Full text: 1947 (0002)

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Verlag und Redaktion: Saarbrücken, Brauer- 
Straß o 6—8. Fernruf Nr. 2 62 20. — Bankkonto! 
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Erscheint zunächst einmal monatlich. Für Gewerkschaftler 
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2. Jahrgang 
Januar 1947 
Nummer 1 
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Die Silvesterglocken, die von den 
Türmen der Kirchen über das 
Land hinaus den Beginn des neuen 
Jahres angekündigt haben, sind ver¬ 
klungen. 
Hinter uns liegt ein Jahr voller 
Sorge und oft beängstigender Not; 
ein Jahr, in dem zu allen anderen 
Tiefen menschlichen Elends auch 
noch der Hunger kam. Es sah die 
Einheitsgewerkschaft im Kampf um 
die Überwindung all der Schwierig¬ 
keiten des traurigen Erbes, das uns 
von den verantwortungslosen Ver¬ 
brechern des 3. Reiches hinterlassen 
wurde, einer Erbschaft, die wir 
übernehmen mußten und die uns* 
zwang, mit Entschlossenheit und 
äußerster Bereitschaft die sich stel¬ 
lenden schweren Aufgaben in An¬ 
griff zu nehmen. 
Wenn in dem abgelaufenen Jahr, 
trotz größter Not die saarländische 
Wirtschaft wieder zu neuem Leben 
erwacht ist der Rhythmus der Ar¬ 
beit wieder das Land durchflutet, so 
gebührt dafür zuerst Dank der flei¬ 
ßigen und strebsamen Arbeitneh¬ 
merschaft, die trotz schwerer Er- 
nährungskrisen, trotz Mangel an 
notwendiger Bekleidung, unter den 
kümmerlichsten Wohnverhältnissen 
in vorbildlicher Weise am Wieder¬ 
aufbau von Heimat und Wirtschaft 
gearbeitet hat. 
Darüber hinaus galt es für uns 
Gewerkschaften, im Ringen um die 
von Hitler zerschlagenen elementar¬ 
sten Rechte der Werktätigen, um 
den Wiederaufbau der Sozialver¬ 
sicherung und des Arbeitsrechts, in' 
der Wahrnehmung aller sozialen und 
beruflichen Interessen der Schaffen¬ 
den und im Kampfe um die Gleich¬ 
berechtigung und Mitbestimmung in 
Wirtschaft und Staat, alle Kraft für 
den Erfulg einzusetzen. 
Das neue Jahr findet uns kampf¬ 
entschlossen und bereit zur Ver¬ 
wirklichung der Wirtschaftsdemo¬ 
kratie und des sozialpolitischen 
Fortschritts, bereit die Lebenshal¬ 
tung der schaffenden Menschen zu 
verbessern und den Kampf für Frei¬ 
heit und Recht, gegen Unterdrückung 
und Rechtlosigkeit mit allen uns zu 
Gebote stehenden Kräften fortzu¬ 
führen. 
Mit dieser Entschlossenheit zum 
Kampf für das Gelingen unseres 
Werkes und in der Gewißheit, daß 
das Sch cksal aller Schaffenden in 
ihrer eigenen Hand liegt, marschie¬ 
ren wir hoffnungsvoll und vertrauend 
auf die Einigkeit in unseren Reihen 
hinein ins neue Jahr. 
Der Beginn des neuen Jahres ist 
für die Gewerkschaften aber zugleich 
auch eine Stunde der Besinnung, in 
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Keiner wird es für möglich halten, 
daß unser Freund Heinrich Wacker 
am 18. Januar 1947 seinen sechzig¬ 
sten Geburtstag feiert. Wenn man 
täglich beobachtet, mit welch jugend¬ 
lichem Elan er die uhgeheure Ar¬ 
beit, die auf ihm lastet, meistert, 
wirkt er beispielgebend für jeden 
jüngeren Kollegen. Heinrich Wacker 
ist allen Gewerkschaftlern ein Vor¬ 
bild. 
Als junger Werkzeugmacher trat 
er 1909 in den deutschen Metall¬ 
arbeiterverband ein. 1917 kam er 
als Werkmeister der Firma Schwinn, 
Homburg, ins Saarland. Er wurde 
bald Vorsitzender der Ortsgruppe 
Homburg. 1920 sahen wir ihn als 
Gruppenvorsitzenden des deutschen 
Werkmeisterverbandes, dem er 1922 
als Geschäftsführer Vorstand. Am 
1. Juli 1923 wurde die Geschäfts¬ 
stelle in Saarbrücken eröffnet. Der 
Arbeitsbereich des Kollegen Wacker 
ging über das Saarland hinaus in 
den Regierungsbezirk Trier und das 
Nahetal bis Bad Kreuznach. 
Neben seiner gewerkschaftlichen 
Tätigkeit gehörte Kollege Wacker 
den Aufsichtsräten des Asko und 
der Bank der Arbeiter, Angestellten 
und Beamten an. Jahrelang wirkte 
er als Beisitzer in der Spruchkam¬ 
mer des Oberversicherungsamtes. Er 
war Mitbegründer, Aufsichtsratsvor¬ 
sitzender und Vorstandsmitglied der 
Baugenossenschaft „Heimstatt“ für 
das Saargebiet, die viele eigene 
Heime für die versicherten Ange¬ 
stellten geschaffen hat. Darüberhin- 
aus nahm Kollege Wacker in den 
Jahren 1930—1934 hervorragend an 
der Bezirksleitung des Afa-Bundes 
teil. Bei der Angliederung des Saar¬ 
landes an Hitler-Deutschland ging 
Heinrich Wacker in die F.migration. 
Hier war er im engsten Kontakt mit 
dem kürzlich verstorbenen Edo 
Fimme. Nach der Niederwerfung des 
Naziregimes ke&rte Heinrich Wak- 
ker In» Saarland zurück und stellte 
seine Kraft wieder in den Dienst der 
gewerkschaftlichen Arbeit. Heute ist 
er als Präsident der Einheitsgewerk¬ 
schaft in rastloser Arbeit |ür die 
Werktätigen an der Saar tätig. 
Wir wissen, daß Kollege Wacker 
jede persönliche Ehrung ablehnt, 
doej* können wir nicht umhin, ge¬ 
rade ihm zu versichern, daß an sei¬ 
nem Geburtstag alle organisierten 
Kollegen mit dankbarem Herzen 
seiner gedenken werden. Unser M. 
Hl.-Redaktionsmitglied sprach mit 
ihm und befragte ihn nach seinem 
Geburtstagswunsch. Kollege Wacker 
sagte: 
„Ich wünsche, daß das Streben der 
alten Gewerkschaftsfunktionäre zu 
einer Einheit der gesamten Bewe¬ 
gung zu kommen, in die Tat umge¬ 
setzt wird und daß es uns gelingt, 
mit den führenden Kameraden die 
Wirtschaftseinheit an der Saar zu 
erhalten.“ 
Kollege Wacker gab der Hoffnung 
Ausdruck, daß der Anschluß der 
Einheitsgewerkschaft Saar an den 
Weltgewerkschaftsbund in Kürze 
vollzogen wird. Uebcr das gute Ein¬ 
vernehmen mit der C. G. T. äußerte 
sich Kollege Wacker äußerst zufrie¬ 
den. Er wies daraufhin, daß er als 
Gast am Kongreß im April 1946 in 
Paris teilnehmen konnte und ist der 
Unterstützung der französischen 
Kollegen nicht nur im Aufbau der 
Organisation, sondern auch im Auf¬ 
bau einer neuen und gesunden So¬ 
zialpolitik gewiß. 
Möge uns Kollege Wacker noch 
recht lange Jahre erhalten bleiben, 
die Einheitsgewerkschaft und unsere 
Zeitung „Die Arbeit“ wird ihn nicht 
entbehren können. 
Wir vereinigen uns mit allen 
Werktätigen und gratulieren herz¬ 
lich! 
Verlag und Redaktion 
„Die Arbeit“. 
M. HI. 
der wir uns nicht nur Rechenschaft 
geben müssen über das, was war 
und über das, was sein soll, sondern 
auch über die eigene Verantwortung 
für das Gewesene, über die uns inne¬ 
wohnende Kraft und das eigene 
Können, die wir bei der Gestaltung 
der Zukunft einzusetzen fähig und 
bereit sind. 
Dabei gedenken wir der alten 
Kameraden, die im Kampf um Recht 
und Freiheit grau geworden sind, 
die in den Gefängnissen, Zuchthäu¬ 
sern und KZ-Lagem für ihre Über¬ 
zeugung ihr Leben ließen. In ihrem 
Sinne unser begonnenes Werk wei¬ 
terzuführen, weiter zu kämpfen für 
die edelsten Ziele und Ideale, für 
Menschlichkeit und Friede soll uns 
heiligstes Gelöbnis sein. 
Mit Stolz können wir bei Beginn 
des neuen Jahres sagen: 
Der Gedanke der Gewerk¬ 
schaf t s e i n h e i t hat gesiegt 
Er mußte siegen, denn nur da¬ 
durch wird es möglich sein, die Ge¬ 
fahr des Wiedererwachens der Re¬ 
aktion, die immer die Uneinigkeit 
d?r Arbeitnehmerschaft zur Er¬ 
reichung ihrer faschistischen und 
imperialistischen Ziele benützt hat, 
endgültig zu beseitigen. 
Wohl wissen wir, daß noch man¬ 
cher Arbeiter, Angestellter und Be¬ 
amte den Gewerkschaften gegenüber 
eine abwartende Stellung einnimmt, 
sich noch nicht aktiv am demokra¬ 
tischen Aufbau beteiligt, sich noch 
nicht zum Gedanken der Solidarität 
rller Schaffenden durchgerungen 
hat. Wir hoffen, daß diese im neuen 
Jahr erkennen, daß Freiheit und De¬ 
mokratie .licht nur Schlagworte sind, 
sondern daß sie dem Menschen 
Pflichten auferlegen und daß die 
erste sittliche Pflicht darin besteht, 
dort aktiv mitzuarbeiten, wo man 
auch bereit ist, die Früchte zu ern¬ 
ten. 
Wenn wir auch diesen Abseits-, 
stehenden das Recht auf Koalitions¬ 
freiheit zubilligen, so muß anderer¬ 
seits deutlich gesagt werden, daß 
Hilfe und Kameradschaft nur der¬ 
jenige verlangen kann, der auch den. 
Gedanken der Solidarität bejaht. 
Die Einheit brachte uns die Ge¬ 
meinschaft unserer Idee, unseres 
Handelns und unseres Wollens. Die¬ 
jenigen, .die gegen diese Einheit 
sind, sind nicht nur Gegner der De¬ 
mokratie. sondern auch Gegner un¬ 
seres Volkes. , 
Die Einheitsgewerkschaft ist nicht 
allein der Sachwalter der Arbeits¬ 
kraft aller Arbeitnehmer, sie hat 
auch das sittliche Recht, innerhalb 
der Wirtschaft und Verwaltung 
gleichberechtigt mit den Unterneh¬ 
mern und den Behörden an dem 
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