der Arbeit,
die Lebensproblem unserer Kultur
ist, hängt es ab, ob sich die Er¬
kenntnis durchringen wird, daß die
seelische Seite des Daseins lebendig
erhalten bleiben muß, wenn die
Kultur nicht mitergehen und der
Begriff Mensch, nicht sinnlos wer¬
den soll.
Wir haben es ja noch frisch im
Gedächtnis, daß durch „Kraft durch
Freude" ein . Stück Kultur nach
dem. anderen uns genommen wurde
und das Menschlichkeitsprinzip
entwertet worden ist. . Es soll uns.
ewig Warnung sein und uns als Ge¬
werkschaftier verpflichten alles zu
tun, um die Kultur der ganzen
Menschheit dienstbar zu machen,
zum Wohle der Schaffenden, zum
Wohle aller Menschen überhaupt.
Gewerksdiaflsdironik
Britische Gewerkschaften prote¬
stieren. Gegen die von der griechi¬
schen Regierung verhängten -Todes¬
urteile über vier griechische Ge¬
werkschaftsführer protestierten die
britischen Gewerkschaften in einem
Schreiben an den griechischen Mini¬
sterpräsidenten. Bereits anfangs Ok¬
tober war von britischen Gewerk¬
schaften und Arbeiterorganisationen
bei der griechischen Regierung gegen
das Urteil Einspruch erhoben wor¬
den. ■¥■
Die Forderungen der steirischen
Arbeiter. Die Forderungen der stei¬
rischen Arbeiter für eine gleichmä¬
ßige Lebensmittehrerteilung, zusätz¬
liche Kalorien’ für Schwerarbeiter
sowie Lieferungen der versproche¬
nen iLebensmittelmengen kamen be¬
sonders in Streiks und Protestier
monstrationen gegen die Provinzre¬
gierungen in Steiermark und Salz¬
burg zum Ausdruck, 'Die Haltung
der Bergarbeiter wurde vom Zen¬
tralkomitee der Bergarbeiter in Wien
gebilligt,
y * '
Lohnrerhandlungeti In Hannover.
Wie aus Gewerkschaftskreisen ver¬
lautet, haben sich 70 Unternehmer
der Wrrtschaftsgroppe Chemie, Ke¬
ramik und Papier bereit erklärt, de?“
gewerkschaftlichen Forderung auf
Lohnerhöhung nachzukommen.
Generalversammlung des Indastrie-
verbartdes öffentliche Betriebe and
Verwaltungen in SuUbach.
Ende Oktober hielt die Einheiifi-
gewerischaft, Abt- öffentliche Be¬
triebe und Verwaltungen, ihre dies¬
jährige Generalversammlung ab»
Zahlreiche Mitglieder waren er¬
schienen.
Kollege Gruft eröffnete mit kur¬
zen Begrüßungsworten, verbunden
mit einer Ehrung der im letzte»
Jahr verstorbenen Kollegen, die Ver¬
sammlung. Daraufhin gab er den
Geschäftsberichte aus dem zu. ent¬
nehmen war,: daß seit der Gründung
der Ortsgruppe bis heute durch den.
Vorstand in Lohn- und Gehalts¬
fragen, auf sozialem Gebiet, in Unter-
stützungssachen* in Schuhen und
Kleidern sowie Ernährungs- / und
.Jugendfragen Vieles geleistet wurde.
Ec betonte . weiter, daß die Stadt
Sulzbach in kultureller Hinsicht an
der Spitze steht, was die vielen Ver¬
anstaltungen in der Festhalle bewei¬
sen. Den Kassenbericht gab Kollege
Krämer." Dann fand die Vor¬
standsneuwahl statt. Die Kollegen
des vergangenen Jahres wurden
nochmals gewählt, sodaß als ge¬
schäftsführender Vorstand Kollege
Gruft, als Kassierer Kollege Krämer
und Kollege Bambach als Schrift¬
führer für das Jahr 1948 weiterhin
ihr Amt ausführen werden. Als.
Jagendobmann wurde-Kollege Ober*
mann Ludwig gewählt
' . Dann ergriff Kollege B 1 a ß von.
der Hauptverwaltung das Wort.' Er
führte u. a, "aus;
’ „Wir haben im Saarland zwei ge¬
schichtliche Marksteine zu verzeich¬
nen; 1. die neue Verfassung und
2. die Betriebsratswahlen
Es waren einstmals Forderungen*
die. nun zur . Wirklichkeit geworden
Sind, Forderungen, die schon seit
Bestehen der Einheitsgewerkschaft
erhoben wurden. Die Einheits-,
gewerkschaft hat damit eine große '
Verantwortung übernommen und sie
nimmt an der. Gestaltung des wirt- ,
schaf tlichen Lebens im Saarland teil.!
Die Verantwortung kann nur ge?;
tragen werden, wenn wir mit einem'
großen Idealismus an die Lösung der
Fragen herangehen, die. nun vor uns
stehen, gilt es doch, in der kommen¬
den Zeit das erkämpfte und nun an-.
erkannte Mitbestimmungsrecht der
Arbeiter an der Saar zum Wohle des
Volkes und einer wirklichen Demo¬
kratie in die* Tat uihzu setzen.“
-fi r ■ J. B.„
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