C In Jahr geht zur Neige, das den
*- Industrieverband „Baugewerbe"
mit voller Kraft an der Arbeit sah
lind das unbestritten mit einem er¬
folgreichen Abschluß, für die Tätig¬
keit der Eeinheitsgewerkschaft und
des Industrieverbandes insbesondere,
endet.
Nachdem wir nun zum vierten
Male in 27 Jahren abgetrennt und
engeschlossen, befreit und einge-
«chlossen waren, sollte es eigentlich
ausgeschlossen sein, daß wir noch
einmal nach Irgendeiner poli¬
tischen Richtung hin angeschlossen
werden. Der wirtschaftliche An¬
schluß aber soll der Anfang in einer
Entwicklung sein, der die große
Frage „Europa“ folgen muß, wenn
den armen ausgebluteten Völkern
unseres alten Erdteiles noch einmal
ein Sattessen möglich werden soll.
Den Bauarbeiter aber bedrückt
zum Abschluß des Jahres 1947 die
bange Sorge um Lohn, Brot, Klei¬
dung und Wohnung. Wo aber stehen
wir heute und was will und wird
ihm die Gewerkschaft verschaffen?
Diese Frage kann an dieser Stelle
nur frei von politisch-religiösen Ein¬
flüssen und nur vom wirtschafs-poli-
tischen Standpunkt aus beantwor¬
tet werden, frei von täglich wech¬
selnden Einflüssen.
Der Aufbau des Bauarbeiterlohnes
war nach der alten RBT. neben einer
gut und leicht faßbaren Übersicht,
sowohl auf Zeitlohn, als auch auf
Leistung aufgebaut. Das nunmehr
eingeführte franz. Lohnsystem baut
sich im wesentlichen auf Zeitlohn
auf und bedient sich für die Abgel¬
tung der Leistung der verstärkten
Ausnutzung durch Einstufung, ohne
Sich weiter an Titel oder Rang zu
stören. Als bestimmender Faktor für
die leistungsmäßige Einstufung ist
der Koeffizient als Wertmesser ein¬
gebaut. So wird nun bei der ersten
Lohnabrechnung ein harter Kampf
um die Einstufung entbrennen, der
Jedoch mit großer Wahrscheinlich¬
keit, nach Ablauf von zwei bis drei
Lohnperioden abgeschlossen sein
dürfte. Hier haben die neuen Be¬
triebsräte ein Arbeitsfeld vor sich,
auf dem sie in jedem Falle eine
erste grundsätzliche Bewährung zu
beweisen haben. In diesem Kampf
wird aber in jedem Falle derjenige
Obmann am erfolgreichsten seine
Position ausbauen können, der eine
gute und voll organisierte Arbeitneh¬
merschaft hinter sich hat. Die Lohn¬
höhe wird bis zu einem bestimmten
Grade stets Kampfgegenstand der
Gewerkschaft sein, da die Entwick¬
lung für Sondervereinbarungen mit
Unorganisierten sehr bald keinen
Spielraum mehr läßt.
Das Preisproblem
muß und wird eine tragbare Lösung
finden und zwar in kürzester Frist,
da sonst die Produktionssteigerung
unmöglich gemacht wird. Eine Wäh¬
rungsstabilisierung ist im euro¬
päischen Raum insgesamt erforder¬
lich und in dieser Frage wird zwei¬
fellos der Franken als erste Währung
eine Reform erleben müssen, um der
wirtschaftlichen Stellung Frank¬
reichs in Europa als Stütze zu dienen.
Das Preis- und Lohnproblem einer
Volkswirtschaft ist aber in seiner
Doppelwirkung das Grundelement
des wirtschaftlichen Gleichgewichts.
Hier gilt es für die Gewerkschaft,
mit den besten Kräften in die mit¬
Zum Jahresende im Baugewerbe
bestimmende Position der Wirtschaft
einzutreten.
Demokratie In der 'Wirtschaft
bietet dem Saarvolk und der Welt
die beste Sicherheit gegen alle Frie¬
densstörer. Diese Demokratie aber,
haben wir noch lange nicht. Das,
was bis heute an demokratischen
Einrichtungen' aüfgebaut wurde, Ist
ein blasser Schein, der dazu noch
oft trügt. Hier ißt in erster Linie
der demokratische Geist erforder¬
lich und wir alle müssen diesen
Geist, den Willen zur Demokratie,
erst einmal richtig an uns selbst
reifen und stählen. Hier muß noch
vieles nicht ausgewechselt, sondern
geistig erworben werden. Haben wir
aber erst einmal in unserem eige¬
nen Hause die demokratische Denk-
und Handlungsweise in richtigem
Gebrauch, so wird die Anerkennung
der Nachbarvölker nicht ausbleiben.
Zweifelsohne wird bei dieser gei¬
stigen Umstellung die Tatsache ver¬
schwinden müssen, daß die Lehr¬
meister und' Hausnachbarn durch
schlechte Beispiele die Umerziehung
gefährden.
Rulturfragen
waren stets ein völkerverbindendes
Mittel. Ist es also verwunderlich,
wenn im Saarland und seitens der
Einheitsgewerkschaft aufs beste un¬
terstützt, das kulturelle Leben stark
aufblüht und sich im Wechsel der
beiden großen Kulturvölker Deutsch¬
lands und Frankreichs auf das beste
bewährt?
Die Berufsausbildung
hat wesentliche Fortschritte zu ver¬
zeichnen. Das kommende Jahr wird
aber ein wesentlich verstärktes Pro¬
gramm aufweisen, so daß unsere Ju¬
gend wieder einen festen Halt an
ihrem Beruf und einen stabilen Auf¬
bau ihrer Existenz erhält.
Die Jugend selbst
hat sich im letzten Jahr in allen
Lagen gut gehalten und soll im kom¬
menden Jahr in verstärktem Maße
zu der Arbeit in der Gewerkschaft
herangezogen werden. Sie soll am
Aufbau selbst helfen, um so sich
eine eine Organisation zu schaffen,
die ihr die Oewähr für eine bessere
und siehere Zukunft bietet.
Welche berechtigten Forderungen
stehen für den Bauarbeiter und ihre
Angestellten zum Jahreswechsel
noch offen?
Nachstehende Punkte, die in ihrer
Struktur berufsbedingt sind und
einer sofortigen Lösung zugeführt
werden müssen:
1. Beseitigung der Ortsklasse 3 und 4
lind Umbau auf 2 Ortsklassen, da
das Saarland bei seinem indu-
Bouarbeiterjugend herhören!
Zur Vorbereitung des zweiten
Gewerkschafts - Jugendkongresses
und des Verbands-Jugendtages
finden in den Monaten Dezem¬
ber bis Januar Kreisjugend-
Konferenzen statt. Die Tagesord¬
nung lautet unter anderem:
1. Wahl des Krelsjugcnd-Vcrtre-
ters und des Kreisvorstandes.
2. Wahl der Delegierten zum
zweiten Gewerkschaftsjugend¬
kongreß.
3. Wahl der Delegierten zum Be¬
zirksjugendtag des Industrie-
Verbandes Baugewerbe.
Wählt Eure Jugend-Obleute in
den Betrieben! Kommt alle zu
den Kreis-Konferenzen!
Es geht um Euer Mitbestim¬
mungsrecht in Betrieb und Bau¬
stelle. Ort und Zeitpunkt der
Kreiskonferenzen werden den
Betrieben zugestellt.
Industrieverband Baugewerbe
Abt. Jugend. i
Abschluß der Betriebsrätewahlen
P\ie Ortsverwaltung Saarbrücken
l-'kann einen erfolgreichen Ab¬
schluß der Betriebsratswahlen ver¬
zeichnen, die einmütig von den ge¬
samten Bauschaffenden im Zeichen
der Einheit standen. Wir danken
hiermit jedem Bauarbeiter für das
in uns gesetzte Vertrauen und be¬
sonders jedem Funktionär der durch
seine aufopfernde und tatkräftige
Mitarbeit einen großen Anteil an
diesem Erfolg für sich verbuchen
kann. Wir werden in Zukunft dieses
in uns gesetzte Vertrauen durch eine
gesunde Gewerkschaftsarbeit inner¬
halb der Organisation zu würdigen
wissen.
Auf Grund der durchgeführten
Wahlversammlungen können wir
auf einen erhöhten Mitgliederzu¬
wachs zurückblicken, der uns als
Beweis gilt, daß die Bauschaffenden
den Gedanken der Einheit begriffen
haben.
Durch die Einführung des neuen
Währungssystems, verbunden mit
den französischen Tarifen, wird uns
als Gewerkschaft eine große Last
von Aufgaben auferlegtr die wir nur
meistern können durch eine stark
und einheitlich ausgerichtete Orga¬
nisation.
Wir appelieren hiermit an alle un¬
sere Mitglieder, weiterhin durch ihre
aktive Kleinarbeit in den Betrieben
dazu beizutragen, eine lOOprozentige
Erfassung der Belegschaft in der
Einheitsgewerkschaft zu ermög¬
lichen.
Die Zukunft wird es unter Beweis
stellen, daß wir unsere ganze Kraft
zur Durchsetzung aller stehenden
Forderungen einsetzen, tun unser
großes gestecktes Ziel zu erreichen,
das lautet: „Sozialisierung der Bau¬
wirtschaft zum Nutzen aller Bau¬
schaffenden“.
Des weiteren möchten wir nicht
versäumen, unserem Verbandsvor¬
sitzenden Kollege Munari, für seine
gerade Haltung und seine Arbeit, die
er geleistet hat, im Namen unserer
Mitglieder unseren Dank auszuspre¬
chen und wünschen, daß er auch
weiterhin denselben Weg zum Wohle
unserer Organisation beschreiten
wird.
Zu dom bevorstehenden Weih¬
nachtsfest und Jahreswechsel wün¬
schen wir einem jeden Mitglied ein
frohes und erfolgreiches neues Jahr.
Die Ortsverwaltung.
striellen Aufbau und der Gliede¬
rung seiner Bevölkerung eine
stärkere Aufteilung nicht recht¬
fertigt;
2. Die Schlechtwetterregelung muß
sofort (falls inzwischen nicht er¬
folgt) In Kraft treten, da der Bau¬
arbeiter der Witterung ausgesetzt
und bei starkem Frost eine Bau¬
tätigkeit unmöglich ist;
3. Angleichung der Gehälter der
kaufmännischen Angestellten an
die Sätze der übrigen Arbeitneh¬
mer, da dieser Tarif eine unge¬
rechte Beurteilung der Lohnsätze
aufweist;
4. Verbesserung der Urlaubsregelung
für kaufm. und techn. Angestellte
gemäß den gesundheitlichen For¬
derungen,. wie dies in der deut¬
schen RBT. für Angestellte ver¬
ankert und anerkannt war;
5. Allgemeiner Ausbau der Sozial¬
versicherung und Erfüllung der
Forderungen. Einführung der Fa¬
milien- und Kinderzulage, ähnlich
der Regelung in Frankreich.
Wir sind überzeugt, daß das Jahr
1948 uns auf unserem schweren
Wege stets Erfolge bringen wird,
wenn sich die Bauarbeiter und An¬
gestellten vereint im Industriever¬
band Baugewerbe der Einheitsge¬
werkschaft, ihrer Stärke bewußt
sind und mit vereinten Kräften in
den Berufskampf gehen. Es wird
uns auch in Zcikunft nichts ge¬
schenkt werden und wir werden in
unserer Gewerkschaft jene Kraft
finden, die wir ihr selbst geben.
Zipfel.
Tagung der Betriebsräte
des Kreises Ottweiler
Am Samstag, dem 6. Dez. 1947,
fand in Neunkirchen eine Tagung
der Betriebsräte und Betriebsver¬
trauensmänner des Kreises Ott¬
weiler statt. Von den 64 anwesen¬
den Betriebsratsmitgliedem und Be¬
triebsvertrauensmänner wurde fol¬
gende Entschließung einstimmig an¬
genommen:
1. Die augenblicklich herrschende
Schlechtwetterlage bringt wieder
für viele Bauschaffende Lohnaus¬
fall mit sich, welcher unerträglich
ist.
2. Die Zoneneinteilung bedeutet für
die beiden letzten Gruppen, da
Lohn und Preis in keinem Ein¬
klang stehen, eine untragbare
Härte.
3. Familienbeihilfe und Rente bei
Ableben eines Bauschaffende ist
eine Notwendigkeit, welcher unbe¬
dingt mehr Beachtung geschenkt
werden muß.
4. Die Einstufungen für das Bau- und
Baunebengewerbe, sowie für die
Baustofferzeugende-Industrie soll
von den einzelnen Fachrichtungen
getätigt werden und als maßgebend
anerkannt werden.
Die anwesenden Betriebsrntsmit-
glieder und Vertrauensmänner bitten
den Industrie-Verband Baugewerbe,
sich für die obigen Forderungen ein¬
zusetzen.
Einstimmig wurde dem Bezirks¬
vorstand und dem 1. Vorsitzenden
Kollege Munari, größtes Vertrauen
entgegengebracht und für seine auf¬
opferungsvolle Arbeit in der schwe¬
ren Zeit gedankt. Das Wohl des Tn-
dustrie-Verbandes soll auch in der
Zukunft für Kollege Munari rich¬
tunggebend sein.
Der Wille zur Einheit wurde von
allen Anwesenden bekundet.