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2. Jahrgang
März 1947
Nummer 3
Saarländische Gewerkschaftler in Paris
Präsident Ilamadier empjing eine Delegation der Einheilsgetverkschaft des Saarlandes
Im Hotel ülatignon zu Paris empfing am vergangenen Wochenende
der Präsident der französischen Regierung Paul Ramadier, in Anwesen¬
heit des Gouverneurs der Saar, Colonel Grandval, eine Delegation der
Einheitsgewerkschaften des Saarlandes, der unter der Führung ihres
Präsidenten Heinrich Wacker die Kollegen Bouillon, Mitglied der Haupt-
, Verwaltung, Weiter, Präsident des Industrieverbandes Eisenbahn, Post -
und Fernmeldewesen, und Aloys Schmitt, Vorstandsmitglied des Indu- '
slrieverbandes Bergbau, . angehörten. Dem Empfang wohnten bei die -<
Herren Rieth von der Militärregierung des Saargebietes, Generalsekretäl
des CGT Leon Jouhaux, Vorstandsmitglied der CGT Peters und des
% Generalsekretärs des Generalkommissariale;- für deutsche Angelegen-.
beiten Savary. .*
Nach der Vorstellung durch den Herrn Gouverneur und einführenden
Darlegungen des Herrn Rieth über die bewährte Zusammenarbeit
zwischen der Militärregierung und den Gewerkschaften an der Saar,
dankte der Präsident der Einheitsgewerkschaft, Kollege Wacker, dem
französischen Regierungschef für den sehr herzlichen Empfangs der der
saarländischen Arbeiterdelegation zuteil geworden ist.
„Wir Gewerkschaftler“, so fuhr
Kollege Wacker fort, „wissen es zu
schätzen, daß wir heute Ihr • Gast
sein können, und sind uns bewußt,'
was Frankreich in fünfjähriger Be-
satfcungszeit und zwei Kriegen an
Gut und Blut der furchtbaren- Gei¬
ßel. des Nationalsozialismus opfern
mußte.
Ich möchte aber auch an. dieser
Stelle dem Herrn Gouverneur des
Saargebietes meinen besonderen
Dank zum Ausdruck bringen, der
als Repräsentant der französischen
Nation uns niemals als Besiegte be¬
handelte, sondern vom ersten Tage
seiner Amtsführung ‘an uns in den
schwersten, sorgenvollsten ,Tagen
der zurückliegenden eineinhalb
Jahre stets^ Freund und Helfer ge¬
wesen ist und als Mittler und Trä¬
ger französischer Kultur und Demo¬
kratie Unsere größte Achtung und
Wertschätzung genießt. .
Als wir im November 1945 mit
dem Wiederaufbau der Gewerk¬
schaften an " der Saar begannen,
standen wir vor einem materiellen
und ' geistigen Trümmerfeld. Die
französische Militärregierung an der
Saar vertraute unserem ehrlichen
Willen, Aufbauarbeit zu leisten und
wieder gutzumachen, was durch die
verbrecherischen Taten Hitlers zer¬
stört -und vernichtet wurde.
Damals waren wir infolge des Be¬
schlusses des Kontrollrates, daß ein
Teil der Reparationen durch De¬
montage industrieller Anlagen ab¬
gegeben werden sollte, in größter
Sorge um den Bestand der indu¬
striellen Anlagen an der Saar.
... Wenn wir,heute mit Freude und
Genugtuung feststellen dürfen, daß
uns nicht nur alle Produktionsstätr
ten erhalten. blieben, sondern noch
neue hinzukamen,' so wissen wir,
daß wir dies einzig und allein den
unermüdlichen Bemühungen unseres
Gouverneurs und dem großen Ent¬
gegenkommen der französischen
Regierung zu' verdanken haben.
Aus diesem Grunde darf ich auch
Ihnen, Herr Ministerpräsident, im
Namen der gesamten organisierten
Arbeitnehmerschaft der Saar erklä¬
ren, daß sie mit freudigem Herzen
die Wiedergutmachung - Frankreich
gegenüber als ihre vornchrpste Auf¬
gabe betrachten. Das fleißige, arbeit¬
same Volk an der Saar wird durch
den Ertrag seiner Arbeit Frankreich
seinen Dank dafür abstatten.
Wir sind uns bewußt, daß die
^Wiedergutmachung erst dann • zu
einem vollen .Erfolg führen wird,
wenn der wirtschaftliche Anschluß
des Saargebietes an Frankreich voll*
zogen ist Dann wird die von Natur
gegebene wirtschaftliche Verbun¬
denheit der beiden Gebiete zu einer,
glücklichen Lösung führen, weil
dann Lothringer Erze und saarlän¬
dische Kohle durch den Fleiß und
"die Arbeitskraft der Saarländer in
vollem Umfang die- Güter erzeugen
können, die Ihrem Vaterland und
• unserer Heimat einen . sichtbaren
Beitrag zürn raschen Wiederaufbau
leisten werden. Deshalb wünscher
wir als Gewerkschaften, daß die Be¬
mühungen Fränkreichs, in Bälde den
wirtschaftlichen Anschluß vollziehen
. zu können, in Moskau zu einem Er¬
folg führen mögen.
Der Wiederaufbau einer demokra¬
tischen Wirtschaft, die dem Frieden
und dem Wohl der Menschheit- zu
dienen hat, ist die vornehmste Auf¬
gabe unserer gewerkschaftlichen
Tätigkeit. Sie kannmur in wahrhaft
demokratischem Geiste zur Durch¬
führung’. kommen, wenn die Ent¬
nazifizierung von Wirtschaft und
Verwaltung restlos durchgeführt ist.
' Sie allein schafft die Voraussetzun¬
gen für eine wirtschaftliche Prospe¬
rität,' für die restlose. Wiedergut¬
machung- Frankreich, gegenüber und
durch eine soziale :Gesetzgebung im
Saarland.'für einen Lebensstandard-
der schaffenden Menschen, der
höchste Arbeitsleistung und Arbeits-
1 freudigkeit gewährleistet.
H,err Ministerpräsident! Mit Mut
und Entschlossenheit haben wir in
engster Zusammenarbeit mit der
Militärregierung, die uns dabei jede
Unterstützung zuteil werden ließ,
bei den der Verzweiflung nahen _
Menschen die Freude und Pflicht zur"
Arbeit wieder wachgerufen und den
Wiederaufbau der saarländischen
Wirtschaft in der kurzen Spanne
von kaum zwei Jahren zu einem
Erfolg geführt.
Nach Überwindung der größten
Schwierigkeiten können wir heute
mit Freude feststellen, daß —der
Rhythmus der Arbeit die. Fabrik¬
hallen, die Hütten betriebe und auch
die Stollen des Saarbergbaues wie¬
der durchflutet. . Unsere Lebenshal¬
tung, die gewiß noch verbesserungs¬
bedürftig ist, hat sich dank der Be¬
mühungen der Militärregierung und
der Unterstützung der französischen
Regierung gebessert und wir schen¬
ken Ihrer Zusicherung, daß Frank¬
reich uns seine Hilfe auch weiterhin
dabei zuteil werden läßt, vollstes
Vertrauen, .
Angesichts der Verantwortung, die
wir jetzt und in der Zukunft zur
Wahrung v des Wirtschaftsfriedens
und zur Sicherung des Aufbaues der
demokratischen Wirtschaft zu. tra¬
gen haben, besteht innerhalb der
Arbeitnehmerschaft der Saar Ein¬
mütigkeit darüber, daß ein endgül¬
tiger Erfolg uns nur dann beschie-
den sein wird, wenn die Geschlos¬
senheit und Einigkeit der schaffen¬
den Menschen an der Saar auch in
Zukunft gewahrt bleibt. Diese
Einigkeit wird uns die Gewähr ge¬
ben, im Sinne der -«französischen
Regierung und im Sinne des Welt¬
gewerkschaftsbundes an der Saar
den Gedanken der wahrhaften' De¬
mokratie endgültig zu verankern.
Herr Ministerpräsident! Wenn ich
nochmals betone, daß wir das Ver¬
trauen, das Sie uns schenken, zu
schätzen wissen,'so darf ich am
Schluß zum Ausdruck bringen, daß
■wir unsere vornehmsten Aufgaben
als Gewerkschaften an der Saar
darin sehen, den schaffenden Men¬
schen in der kommenden Wirtschaft
eine neue Lebensgrundlage zu geben,
die^Wirtscbäft an der.Saar zu einer
für beide Völker nützlichen und
dem Frieden dienenden Wirtschaft
zu gestalten und damit dem großen
Gedanken dienen, daß der wirt¬
schaftliche Anschluß der Saar an
Frankreich eine wahre und ehrliche
Verständigung der beiden Völker
zur Folge habe und- eine friedvolle
Zukunft für beide Völker gewähr¬
leiste.“'
Das Vertrauen Frankreichs
Ministerpräsident Ramadier gab
in seiner Erwiderung seiner Freude
darüber Ausdruck, daß durch die
Delegation die'Verbindung mit der
saarländischen Arbeiterschaft her¬
gestellt worden ist. Seit dem Kon¬
greß „ der französischen Gruben¬
arbeiter im Januar 1935 ln Mühl¬
hausen, auf dem saarländische De¬
legierte des alten Bergarbeiterver¬
bandes ihre Befürchtungen über die
damals bevorstehende Saarabstim¬
mung und Rückgliederung geäußert
haben, sei vieles anders geworden.
'Die französische Regierung werde
dafür sorgen,- daß derartige Fehl¬
entscheidungen zum Nachteil der
gesamten saarländischen Wirtschaft
und Bevölkerung nicht mehr Vor¬
kommen können. ^ ' -
Der wirtschaftliche ¡Anschluß und
die Schaffung der Wirtschaftseinheit
zwischen Saar und Frankreich sei
im Interesse beider Teile notwendig
und von größter Bedeutung für die
Entwicklung einer friedlichen Ver¬
ständigung der beiden Völker. '
Solange die Kohle international
verteilt werde und Frankreich nur
einen kleinen Prozentsatz erhalte,
leide die französische und die Saar-
■wirtschaft. Dieser Zustand werde
sich ändern, wenn der wirtschaft¬
liche Anschluß erfolgt sei und die
Regelung der Kohlenfrage im Sinne
Frankreichs und der Saar sich voll¬
ziehe. Dadurch würden auch die
Wiederaufbauschwierigkeiten, die
■ der Krieg ergeben habe," beseitigt-.
„Ich habe,“ so betonte-Herr-Ra¬
madier, „volles.. Vertrauen zur saar¬
ländischen Bevölkerung und weiß,
daß die Zusammenarbeit mit Frank¬
reich eine gute sein wird. Vor allem
wird die französische Regierung den
allergrößten Wert auf engste Zu¬
sammenarbeit mit der Einheitsge¬
werkschaft des Saargebietes legen,
damit .auch die sozialen und wirt¬
schaftlichen Interessen der Arbei¬
terschaft an der Saar gewahrt
werden.
Die' S«aarländer sollen
b I e iben, was sie sind. 'We¬
der meine, noch eine kom¬
mende Regierung wird das
Saargebi«ty annektieren,
sondern, was wir wol¬
len und wünschen, Ist der
wirtschaftliche Anschluß
des Saar gebiet e.s an Frank¬
reich. Dies ist die Meinung
der gesamten' französi¬
schen Regierung.“
Zum Schluß seiner Ausführungen
brachte der Ministerpräsident zum
.Ausdruck, daß zu einer erfolgreichen
Arbeit und zum Aufbau einer ge¬
sunden-Wirtschaft dri e Einheit
der Gewerkschaf tsbe w e
gung notwendig und wünschens¬
wert sei 'ünd daß jetzt und in der
Zukunft er den allergrößten Wert