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Dezember 1946
AIJS DEN VERBANDEN
Im Zeichen
des Flügelrades
Großkundgebung der Saar - Eisen¬
bahner
In Anwesenheit der Herren Ober¬
leutnant Bozzola und Rieth
von der Militärregierung, dem Mit¬
glied der- Verwallungskommission
des Saarlandes, Direktor Danzen-
brink, lies Präsidenten Meil-
chen von der Eisenbahndirektion,
des Präsidenten der Einheitsgewerk¬
schaften, Wacker, versammelten
sich die 5aar - Eisenbahner am 17.
November zu einer Großkundgebung
im Johannishof in Saarbrücken, in
deren Verlauf der Vorsitzende des
Verbandes der Eisenbahn, Post und
Fernmeldewesen, Kollege Weiter,
in einem umfassenden Referat die
Fragen der Entnazifizierung der
Eisenbahnverwaitung, der Personal-
pclitik, der Ernährung, der Arbeits¬
zeit und der Altersversorgung einer
kritischen Erörterung unterzog.
Die Ausführungen des Referenten,
die lebhaften Beifall fanden und
nach Ansprachen der Herren Dan-
zenbrink und Meilchen, vor allem
von Mr. Rieth, unterstützt worden
sind, gaben Anlaß zu einer Ent¬
schließung, die das Ergebnis der
Kundgebung in folgenden Forde¬
rungen niederlegte:
1. Die von der auf der Eisenbahn¬
direktion bestandene Reinigungs¬
kommission gefaßten Beschlüsse
und festgelegten Sanktionen nicht
durchzuführen und als null und
nichtig zu erklären.
2. Die Umstellung der Eisenbahn¬
direktion auf demokratischer
Grundlage ist nach dem Prinzip,
wie es von der Einheitsgewerk¬
schaft. vorgeschlagen ist, durch¬
zuführen.
3. Die Eisenbahner verlangen, daß
der Lebensstandard in der Frage
der Ernährung allgemein erhöht
wird und daß für alle Bedien¬
stete die Schwerarheiterzulagc II
bzw. III ausgegeben wird; für
die direkte Büroarbeit ist den
Betreffenden Kategorie I zu be¬
willigen.
4. Zur Sicherstellung eines ruhigen
Lebensabends und zur Ausschal¬
tung aller Ungerechtigkeiten sind
alle Arbeiter nach einer Probe- ,
zeit von einem Jahr ins Beam¬
tenverhältnis zu übernehmen.
5. Bezahlung der über die normale
Arbeitszeit geleisteten Arbeit
oder Gewährung einer dement¬
sprechenden Freizeit.
Die Großkundgebung hat gezeigt,
daß die Eisenbahner des Saargebiets
mit den Einheitsgewerkschaften den
demokratischen Wiederaufbau mei¬
stern werden.
Baufjewerlis fordert Sofortmaßnahmen
Um die Erhaltung der Arbeitskraft
!m Baugewerbe des Saarlandes vor
einem weiteren Absinken zu bewah¬
ren, ßind für das gesamte Baugewerbe
sofortige Hilfsaktionen erforderlich,
die eine Kreisdelegiertenkonferenz
des Industrieverbandes „Baugewerbe"
vom 6. November in Saarbrücken zum
Gegenstand folgender Entschließung
gemacht hat:
1. Hebung der Ernahrun'gslage für
die gesamte Bevölkerung. Für die Bau¬
arbeiter Gleichstellung in den Sonder¬
zuteilungen mit den Bergleuten.
2. Besondere Zuteilungen anArbeits-
«chuhen.
3. Sofortige Zuteilung an Arbeits¬
kleidung sowie warme Unterkleidung
für den Winter.
4. Kohlenzuteilungen für die Haus¬
haltungen des Bauarbeiters.
5. Zuteilungen an Verbandstoffen.
(Gleichzeitig gibt zu dieser Ent-
ichließung der Vorstand des Industrie¬
verbandes Baugewerbe weitere Erklä¬
rungen ab:
Die Bauarbeiter des Saargebietes
• ind sich der Aufgaben und Anforde¬
rungen, die ihnen in dieser schweren
Zeit gestellt sind, wohl bewußt und
haben es in der vergangenen Zeit
nach dem Zusammenbruch unter Be¬
weis gestellt, daß sie mitarbeiten und
gewillt sind, mit ihrer ganzen Kraft
am Aufbauwerk teilzunehmen. Ohne
Bauarbeiter keine Industrie, ohne
Bauarbeiter keinen Verkehr, ohne
Bauarbeiter keine Wohnungen. >,
Die Bauarbeiter wollen ihre Ver¬
pflichtungen in der Schlüsselstellung
bereitwilligst erfüllen, aber man muß
ihnen auch die lebensnotwendige Er¬
nährung zukommen lassen. Die Bau¬
arbeiter können bei dieser augenblick¬
lichen Lebenslage in der Ernährung
nicht arbeitsfähig bleiben.
Wenn man bedenkt, daß die Arbei¬
ter in den anderen Schlüsselindustrien
allein schon durch die Werksküchen
besser versorgt werden können als
die Bauarbeiter, dann aber außerdem
noch besondere regelmäßige Zutei¬
lungen an Lebensmitteln, Bekleidung
und Genußmitteln erhalten, во kommen
wjr zu der Feststellung, daß der Bau¬
arbeiter heute genau so wie früher
gegenüber den anderen Industriearbei¬
tern zuriickgeslellt wird.
Diese Zurückstellung ist für das ge¬
samte Baugewerbe von weittragender
Bedeutung und somit ist es auch leicht
verständlich, daß der gewünschte Zu¬
gang zum Baugewerbe ausbleibt.
Wenn nicht schnellstens geholfen
wird, ist mit einem weiteren Abwan¬
dern der Bauarbeiter im Winter zu
rechnen. Man muß überlegen, daß der
Bauarbeiter fortlaufend der Witterung
ausgesetzt ist. Die Anforderungen, die
somit an den Körper des Bauarbeiters
gestellt werden, sind doppelt groß.
Der Industrie verband Metall hält
seine 1. General-Versammlung laut
Vorstandsbesehluß am 11. und 12.
Januar 1947 ab. Der Ort der Ta¬
gung ist Völklingen, Turnhalle. Es
ist Pflicht jedes Kollegen, alles zu
tun, um der Tagung nach außen hin
einen würdigen Charakter zu geben.
Während der Vorstand alle Vorbe¬
reitungsarbeiten zu dieser Tagung
vollzieht, sollen in den Betrieben die
Delegierten zu dieser Tagung ge¬
wählt werden. * Angesichts unserer
Mitgliederzahl, die heute über 19 000
Mitglieder beträgt, entfallen auf je
60 Mitglieder ein Delegierter. Um
den Kleinbetrieben Rechnung zu
tragen, hat der Vorstand beschlos¬
sen, allen Betrieben von 15 — 60
Mitgliedern einen Delegierten zu
gewähren. Wir möchten ausdrück¬
lich bemerken, daß nicht die Rcleg-
schaftszahl. sondern die Mitglieder¬
zahl hier in Anrechnung zu bringen
ist.
Um allen Angriffen von außen her
vorzubeugen und allen. Mitgliedern
Rechnung zu tragen, ist es Aufgabe
der Betriebsgruppenleitungen in Ver¬
bindung mit den Betriebsräten bei
Aufstellung der Delegierten die Pa¬
rität so weit als möglich zu wahren.
Um die Delegiertenwahl durchzu¬
führen, soll in jedem Betrieb ein
Wahlvorstand von 3 bis 5 Mann ge¬
wählt weiden. Dieser hat die x\uf-
gabe, für eine geordnete und ge¬
rechte Wahl Sorge zu tragen. Jedes
Mitglied muß bei Ausübung seines
Wahlrechts seine Mitgliedskarte vor¬
zeigen, in die nach der Stimmabgabe
„1. Gouer-alVersammlung Metall“ ge¬
stempelt wird. Es ist eine Selbst¬
verständlichkeit, daß nur Mitglieder
wählen dürfen, die mit ihren Bei¬
trägen in Ordnung sind. Kein Mit¬
glied darf zweimal sein Wahlrecht
ausübon. Die Wahl seihst soll am
10. und 17. Dezember 1946 vorge¬
nommen werden, so daß bis zum 19.
Dezember 1946 die Namen der Dele¬
gierten dem Vorstand des Industrie¬
verbandes Metall gemeldet sein
müssen. Den Delegierten selbst
wird dann von der Verbandsleitung
aus ihre Delegiertenkarte z.ugestellt.
Für Verpflegung und Unterkunft
wird Sorge getragdh.
Es ist nun Aufgabe aller Kollegen,
dafür zu sorgen, daß die Delegierten¬
wahlen an den bestimmten Tagen
und nach den bestimmten Richt-
Die Hauptkasse gibt bekannt
An alle Vorstandsmitglieder
und kassierenden Vertrauensmänner
der Einheitsgewerkschaften
Zwecks Durchführung der Bücher¬
kontrolle und Entwertung der gekleb¬
ten Beitragsmarken sind umgehend
sämtliche Mitgliedskarten einzuziehen
und an die Bezirksverwalhingen der
Industrieverbände einzusenden.
Am zweckmäßigsten werden die
durch die Vertrauensmänner betriebs-
bzw. abteilungsweise eingesammelten
Mitgliedskarten zusammengebündelt
an die Ortsverwaltungen abgegeben.
Von dort aus erfolgt die Ablieferung
an die Bezirksverwaltungen in Saar¬
brücken, Brauerstraße ü -6 (für Bau¬
gewerbe Saarbrücken 3, Cecilien-
straße 11).
Bis 30. 12. 1946 müssen die Karten
bei den Bezirksverwaltun'gen abgelie¬
fert sein, damit dort die Ueberpriifung
im Laufe des Monats Januar 1947 vor¬
genommen wird und mit den neuen
Beitragsmarken auch die Aushändi¬
gung der Mitgliedskarten an die Mit¬
glieder erfolgen kann.
Im Hinblick auf die anfangs des
Jahres 1947 stattfindenden General¬
versammlungen der Verbände ist es
unbedingt erforderlich, daß die Ein¬
ziehung aller Mitgliedskarten und
termingemäße Ablieferung an die Be¬
zirksverwaltungen erfolgt. Die Mit¬
glieder werden gebeten, die Ver¬
trauensleute und Kassierer bei der
Durchführung dieser unbedingt not¬
wendigen Maßnahme zu unterstützen.
Gottfried Bouillon, Hauptkassierer.
Bekanntmachung
der Handelskammer
Anmeldung zu den Lehr- und Anlern-
abschlußprüfungen Frühjahr 1947.
Die Handelskammer zu Saarbrücken
beabsichtigt im Frühjahr 1947 wieder¬
um Lehr- und Anlernabschlußpriifun-
gen abzuhalten. Für diese Prüfungen
linien pflichfgetreu durchgeführt
werden.
*
Im Saalbau in Homburg (Saar)
fand in Anwesenheit des Bürger¬
meisters der Stadt eine Funktio¬
när-Konferenz der Einheitsgewerk¬
schaft statt, die sich mit dem kom¬
menden Betriebsrätegesetz und der
Ernährungslage im Kreis Homburg
befaßte.
Bürgermeister Vollmar betonte
in seinen Ausführungen die Notwen¬
digkeit einer verständnisvollen Zu¬
sammenarbeit zwischen Gewerk¬
schaft und Behörden. — Kollege
Simon sprach über Einzelheiten
des Retriebsrätegesetzes und seine
Anpassung an die Erfordernisse der
Gegenwart.
kommen industrielle, gewerbliche und
kaufmännische Lehr- und Anlernlinge
infrage, die ihre Lehre bzw. Anlern¬
zeit bis spätestens 30. Juni 1947 ord¬
nungsmäßig, d. h. unter Nachholung
Umquartierung u. ä. verursachten
einer etwaigen durch Einberufung,
Unterbrechung beenden werden, so¬
wie diejenigen, die eine frühere Lehr¬
oder Anlernabschlußprüfung nicht
bestanden haben, aus irgend einem
wichtigen Grund zu i$r nicht zugelas¬
sen oder von ihr zurückgestellt wor¬
den sind.
Es wird ausdrücklich darauf hings-
wiesen, daß diese Aufforderung sich
auch auf die Lehr- und Anlernlinge
der Kreise Saarlouis, Merzig-Wadorn
und Saarburg erstreckt. Für diese
Kreise werden u. a. besondere schu¬
lische Vorbereitungskurse für die Ab¬
legung der Abschlußprüfungen durch¬
geführt werden, sofern die kaufmän¬
nischen ' und gewerblichen Berufs¬
schulen noch nicht voll angelaufen
■sein sollten.
Für die Anmeldung der Lehr- und
Anlernlinge zur Prüfung sind die vor¬
geschriebenen Anmeldeformulare, die
bei der Handelskammer zu Saarbrük-
ken 6owie bei den kaufmännischen
und gewerblichen Berufsschulen er¬
hältlich sind, zu benutzen. Auf den
Anmeldebogen sind die Unterlagen
verzeichnet, die bei der Anmeldung
zur Lehrabschlußprüfung mit einzu¬
reichen sind.
Die Anmeldungen sind bei der Han¬
delskammer zu Saarbrücken, Saar¬
brücken 3, Bisniarckktraße 106 bis
spätestens Samstag, dem 25. Januar
1947, einzureichen.
Der Industrie v e г b a n d
Eisenbahn-, PostundFern-
meldewesen hält jeden Frei¬
tag von 9 — 12 Uhr in Saarbrüc¬
ken, Brauerstr. 6-8, eine Besprechung
für alle Renten- und Sozialempfänger
ab.
Warum eine neue Arbeitskarte?
ВЕКА NN TM A CH UNGEN
Die Arbeitsämter haben alle Arbeit¬
geber aufgefordert, für ihre Beleg¬
schaftsmilglieder neue Arbeitskarten
beim Arbeitsamt zu beantragen. Viele
unserer Leser' weiden sich fragen,
warum wi-d eine neue Arbeitskarte
eingeführt und welche Gründe mögen
dafür vorliegen? — Wir haben turs an
das Landesarbeitsamt gewandt und
gebeten, darüber einmal eingehend
Aufklärung zu geben. Das Landesar¬
beitsamt Lat uns daraufhin folgendos
mit geteilt:
Durch das Kontrollratsgesetz Nr. 3
wurde für alle Zonen der Kreis der
Personen bestimmt, der arbeilspiJich-
tig und beim Arbeitsamt zu registrie¬
ren ist. Aufgrund dieses Gesetzes
wurde für das Saarland die Verord¬
nung über die Tätigkeit der Arbeits¬
ämter in Arbeits- und Lohnfragen vom
1. 6. 1946 erlassen. Danach sind in un¬
serem Gebiet vorerst folgende Per¬
sonen arbcitspfliohfcig und beim Ar¬
beitsamt, in rlessen Bezirk sie wohnen,
zu registrieren:
alle männlichen Personen deutscher
(Staatsangehörigkeit im Alter von
14 bis 60 Jahren und
alle ledigen und alleinstehenden
weiblichen Personen deutscher
Staatsangehörigkeit im Alter von
15 bis 40 Jahren.
Die Arbeitsämter sind verpflichtet,
jeder arbeitspflichtigen Person als
Bestätigung über ihre Registrierung
eine Bescheinigung auszuhändigeu.
Da nun der Arbeitspflichlige auch
noch einen Nachweis über seine Be¬
schäftigung bei sich zu führen hat und
ihm die Lebensmittelkarten nur ge¬
gen Vorlage des Beschäftigungsnach¬
weises ausgehändigt werden, wurde
für alle diese Zwecke ein Ausweis
eingeführt: die neue Arbeitskarte,
die nunmehr allen Bedürfnissen ent¬
spricht, auch den Bedürfnissen der
Kontrollorgane, die hier und da soge¬
nannte Arbeitskontrollen durchzu-
iühren haben. Einzelheiten bitten
wir dem Aufruf im Anzeigenteil der
heutigen Ausgabe zu entnehmen.